Frostblüte (German Edition)
dass ich meine Entscheidung traf.
Deine Seele kann er dir nicht nehmen.
Ich war der Angelpunkt, um den sich dieser Moment drehte. Nur ich hatte die Macht, ihn anzuhalten. Ich hatte dem Wolf, meinem Vater und der Heiligen Urmutter ein Versprechen gegeben. Ich hatte mir selbst ein Versprechen gegeben. Ich würde nie wieder davonlaufen. Ich würde für das, woran ich glaubte, kämpfen.
Ich glaubte an Luca.
Ich schüttelte Arians Hand ab und trat einen Schritt vor. Der Schnee rieselte weiter. Die Zeit verging schneller. Die Welt atmete aus.
»Nein.«
Luca fuhr herum. Von seinem Schwert tropfte es dunkel auf die schneebedeckte Erde.
»Was?«
»Ich sagte Nein. Ich werde nicht zulassen, dass du das tust.«
Luca brüllte: »Arian, schaff sie mir aus den Augen.«
Ich drehte mich nicht um. Das war auch nicht nötig.
»Dieses Mal nicht, Luca.« Arians Stimme klang leise und rau vor Schmerz. »Dieses Mal kann ich nicht tun, was du verlangst.«
»Festnehmen, alle beide«, brüllte Luca. »Sofort!«
Ein paar Bergwächter der Verstärkung machten Anstalten, doch Hinds Ruf brachte sie zum Stehen. Die Verletzte klammerte sich an die offene Tür des Tempels, ein dunkler Fleck breitete sich auf ihrem Verband aus. Rani stand hinter ihr, um sie notfalls aufzufangen.
»Bleibt, wo ihr seid«, rief Hind. »Keiner mischt sich ein. Das geht nur sie an.«
Luca äffte hohl ein Lachen nach. »Verstehe. Ihr habt das gemeinsam ausgeheckt. Ihr habt euch alle gegen mich verschworen.«
»Niemand hat sich gegen dich verschworen«, sagte ich. »Du hast Selbstmord vorgeschlagen und wir haben eingewilligt. Du bist losgestürmt und hast deine Leute im Kampf allein gelassen und trotzdem haben wir deinen Plan ausgeführt. Wir haben, ohne zu fragen, alles getan, was du von uns verlangt hast. Aber nicht das hier. Wir sind keine Mörder, Luca. Wir müssen besser sein als sie. Das hast du uns beigebracht.«
»Ich habe mich geirrt«, fuhr mich Luca an. »Ich war dumm. Nett zu sein, Ehre zu predigen, wo hat mich das hingebracht? Sie halten sich nicht an die Gesetze. Sie tun, was ihnen beliebt, und dann lachen sie uns ins Gesicht. Auf diese Art gewinnen wir nie.«
»Du hast doch gewonnen! Du stehst hier, oder nicht? Wir haben den Auftrag erfüllt. Wir haben die Tempelfestung zurückerobert. Was willst du mehr?«
»Ich will Ion tot sehen!«, brüllte Luca. »Ich will, dass er leidet. Alles andere ist mir egal. Du wirst mich nicht aufhalten!« Er wirbelte herum und schwang das Schwert über dem Jungen, der zu seinen Füßen lag.
Ich riss die Axt aus ihrer Hülle und stürzte auf ihn zu.
Axtklinge und Schwert trafen mit einem vibrierenden metallischen Klirren aufeinander, als Luca auf mich zielte, und ich mit meiner ganzen Kraft dagegenhalten musste, um sein Schwert nach oben zu zwingen.
Aus dem Augenwinkel sah ich verschwommen, wie Arian sich den sedrischen Jungen über die kräftige Schulter warf und davonstürzte. Die Mutter des Jungen und der Rest der kleinen Frauengruppe rannte ihnen hinterher.
»Das bist nicht du«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Das bist nicht du, Luca!«
»Du weißt überhaupt nicht, wer ich bin«, keuchte Luca. »Der Mensch, den du kanntest, ist tot.«
»Nein!« Zwischen uns sprühten Funken, als ich mich frei machte und außer Reichweite drehte. »Du bist nicht gestorben! Auch wenn wir das dachten. Aber wir haben nach dir gesucht und wir haben gebetet und wir haben über dich gewacht und du hast überlebt. Es war ein Wunder. Das wirfst du weg. Du wirfst alles weg.«
»Ich habe ja nichts mehr!«
Lucas verzweifelt funkelnde Augen sahen zu der Gruppe Zivilisten, die sich Schutz suchend hinter Arian an die Wand drückten.
Arian hatte sein Schwert nicht gezogen und ich wusste, dass er es auch nicht tun würde. Nicht könnte, nicht gegen Luca. Er würde sich zwischen Lucas Schwert und jedes Opfer stellen, das Luca wählte, aber er würde nicht gegen ihn kämpfen. Ich war nicht sicher, ob Luca seinen Bruder, seinen besten Freund durchbohren würde, aber ich konnte das Risiko nicht eingehen.
Ich stellte mich in Lucas Blickachse.
»Nein«, wiederholte ich.
»Vielleicht flieht Ion genau in diesem Moment.«
»Dann geh ihn suchen. Nimm meinetwegen diese Festung Stein für Stein auseinander, aber verschone die Zivilisten und Gefangenen.«
»So kann ich ihn nicht finden!« Luca holte schwer atmend Luft, als wäre er kurz davor zusammenzubrechen. Dann richtete er sich auf, straffte die Schultern
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