Friedo Behuetun 02 - Dunkles
…«. Sie ahnten nicht das Geringste.
»Stehenbleiben, Polizei, Hände an das Auto, hoch an die Dachkante, keine Bewegung!«, presste er halblaut hervor. Die Verblüffung der beiden war echt. Sie schauten wie geohrfeigt, folgten aber, als ob sie solche Anweisungen schon kannten. Schon Erfahrung damit oder zu viele schlechte Krimis gesehenhätten. Oder gelesen. Behütuns stieß seinen Mann nach vorn. »Hände ans Auto, hoch an die Dachkante, nicht umdrehen, keine Bewegung!«
Die Stimme in seinem Kopf wurde lauter: Lass das, du Depp! Bockmist ist das, was du hier tust! Aber es war nicht mehr aufzuhalten, keine Möglichkeit zum Bremsen, es gab kein Zurück.
Jetzt fehlte nur noch der Vierte. Behütuns wartete. Was machte er hier? War er noch ganz bei Trost? Hatte die Stimme in seinem Kopf etwa recht? Dann sah er die paar letzten Kisten in dem Kleinbus: eine große Lautsprecherbox. Daneben ganz eindeutig ein Verstärker. Auf der Ablage hinten ein elektrisches Klavier oder ein Synthesizer, damit kannte er sich nicht aus. Auf jeden Fall etwas mit weißen und schwarzen Tasten.
Der letzte der vier Männer kam aus dem Haus. Endlich! Behütuns richtete seine Waffe auf ihn. »Raus da, keine Bewegung« – Arschloch, Arschloch, Arschloch, meldete die Stimme in seinem Kopf ohne Unterbrechung. »Hände nach oben und ans Auto«, und er winkte ihn mit seiner Pistole zum Transporter. Verdammt noch mal, er kam sich lächerlich vor. Das konnte nicht die Bande sein, die er suchte. Selbst wenn er nicht in das Auto gesehen hätte: Das passte doch schon allein zeitlich nicht. Seine Täter wären doch schon längst da gewesen! Man braucht doch keine knappe Stunde vom Tatort vorne bis hierher! Seine Täter standen doch längst irgendwo anders und verluden ihre Beute. Hatten sie wahrscheinlich schon längst verladen! Obwohl alles so schön passte, die Nähe, die Kleintransporter, die Kisten – zeitlich passte es keinen Deut. Friedo Behütuns, was bist du für ein Idiot! Er nahm die Waffe herunter, schämte sich.
Die Sache klärte sich schnell auf. Die vier waren Musiker, hatten auf einer Feier gespielt. Bis spät in die Nacht. Jetzt brächten sie ihre Instrumente und die Anlage zurück in den Übungsraum, sie könnten die Sachen ja nicht draußen im Auto lassen. Die glühten ja bis morgen Mittag, bei der Hitze, oder sie würden geklaut.
»Beweise?«, fragte Kommissar Behütuns. Er kam sich wirklich blöd vor.
Bei einem Dr. Hartung hätten sie gespielt, das lasse sich alles nachprüfen.
Dr. Hartung? Der Psychologe aus Fürth?
Richtig. Er kenne ihn?
Jaja, durchaus.
Er habe seinen 50. Geburtstag gefeiert, dort hätten sie Musik gemacht, die Leute hätten getanzt. Er sei ein Freund von ihnen. Sie hätten mindestens 50 Zeugen für ein Alibi.
Behütuns kam sich immer blöder vor. Unsterblich blöd. Was war er nur für ein hirnrissiger Depp! Doch daran war jetzt nichts mehr zu ändern. Er musste die Sache aufklären, so peinlich es auch war. Die Sache war peinlich? Nein, er war peinlich! Eine unglaublich peinliche Nummer. Aber es half ja nichts. Er erzählte kurz, was passiert war. Bat um Entschuldigung. Für wie blöd mussten die jetzt die Polizei halten. Die Polizei? Nein: ihn. Ihn, Kommissar Friedemann Behütuns.
Die vier nahmen es ihm nicht krumm, waren nett. Lachten. Sei doch ein schönes Abenteuer gewesen. Behütuns war verlegen.
Ob er noch ein Glas Wein trinken wolle mit ihnen, wenn sie fertig seien?
Nein, danke, keinen Wein.
»Wenn Sie Musik machen, kann man Sie dann kennen?«, fragte Friedo Behütuns, »ich meine … sind Sie bekannt?« Irgendwie suchte er nach einem Weg, das Gespräch wegzulenken auf normales Terrain. Weg von der Peinlichkeit. Smalltalk ohne echtes Interesse.
Die vier lachten fast gleichzeitig. »Nein, nein, wir sind nicht bekannt.«
»Und wie heißen Sie dann, also, ich meine, die Band?«
Wieder lachten die vier. Sie schienen diese Frage erwartet zu haben.
»Wir haben keinen Namen.«
Behütuns schaute fragend. Das begann ihn jetzt doch zu interessieren. Gut, dass das Gespräch so lief, das machte die Situation für ihn einfacher.
»Wissen Sie«, sagte der eine, ein großer Schlaksiger mit halblangen dunklen Haaren, und lachte ihn an, »wir spielen seit circa zehn Jahren zusammen, aber eigentlich haben wir keinen Namen.«
»Aber wir suchen einen, haben Sie vielleicht eine Idee?«, fragte der kleinste der vier, ein Muskulöser mit glänzender Glatze.
Behütuns schaute weiter fragend. Keinen
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