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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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bemühte sich Hansen, Fingerloos nicht mit Pferdi anzusprechen. »Nun, vergnügungssteuerpflichtig war es gerade nicht. Positiv gesagt: Magnussen hat mir vorgeworfen, nicht genug in unserem Fall unternommen zu haben. Den Rest kannst du dir vermutlich denken.«
    Am anderen Ende des Telefons schien sich Fingerloos königlich zu amüsieren. Es dauerte einige Zeit, bis er seine Sprache wiedergefunden hatte. »Mach dir keine Sorgen, Konrad. Bei unserem Beamteneid haben wir lediglich geschworen, treu dem Staat zu dienen. Von Arbeit war dort nicht die Rede gewesen.«
    Hansen musste ungewollt lachen. »Stimmt schon, aber lustig ist es nicht, wenn dein Chef dir so etwas vorhält. Unter uns, Zeise hat geplaudert. Richtig?«
    Fingerloos ließ sich eine Weile Zeit, bevor er genüsslich sein Geheimnis preisgab. »IM Zeise? Nein, der hat nicht geplaudert, er hat lediglich kopiert.«
    Auf die Antwort konnte sich Hansen keinen Reim machen. IM, so wurden doch die informellen Mitarbeiter bei der Stasi genannt. Wie kam Fingerloos nur darauf?
    Fingerloos legte nach. »Unser IM Zeise hat so eine Art Stundenplan angefertigt, wer von Magnussen wann zusammengeschissen werden soll. Mit System sozusagen. Ich war übrigens bereits gestern am späten Nachmittag an der Reihe. Das Übliche: zu lasche Dienstauffassung, unrasiert im Dienst, zu legere Kleidung, zu akribische Ermittlungsarbeit. Ich hatte mir das zunächst sogar zu Herzen genommen. Dann musste ich jedoch noch einmal in euren Kopierraum gehen, und siehe da, auf dem Kopierglas lag eine tabellarische Übersicht, wer alles wann zusammengefaltet werden sollte.«
    Hansen mochte das nicht glauben.
    »Und wie kommst du ausgerechnet auf Zeise?«
    Jetzt drang lautes Lachen von Fingerloos durch den Hörer. »Weil das Laufzeichen von unserem IM ganz oben auf dem Plan gleich neben dem Titel ›Disziplininitiative‹ prangte. Offensichtlich hatte sich Zeise eine Tageskopie auf dem Kopierer gezogen und vergessen, das Original einzusammeln.«
    Als Tageskopie wurden in der Direktion überflüssige Kopien bezeichnet. Hansen fand das unglaublich. »Okay. Ich vermute, du hältst das Original schon länger in den Händen. Warum hast du mich denn nicht vorher gewarnt?«
    Jetzt wurde Fingerloos leicht ungehalten. »Mensch, Konrad, ich habe bereits den ganzen Morgen vergeblich versucht, dich zu erreichen.«
    Richtig, Kommissar Hansen hatte den Anruf von Fingerloos nicht angenommen. Er bemühte sich, ihn zu beschwichtigen. »Schon gut. Das erklärt natürlich auch, warum mich Zeise zum Gespräch beordert hat. Welche Kollegen sind denn noch betroffen?«
    »Alle. Außer IM Zeise.«
    Ungläubig fragte Hansen nach. »Alle? Auch Stüber?«
    Das bestätigte Fingerloos umgehend. »Ja. Ich habe Zeises Plan eingescannt und dir per E-Mail zugesendet. Du kannst dich selbst davon überzeugen.«
    Sofort öffnete Hansen sein Postfach, und tatsächlich, hinter dem Namen Stüber stand ›faul, abgelenkt, hoher Krankenstand‹. Natürlich kannte Hansen die schwachen Seiten seines Oberkommissars nur zu gut, aber das so direkt in eine Abstraftabelle einzufügen, das ging überhaupt nicht.
    »IM Zeise!«, rutschte es jetzt auch Hansen heraus.
     
    Fingerloos legte jedoch nach. »Es gibt übrigens noch ein kleines Vögelchen, das wieder zu singen begonnen hat. Du solltest es einmal besuchen, Konrad.«
    Angestrengt überlegte Hansen, welche anderen Kollegen noch als informelle Mitarbeiter Polizeidirektor Magnussen zuarbeiten konnten. Ihm fiel aber niemand ein.
    Zum Glück löste Fingerloos das Rätsel schnell auf. »Kerstin Kramer ist anscheinend wieder vernehmungsfähig. Ich habe heute früh noch Gewebeproben von ihrer Bekleidung entnehmen wollen, aber sie hielt sich nicht in ihrem Krankenzimmer auf, sondern soll sich im Rollstuhl auf dem Weg zu einer Untersuchung befunden haben. Auf Nachfrage beschied mich die resolute Stationsschwester, dass es der jungen Dame schon seit geraumer Zeit besser gehe, natürlich den Umständen entsprechend. Vielleicht hast du ja mehr Glück als ich und triffst sie an.«
    Wieder schlug Hansen wütend mit der Faust auf den Tisch, aber diesmal tat es richtig weh, weil er ungewollt seinen silbernen Magnetkaktus mit den Büroklammern getroffen hatte. Alle spielten sie gegen ihn: Magnussen, Zeise, und jetzt auch noch die resolute Stationsschwester, die nicht in der Lage war, ihm die inzwischen eingetretene Vernehmungsfähigkeit von der Kramer zu vermelden.
    Von Stuhr und Olli existierten zudem nach wie

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