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Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser

Titel: Fritz Neuhaus 03 - Nichtwisser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Senf
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brennende Wrack. Ich nickte.
    »Wo kriegt man denn so was?«
    »Im Internet.«
    Jean nahm den Austernteller wieder mit.
    »Hättest ja mal was sagen können.«
    Ich liebte seinen morbiden Humor.
    Bald herrschte Chaos. Polizei kam. Absperrungen. Feuerwehr. Hubschrauber. Morgen würden die Zeitungen über Terroristen schreiben.
    Sie schliefen schon lange unter uns.
    Sie hatten alle Regeln verletzt.
    Das machte kein Zocker. Regeln bestimmten das Spiel.
    Schwarzer Rauch wehte herüber. Es stank nach verbranntem Gummi.
    Eine Schranktür schlug zu.
    Ich ging zu einem Drucker in Moabit, der Büttenpapier noch selbst schöpft. Für Holzdrucke. Ich nahm fünf große Bögen mit und einen weißen, breiten Filzstift. In einem Lokal beschrieb ich die Bögen mit dem weißen Filzstift. Ich schrieb immer das gleiche Wort, bis die Bögen vollgekritzelt waren.
    frei .
    Man konnte es nicht lesen. Nur bei einem ganz bestimmten Lichteinfall. Ganz schwach. Eher eine Ahnung. Aber ich wusste, dass es da stand. Tausendfach.
    frei.
    Ich fuhr mit den Bögen unter dem Arm mit der S-Bahn
    zur Sommerbaumbrücke. Ich lief bis zur Mitte der Brücke. Unter mir die Spree. Ich zerriss die Bögen in viele kleine Schnipsel, die ich in den Fluss streute. Ein Ausflugsdampfer passierte die Brücke. Die Leute winkten. Ein paar Schnipsel flatterten auf das Schiffsdeck wie ziellose Schmetterlinge. Vielleicht waren es auch Bachstelzen.
    Ein Sportflugzeug zog ein langes Band hinter sich her. Es war beschriftet. Es flatterte. Die Buchstaben tanzten unentzifferbar im Flugwind.
    Laufband. Ich konnte es nicht lesen. Noch nicht.
    Aber bestimmt bald.
    Das war ich den Schrankbewohnern schuldig.
    Am Ende der Oberbaumbrücke radelte eine Frau. Ich kannte sie. Aus alten Zeiten. Ich winkte ihr zu. Sie hatte mich nicht gesehen. Vielleicht gespürt. Ich wollte noch rufen:
    »Nimm mich mit.« Ich ließ es sein.
    Dann machte ich mich auf den Weg.

    E n d e

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