Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
zurück zum Transit und zeigte lediglich auf die Hintertüren des Theaterbusses.
    Natürlich war es nicht schön, den schmutzigen Griff an der Hintertür des alten Transits zu drehen, um die Doppeltüren zu öffnen. Warum Lollo den Bus nicht besser in Schuss hielt, war ihm unerklärlich. Plötzlich schlug ein blutiger Arm schlaff zwischen den sich öffnenden Türen herunter. Dann drückte der zerstochene Körper von Pimmel die Hecktüren vollends auf und fiel wie ein nasser Sack auf den Boden. Die Barbaren hatten ihre unbändige Wut an ihm ausgelassen.
    Die Anspannung ließ Ohmsen das Blut pochend in den Schädel schießen. Glücklicherweise standen Doc und er ein wenig abseits von der grölenden Bande. Ohmsen sammelte unmerklich seine Kraft, um mit einem ordentlichen Hieb zunächst den Doc auf den Boden zu strecken.
    Es gab kein Zurück mehr, Ohmsen musste seinen Weg gehen. Er fingerte das Hamlet-Schwert von Halbedel aus dem Kofferraum des Transits und stach damit mehrfach auf den am Boden liegenden Doc ein. Dann blickte er sich vorsichtig um. Bemerkt worden war seine Tat glücklicherweise nicht, aber wenn der Doc nicht bald zurückkehrte, würde der Präsi sicherlich bald nach dem Rechten sehen.
    Wo sollte Ohmsen auf Föhr abtauchen? Würde er sich überhaupt an den Feiernden unbemerkt vorbeischleichen können? Nein, auf der Insel würden sie ihn früher oder später erwischen. Leise verschloss er die Flügeltüren und schlich zur Fahrertür.
    Er musste durch Wattenmeer und Priel nach Amrum– in Sicherheit. Die Amrumer Strandräuber würden sicher gerne ins Geschäft einsteigen. Sie würden die Föhrer Hualewjonken schon gebührend empfangen. Doch zunächst galt es, die alte Mähre in Gang zu bekommen, um sich einen kleinen Vorsprung zu verschaffen.
    Leise öffnete er die Tür und zog sich zum Fahrersitz hoch. Dann tastete er nach dem Zündschloss, doch der Schlüssel steckte nicht mehr. Wütend schlug Ohmsen auf das Lenkrad. Trotz der ausgeschalteten Zündung meldete sich die Hupe.
    Sofort bemerkte er, dass zwei, drei Gestalten am Feuer aufsprangen und sich auf den Weg zum Bus begaben, um nach dem Rechten zu sehen. Vor Wut trommelte Ohmsen mit den Fäusten kurz auf das Armaturenbrett, bevor er vom Sitz herunterglitt und seitwärts ins Dunkel der Nacht schlich.
    Nun galt es, klaren Verstand zu bewahren. Am Rand der Straße gewann er zügig Abstand vom Bus.
    Die Gestalten waren inzwischen am Theaterbus angekommen. Ihr Gegröle schallte durch die Nacht. »Doc! Komm endlich aus der Rostlaube und mach Party mit uns. Der Präsi hat eine kleine Sonderzahlung angekündigt.«
    Bald erhob sich ein wildes Geschrei. Sie mussten Doc gefunden haben. Ohmsen rannte los. Seine Sneaker verschafften ihm schnell einen Vorteil, und nach wenigen Minuten erreichte er den kleinen Strand und das Wattenmeer.
    Er blieb kurz stehen, um zu horchen. Seine Verfolger waren ihm auf der Spur. Ohmsen versuchte, sich zu beruhigen und stapfte weiter im dichter werdenden Nebel durch die salzige Suppe. Gut, irgendwo dort draußen trennte noch ein flacher Priel Amrum von Föhr. Aber das würde er schon hinbekommen, nur noch ein kurzer strammer Marsch.
    Ohmsen hielt den Atem an. Aufbrausendes Motorengeräusch, unterlegt von wildem Hupen, erübrigte weitere Gedankengänge. Seine Verfolger hatten den Theaterbus zum Laufen bekommen.
    Zum Glück wurde der Nebel immer dichter, und er rannte, so schnell er konnte, über das Watt.
    Endlich vernahm er das ersehnte Fließgeräusch. Vorsichtig tastete er sich vor, bis er einen Fuß ins Wasser tauchte.
    Das musste der Priel sein, der Föhr von Amrum trennte. Keine fünfzig Meter mehr, und er wäre auf der rettenden Seite. Energisch schritt er in den sich vertiefenden Strom. Schnell reichte das Wasser bis zur Hüfte, doch es würde bald wieder flacher werden. Die Scheinwerfer des Theaterbusses erfassten ihn kurz zwischen den Nebelschwaden. Ohmsen ließ sich treiben, um in die nächste Nebelschwade einzutauchen und damit dem Licht zu entkommen.
    Das gelang. Jetzt galt es, sich gegen den immer reißender werdenden Strom zu behaupten. Er versuchte, quer zur Strömung zu schwimmen.
    Immerhin schaffte es Ohmsen, seine Sneaker abzustreifen. Doch jetzt riss ihn die Strömung einfach mit. Immer wieder bemühte er sich mit der ihm eigenen Disziplin, gegen den Strom anzuschwimmen.
    Irgendwann versagten seine Kräfte. Wieder musste er an die Worte seines Chemielehrers denken. »Thema wieder mal verfehlt. Zu dünn die Suppe, H

Weitere Kostenlose Bücher