Fröhliche Ferien am Meer
Schule sein, und das hast du doch gerne gemocht. Im Anfang geht man nicht auf die Station. Nur Unterricht, und das wirst du spielend schaffen. Dann kommt die eigentliche Krankenpflege, der schmerzende Rücken und die wunden Füße.«
»Ich glaube nicht, daß mir das viel ausmachen wird. Mein Rücken verträgt schwere Arbeit ziemlich gut; das ist der Vorteil, wenn man viel Sport getrieben hat. Und meine Füße tun nie weh. Angela sagt, es sei, weil sie ziemlich groß sind, aber das sind sie für meine Länge eigentlich gar nicht. Und außerdem habe ich eben eine größere Fläche, auf der ich stehe.«
»Gut, das ist die richtige Einstellung. Ich mag Leute nicht, die immer nörgeln.«
»Oh, wenn ich das möchte, dann kann ich bei Jonathan nörgeln. Er sagt, es mache ihm nichts aus.«
»Das glaube ich wirklich auch, denn so möchte er es«, sagte Matron geheimnisvoll. »Besser nörgeln als gar nichts.«
»Aber ich wünsche, Sie wären da, damit ich mit Ihnen reden könnte. Sie waren so unheimlich lieb zu mir, Matron.«
»Lieb? So nennt man mich zum erstenmal. Ich muß daran denken, es in meine Memoiren zu schreiben.«
»Und ich will genau wie Sie werden, wenn ich alt bin. Ich habe mich entschlossen, mich um ein kleines Krankenhaus auf dem Land zu bemühen, wenn ich fertig ausgebildet bin.«
»Vor zwei Tagen wolltest du noch Bezirkskrankenschwester werden«, erinnerte Jonathan sie unfreundlich. »Du wolltest in einem großen Wagen über Land fahren und Aufregung in friedliche Häuser bringen.«
»Ja, es kann sein, daß ich das tue, solange ich jung genug bin — zwar keine Aufregung, das ist einfach häßlich von dir, Jonathan, aber die Bezirksschwester. Aber danach werde ich in einem Ort wie diesem leben und mich um das Krankenhaus kümmern, bis ich wirklich alt bin, und danach...«
»Danach wirst du dich in ein Häuschen im Dorf zurückziehen und dasitzen und das Leben beobachten wie ich. Hör bloß auf, mein Kind. Daran werde ich dich in ein paar Jahren erinnern. Nun auf Wiedersehen, Jonathan. Ich bin überhaupt nicht einer Meinung mit Ihnen, aber vielleicht weißt du, was du tust. Wir werden das in zwei Jahren sehen. Auf Wiedersehen Freddie. Ich werde euch beide sehr vermissen.«
Sie ging in ihr kleines Haus. Sie konnte Freddies fröhliche junge Stimme hören, als sie den Hügel hinuntergingen, und eine Minute lang stand sie da, bis die Worte verhallt waren, dann drehte sie sich tapfer um und ging in die Küche. Sie mußte mit dieser indischen Würztunke beginnen, die sie dem Roten Kreuz nächste Woche für den »Bringen-und-Kaufen-Basar« versprochen hatte.
Zu Angela sagte Miss Lorimer: »Ich wünsche, ihr hättet hier heiraten können. Von meinem Haus aus. Alte Jungfern träumen von Hochzeiten, und das ist für mich eine ganz besondere.«
»Ich würde nichts lieber tun als das, aber das ist einfach nicht möglich. Freddie kann nicht lange genug frei bekommen, um die weite Reise zu machen, und sie muß meine erste Brautjungfer werden. Bei Shelaghs Hochzeit war sie viel zu dick, und jedes Mädchen hat das Recht, einmal Brautjungfer zu sein. Aber Sie werden doch kommen, nicht wahr?«
»Natürlich werde ich kommen. Davon könnt ihr mich nicht abhalten. Hat sich mein sentimentales, tantenhaftes Herz nicht eben danach gesehnt?«
Angela drückte ihren Arm, und sie lachten beide. »Sie waren immer so diskret, und Sie haben alles so klug geplant. Max sagte, Sie hätten Andy einen Blinddarmbazillus eingepflanzt, wenn Sie gekonnt hätten.«
»Dein Vater hat immer schlechte Gedanken. Wenn ich aber einen netten kleinen Grippebazillus oder Windpocken hätte einfangen können, dann wäre ich schon in Versuchung gekommen, obwohl ich Andy sehr gerne mag. Aber das Schicksal hat eingegriffen; obwohl Stephen auch ohne den Blinddarm sein Ziel erreicht hätte. Aber ich kann einfach nicht verstehen, warum er so lange dazu gebraucht hat.«
»Ich glaube, er wollte das Gelände erforschen.«
Aber bei sich dachte sie auch, daß sie sich darüber wohl immer etwas wundern würde. Verstand sie ihn wirklich? Verglichen mit Wyngate Millar schien er so einfach, so direkt, aber irgendwie wußte sie, daß er anders war.
Im Augenblick machte sie sich jedenfalls darüber keine Sorgen. Die ganze Zukunft lag vor ihr.
»Lächerlich«, bemerkte Anna kurz und wechselte dann das Thema. »Morgen reist ihr drei also in die Stadt und Stephen auf die Farm. Ich werde wirklich sehr traurig sein. Ich muß mit einem neuen Buch beginnen, um mich
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