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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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war Stuhr nicht unangenehm, dass Jenny sich augenblicklich eng an ihn kuschelte. Solange er sie im Arm hielt, gab es für ihn keinerlei Grund, sich dem Kommissar zu erkennen zu geben. Für ihn war es sogar ausgesprochen interessant zu sehen, wie der Kommissar agierte, wenn er auf seinen eigenen Polizeiapparat angewiesen war. Wenn draußen eine Straftat begangen worden war, so war der Täter sicherlich schon lange auf der Flucht.
    Hinter ihnen wurde jetzt die Bar abgeräumt, um Verhörplätze einzurichten.
    In diesem Moment war hinter der Bühne das Geräusch einer zuklappenden Metalltür zu vernehmen. Die scharfen Kommandos des Kommissars ins Funkgerät durchschnitten unerwartet die eintretende Stille. »Achtung, Alarm! Unbekannte Person hat Turm offensichtlich soeben durch Nebentür verlassen. Hundeeinsatz, schnell!«
    Wenig später war selbst durch die dicken Mauern deutlich das Anschlagen von Hunden außerhalb des Turmes zu vernehmen, und als in der Folge Rufe und Kommandos über das Betriebsgelände hallten, konnte das Publikum wie bei einem Hörspiel gebannt das weitere Geschehen verfolgen.
     
    Das glückliche Ende ließ aber auf sich warten, denn die Metalltür wurde hinter der Bühne wieder aufgerissen. Für kurze Zeit drangen schneidende Halterufe und wütendes Hundegebell vom Außengelände durch das Mark des Publikums, bis die Tür wieder zugeworfen und verriegelt wurde. Es wurde mucksmäuschenstill im Raum. War der Flüchtende etwa in den Wasserturm zurückgekehrt?
    Während ein Teil des Publikums gebannt auf den geschlossenen Vorhang starrte, drehten sich andere irritiert zum Kommissar um, der genau wie sein Oberkommissar ratlos wirkte.
    In die aufkommende Unruhe des Publikums schrie eine hysterische Stimme: »Schießen Sie doch! Tun Sie etwas, Kommissar! Wo sind denn Ihre Kollegen?«
    In diesem Moment lenkte eine tiefe Stimme hinter dem Vorhang die Aufmerksamkeit der Zuhörerschaft auf die silberne Mündung einer Pistole, die jetzt behutsam den Vorhang teilte. »Ja, wo sind denn nur die Kollegen? Sollen sie doch kommen. Mein kleines Spielzeug liebt bewegliche Zielscheiben.« Als die Mündung der Pistole nun begann, wahllos auf die Köpfe zu zielen, erstarrte das Publikum.
    Auch Stuhr musste schlucken. Es war kein schönes Gefühl, Kanonenfutter zu sein.
    Jenny flüsterte ihm fassungslos ins Ohr. »Mein Gott, das ist Robert Halbedel, der dort spricht. Das kann doch nicht sein.«
    Stuhrs Ahnung bestätigte sich also schneller als erhofft, dieser Halbedel war ein Schuft. Er überlegte fieberhaft, ob er sich nicht einfach blind auf den Vorhang stürzen sollte, um den nicht besonders kräftig wirkenden Schurken zu überwältigen.
    Kommissar Hansen wagte einen Versuch, den Mann hinter dem Vorhang zu beruhigen. »Nehmen Sie bitte Vernunft an. Noch ist hier im Raum niemand zu Schaden gekommen. Ergeben Sie sich der Polizei. Wir müssen sonst von der Schusswaffe Gebrauch machen.«
    Niemand wagte, sich zu Hansen umzudrehen, der jetzt von der Bühne Spott erntete. »So, müssen Sie? Na, dann ist es vermutlich besser, dass die Herren Kommissare jetzt ihre Waffen im verschlossenen Halfter auf den Boden legen, bevor noch jemand zu Schaden kommt.«
    Stuhr konnte aus den Augenwinkeln verfolgen, dass sich Stüber und Hansen kurz zunickten, bevor sie die Halfter mitsamt den Dienstwaffen vom Gürtel lösten und auf den Boden fallen ließen.
    Dafür ernteten sie spöttisches Lob von der Bühne. »Na also, es geht doch. Nun schieben Sie Ihre Waffen mit dem Fuß zur Raummitte.«
    Während Halbedels Pistole weiterhin auf das Publikum zielte, bugsierten die beiden Kommissare mit den Füßen ihre Dienstwaffen zur Raummitte.
    Abermals ernteten sie Spott. »Klasse Schusstechnik, die Herren. Sie wären beide eine echte Verstärkung für die Gurkentruppe von Holstein Kiel.«
    Lachen konnte im Publikum darüber niemand.
    Die Stimme von Halbedel klang immer bedrohlicher. »Passen Sie gut auf, ich sage es nur einmal. Sie ordnen jetzt unverzüglich die Verriegelung des Hauptportals von außen durch Ihre Kollegen an. Sie haben genau 30 Sekunden Zeit dafür, ansonsten wird die Mündung meiner Pistole wahllos in Richtung Publikum aufblitzen. Das ist hier kein Kameradschaftsabend.«
     
    Der Kommissar gab mit seinem Funkgerät kurze Anweisungen, und wenig später wurde tatsächlich das Portal des Wasserturms von außen verriegelt.
    Hatte Hansen nicht vorhin gesagt, dass der Turm hermetisch abgeriegelt ist? Der Kommissar muss gewusst haben,

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