Freundin für Allie
unter uns. Aber es war trotzdem supertoll! Wir haben mit Wei-Lin, der Freundin von Carolines Vater, Dim Sum gekocht. Das sind chinesische Klößchen.
Eigentlich sollte man sich die Hände waschen, bevor man den Teig knetet, weil er sonst grau wird. Aber wie Wei-Lin schon sagte: »Dann eben beim nächsten Mal.«
Trotz Sophies Unkerei haben wir von den schmutzigen Klößchen keine Parasiten oder Bauchweh bekommen, weil die Parasiten, wenn denn welche drin waren, beim Kochen getötet wurden.
Als ich jedoch guter Stimmung von der Party heimkam, begrüßte
mich Mom an der Tür mit einem Regenwetter-Gesicht.
»Was ist los?«, fragte ich, denn Mom guckt nur so, wenn sie mir etwas beibringen muss und nicht weiß, wie sie es mir sagen soll. (Zum Beispiel, wenn kein Fruchtjoghurt da ist und ich Naturjoghurt essen soll.)
»Mrs Hauser hat angerufen, als du weg warst, Liebes«, sagte Mom.
Mrs Hauser ist die Besitzerin von Lady Serena Archibald.
»Ja, und?«
Ich ließ meinen Schlafsack und den Rucksack mit den Übernachtungssachen fallen. Obwohl wir viel Spaß auf der Party gehabt hatten, war ich ganz schön müde. Wir waren bis tief in die Nacht wach gewesen, haben DVDs geguckt und Gruselgeschichten erzählt.
Ich will ja nicht angeben, weil Angeber unbeliebt sind (das ist eine Regel), aber meine Gruselgeschichten über eine Zombiehand fanden alle am gruseligsten. Sophie hat mir hinterher erzählt, dass sie vor Angst die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Sie dachte, eine Zombiehand käme vom Speicher und würde sie erwürgen. Dabei hatte ich ihr gesagt, dass es Zombiehände in Wirklichkeit gar nicht gibt.
»Es steht zu befürchten, dass Lady Serena Archibald ihre Kätzchen zu früh wirft«, sagte Mom. »Mrs Hauser hat sie zum Tierarzt gebracht, und sie tun, was sie können. Im schlimmsten Fall jedoch verliert Lady Serena ihre Kätzchen oder stirbt möglicherweise
selbst. Wenn die Kätzchen jetzt geboren werden, sind die Jungen wahrscheinlich noch zu klein, um zu überleben. Und wenn sie überleben, brauchen sie besondere Pflege. Mrs Hauser wollte dir das einfach schon mal sagen. Es tut mir schrecklich leid, Süße.«
Mir kamen die Tränen. Ich konnte es nicht fassen, dass Lady Serena Archibald, die Mutter von Maunzerle, meinem zukünftigen Kätzchen, beinahe gestorben wäre oder Maunzerle verloren hätte, während ich bei Caroline schmutzige Klößchen gekocht und Gruselgeschichten erzählt hatte.
»Es ist mir ganz egal, wie viel Pflege Maunzerle braucht!«, schrie ich. »Ich werde alles tun, damit sie überlebt! Ich will sowieso Tierärztin werden. Deshalb kann ich ja auch gleich mit dem Pflegen von Tieren anfangen.«
»Hör auf zu schreien, Allie«, sagte Mom, die jetzt noch besorgter aussah als vorher. »Wie willst du dich um ein krankes Kätzchen kümmern, wenn du in die Schule musst? Ein zu früh geborenes Kätzchen muss vielleicht rund um die Uhr gefüttert werden. Du kannst auf keinen Fall die ganze Nacht aufbleiben und dann in die Schule gehen.«
»Ich könnte Maunzerle mit in die Schule nehmen«, sagte ich. »Mein Pult ist groß genug, um ein Kätzchen hineinzusetzen. Mrs Hunter hat bestimmt nichts dagegen. Bestimmt nicht!«
Mom wirkte keineswegs beruhigt, aber ich wusste, dass ich recht hatte.
Mrs Hunter war die netteste, hübscheste Lehrerin auf der ganzen Welt. Sie würde mir bestimmt erlauben, Maunzerle während des Unterrichts ins Pult zu setzen, vielleicht sogar in dem pinkfarbenen Himmelbett, das ich im Einkaufszentrum gesehen hatte. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob das ganze Körbchen in mein Pult passte. Wahrscheinlich nicht.
Möglicherweise konnte ich aber für die Übergangszeit aus einem Schuhkarton ein Körbchen für Maunzerle basteln. Ein Schuhkarton passte ins Pult, jedenfalls fast. Ich würde das einzige Mädchen in der Schule sein, das ein krankes Kätzchen im Pult hatte. Alle würden sehen, was für ein fürsorglicher und netter Mensch ich war, wenn ich Maunzerle stündlich die Flasche gab und sie gesund pflegte. Sogar Rosemarie würde mich nicht mehr verhauen wollen, wenn sie sähe, was für eine gute Katzen-Krankenschwester ich abgab.
Ich lief zu Erica rüber, um ihr von Maunzerle zu erzählen und sie zu fragen, ob sie einen Schuhkarton für mich hatte. Unsere Umzugskisten und Schachteln waren alle zu groß. Wir hatten ja nicht nur ein Paar Schuhe verstauen müssen, sondern eher zwanzig (beziehungsweise eine Kaffeemaschine und Golfschläger).
Zum Glück hatte sich Ericas
Weitere Kostenlose Bücher