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Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser

Titel: Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Senf
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in der Zwischenzeit mithilfe von Frau Quack ganze Arbeit geleistet. Mlasec wurde festgenommen wegen Menschenhandels, Zuhälterei Minderjähriger und wegen Erpressung. Marc Poulet war sein bester Kunde. Aber Mlasec war kein Mörder. Über das Projekt des BND schwieg er eisern. Nach seiner Verhaftung wurde er überraschend freigelassen. Bis zur Verhandlung. Mlasec setzte sich ab. Ebenso wurden leitende Angestellte der Ausländerbehörde verhaftet. Sie hatten säuberlich Buch geführt über die Zuwendungen, die sie für das Arrangieren und Vermitteln von Zwangsverheiratungen kassiert hatten. Sie kassierten auch für die Umwandlung von Duldungen in Aufenthaltserlaubnisse. Der Chefoperateur Hippchen wurde eingebuchtet wegen falscher Abrechnungen. Er kassierte von den Kassen Leistungen für Operationen, die er nicht erbracht hatte. Wegen Organtransplantationen wurde er nicht belangt.
    Das Saarland hielt den Atem an. Marc Poulets letzte Fernsehbotschaft in die Häuser der Saarbevölkerung hatte eingeschlagen wie eine Bombe. Die Behörden ermittelten fieberhaft. Es hagelte Dementis. Keiner wollte in Poulets Sittenschau gewesen sein. Die Saarländer lieben die Verstrickungen ihrer Führungspersönlichkeiten. In aller Munde sein, ohne erwischt zu werden. Diese Form der Unterhaltung ist im Saarland beliebt.
    Ich wusste nicht, was mit den Toten im Bunker geschehen war. Ihre Leichen waren verschwunden. Es kümmerte mich nicht.
    Ich hatte lange überlegt, ob ich in die Katholisch-Kirch-Straße gehen sollte, um das Haus meiner Mutter zu sehen. Ich wusste nicht, ob sie noch lebte. Ich hatte ein taubes Gefühl, wenn ich an sie dachte. Als hätte ich ein Narkotikum geschluckt. Ich hatte all die Jahre nicht an sie gedacht.

    Ich hatte mir endlich einen Ruck gegeben und machte mich auf den Weg. Mein Herz pochte. Das Haus war unverändert. Es war eines der ältesten in Saarbrücken mit dem lang heruntergezogenen Ziegeldach. Die Fenster schauten wie Augen. Das war schon immer so.
    Am Eingang stand eine junge Frau mit dunklen Locken und rauchte. Im Haus war jetzt ein Antiquariat. Ich grüßte. Sie grüßte zurück. Ich betrat den großen Flur. Kein Schrank. Regale voller Bücher. An den Wänden handkolorierte Stiche.
    »Suchen Sie was Bestimmtes?«
    »Ich bin auf der Durchreise. Nur so. Ein bisschen.«
    »Manchmal findet man was.«
    »Immer seltener.«
    Ich näherte mich der Tür zum Garten. Ihn gab es noch. Im mediterranen Stil. Ich wäre gerne geblieben.
    Kein Verweilen. Es schien mir aufdringlich. Unpassend. Und wenn, wie lange verweilen? In welcher Erinnerung?
    »Kannten Sie Frau Neuhaus?«
    »Ach, die ist aber schon lange tot.«
    Sie schaute mich an.
    »Nur so.«
    Ein Kunde kam. Sie ging mit ihm in den Raum, wo immer die Pelze anprobiert wurden. Ich stellte mich an die Stelle, wo der Schrank stand und schloss die Augen. Ich konnte die Zeit nicht füllen.
    Ich überquerte die Straße und ging zur Basilika. Ich betrat sie durch einen Nebeneingang. Die Basilika war leer. Kein Gläubiger. Kein Tourist. Ich setzte mich in einen Beichtstuhl. Was wollte ich hier? Den Priester an den Ohren aus der Wohnung, die ein paar Häuser weiter lag, herbeiziehen, ihn vor dem Beichtstuhl zur Beichte auf die Knie zwingen, mit ihm die Rollen tauschen? Ich der Priester und er wer? Was sollte er erzählen? Den Inhalt des Films: › Hand des Priesters am Po der Mutter ‹ ? Gefilmt durchs Schlüsselloch? Vor 30 Jahren? Ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob das alles passiert war. Ob ich in dem Schrank gesessen hatte. Es waren Erfindungen. Voller Selbstzweifel saß ich in der Enge des Beichtstuhls auf dem harten Priesterbänkchen, das bei jeder Bewegung knarrte. Licht fiel diffus durch das Gitter. Ich erhob mich und verließ den engen Ort.
    Ich blieb vor dem Beichtstuhl stehen und ließ meine Blicke schweifen. Ich versuchte, mir meine Mutter vorzustellen, wie sie hastig die Kirche betrat und atemlos auf den Beichtstuhl zulief. Ein Gefühl von Schäbigkeit überkam mich.
    Schritte näherten sich. Der Priester hatte die Kirche betreten. Ich ging an ihm vorbei auf den Ausgang zu. Er musterte mich nur flüchtig. Ein Fremder, ein Tourist, der gerade die Kirche besuchte. Ich kehrte aber doch zurück. Es trieb mich zu ihm.
    »Ich bin Fritz Neuhaus. Wann starb meine Mutter?«
    Er war sprachlos. Ein leichtes Chhhhh kratzte an seiner Kehle.
    »Also, wann?«
    Er holte tief Luft. Ein spiralenförmiger Räusperer flog zum Kirchenschiff. Ich hatte nicht geträumt. Diesen

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