Freundin für Allie
zu gehen. Rosemarie beugte sich zu mir und zischte: »Ich werde dich verhauen, Finkle. Glaub ja nicht, ich hätte es vergessen, ganz im Gegenteil.«
Caroline, die danebenstand, weil sie gerade aus dem Krankenzimmer gekommen war, hörte zufällig mit und schaute mich dann ernst an.
»Allie«, flüsterte sie. »Das musst du Mrs Hunter erzählen. Wenn du es nicht tust, mache ich es.«
»Nein«, antwortete ich. »Es geht schon, echt. Ich habe alles im Griff.«
Caroline sah mich seltsam an, als wollte sie sagen: Was redest du denn da? Nichts hast du im Griff.
Aber ich wollte auf keinen Fall Mrs Hunter in die Sache hineinziehen. Wenn sie Rosemarie wieder bestrafen würde, wäre die nur noch wütender auf mich.
Andererseits: Zu behaupten, die Dinge im Griff zu haben, oder sie tatsächlich im Griff haben, sind zwei ganz verschiedene Dinge (das ist eine Regel). Das wurde offensichtlich, als wir zum Mittagessen nach Hause gehen wollten. Als ich mit Sophie, Caroline und Erica die Treppe hinunterging, kam Peter Jacobs auf uns zu.
»Hey«, sagte Peter zu mir. »Ich hoffe, du bist mir nicht böse. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass du bei einem so einfachen Wort wie ›Doktor‹ aussteigst, Allie.«
Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. Kaum zu glauben, dass Prinz Peter meinen Namen kannte. So überraschend
war das allerdings auch nicht, nachdem die Klasse mich derart angefeuert hatte. Ich warf Sophie einen Blick zu, deren Gesicht schon so rosa war, wie meins.
»Die Mutter von Allies zukünftigem Kätzchen ist sehr krank«, erzählte Erica Peter rasch. »Allie macht sich schreckliche Sorgen um sie. Die Katze ist in der Tierklinik!«
»Oh«, sagte Peter und schaute nicht mehr neckend, sondern mitfühlend. »Das tut mir wirklich leid. Dann ist es ja kein Wunder, dass dir gerade ›Doktor‹ so schwergefallen ist. Hoffentlich wird die Katze bald wieder gesund.«
»Danke, Pr … ich meine, Peter«, sagte ich.
Hilfe! Beinahe hätte ich Prinz Peter gesagt! Sophie, die neben mir stand, gab sich auch alle Mühe, das Kichern zu unterdrücken. Ich musste meinen Blick auf den Boden konzentrieren, um nicht laut herauszuplatzen. Zum Glück ging Peter weg, bevor wir uns hysterisch lachend in die Arme fielen.
»Was ist denn so lustig?«, fragte Kevin, der zu uns kam, damit wir ihn nach Hause bringen konnten.
»Hast du nicht gehört, was sie gesagt hat?«, fragte Sophie und wischte sich die Tränen von den Wangen.
»Lass sie nur«, sagte Caroline und nahm Kevin an der Hand. »Komm, wir bringen dich nach Hause.«
»Ohhhh«, sagte Kevin enttäuscht, weil er nicht in das Geheimnis eingeweiht wurde.
»Es war nett von Peter, dass er das über Lady Serena gesagt hat«, sagte Erica, als wir das Schulgelände verließen.
»Ja«, sagte ich. Doch ich konnte Peters Nettigkeit nicht so richtig an mich heranlassen, weil sie in so starkem Gegensatz zu Rosemaries Gemeinheiten stand. Sie wollte mich ja immer noch verhauen. Außerdem machte ich mir weiterhin große Sorgen um Lady Serenas Leben.
Als ich zum Mittagessen nach Hause kam und meine Jacke aufhängte, kam Mom an den Hintereingang neben der Garage. (Wir Kinder mussten hier ins Haus kommen, seit sie wusste, dass Oma am Ende des Monats zu Besuch kommen wollte. Sie hoffte, den Dreck so besser in Grenzen halten zu können.)
»Allie, Mrs Hauser hat gerade angerufen.«
Ich schwöre, mein Herz setzte bei dieser Nachricht gleich zweimal aus.
»Und?«, fragte ich in der Hoffnung, dass meine Gebete erhört worden waren.
»Heute Morgen hat Lady Serena in der Praxis des Tierarztes sechs Junge bekommen«, antwortete Mom.
Ich hielt die Luft an. Sechs Katzenbabys! »Oh!«
»Aber«, fuhr Mom mit ernster Miene fort, »freu dich nicht zu früh, denn sie sind viel zu früh geboren. Der Arzt ist nicht sicher, ob sie alle durchkommen.«
»Oh«, sagte ich in einem ganz anderen Tonfall, weil ich meine Hoffnungen wieder schwinden sah.
»Das Gute ist«, sagte Mom, »dass Lady Serena wieder gesund wird. Für Mrs Hauser zählt das am meisten. Aber Lady
Serenas Körper ist viel zu klein, um so einen großen Wurf auszutragen.«
Also, das stimmte. Lady Serena war eine superzarte, elegante Katze.
Während ich Mom in die Küche folgte, wo sie ein Mittagessen aus Hühnersuppe mit Nudeln aus der Mikrowelle mit Käse und Krackern zubereitete, fragte ich: »Könnte ich Lady Serena vielleicht in der Tierklinik besuchen und mir die Kätzchen ansehen?«
»Nein, nein, Süße, das geht nicht«,
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