Frostblüte (German Edition)
und hob das Kinn. »Wie du willst. Du hast meine Befehle verweigert. Du hast mich betrogen. Wenn ich dich erledigen muss, werde ich das tun. Aber das hier ist kein Übungskampf, Saram Aeskaar. Wir werden kämpfen, bis einer von uns tot ist.«
»Frost …«
Ich hörte Arians entsetztes Flüstern, aber es war schon zu spät. Ich hatte meine Entscheidung getroffen. Ich musste kämpfen – und ich musste gewinnen.
Ich kämpfte um Lucas Seele.
Vierunddreißig
Ich starrte Luca ins Gesicht. Die Schneeflocken fielen sanft auf seine abgeschorenen Haare. Ein schwacher Schauder, der nichts mit dem Schnee zu tun hatte, lief mir über die Haut. Der Wolf erhob sich. Verschwinde, erklärte ich ihm entschieden. Ich brauche dich nicht.
Irgendwo musste noch etwas von dem alten Luca in ihm sein. Etwas von diesem goldenen Mann, der meinen Panzer aus Angst und Misstrauen aufgebrochen hatte. Von dem Mann, in den ich mich verliebt hatte. Er konnte nicht für immer verschwunden sein. Ich würde es nicht zulassen. Ich musste ihn bloß dazu bringen, mir zuzuhören. Mich zu sehen.
Ich schluckte. Dann flüsterte ich: »Fang an.«
Lucas Angriff kam so schnell, dass er für einen Moment aus meiner Sicht zu verschwinden schien. Ich bekam Panik. Es war reiner Instinkt, der mich die Axt heben ließ, um den hinterhältigen Seitenhieb abzuwehren. Doch Luca zog sein Schwert zurück und zielte erneut auf meine Schulter. Wieder konnte ich den Hieb gerade noch rechtzeitig abwehren.
Luca knurrte, ließ sein Schwert durch die Luft schnellen und setzte zu einem gesprungenen Fersentritt an. Ich wich aus. Lucas Stiefel verfehlte meinen Magen nur um Haaresbreite.
»Du kannst nicht gewinnen, wenn du nicht angreifst«, sagte Luca, als er wieder auf den Füßen landete. Seine Worte erinnerten mich schmerzhaft an die vielen Male, als wir zusammen trainiert hatten. Doch dieses Mal hielt keiner von uns eine stumpfe Übungswaffe in der Hand. Dieser Kampf endete erst, wenn einer von uns blutete.
»Ich will nicht angreifen«, sagte ich, während ich vorsichtig beobachtete, wie Luca mich umkreiste. Ich drehte mich, um ihn im Auge zu behalten. »Ich will dich nicht verletzen.«
»Dann bist du wirklich im Nachteil«, sagte Luca, »mir ist es nämlich gerade vollkommen egal, ob ich dich verletze.«
Er machte einen Satz, sein Schwert zielte auf meinen Bauch. Ich sprang zur Seite, um der Klinge auszuweichen, und kassierte prompt einen frontalen Fausthieb auf die Wange, der mich einen Schritt zurückwarf. Ich duckte mich hastig, um dem Schwerthieb zu entgehen, der mir das Gesicht aufgeschlitzt hätte, holte weit mit der Axt aus, die ich mit beiden Händen hielt, und trieb Luca zurück.
»Du hättest es besser Arian überlassen sollen, mich herauszufordern«, verhöhnte mich Luca und tänzelte leicht auf den Fußballen. »Er hätte zumindest eine Chance gehabt.«
Mein ganzes Gesicht pochte und es war nicht einmal ein besonders harter Schlag gewesen. Ich wusste, dass Luca mich hätte bewusstlos schlagen können, wenn er es darauf angelegt hätte – allerdings nur, wenn es ihm egal gewesen wäre, ob er mir den Kiefer brach. Er hielt sich zurück. Gleichgültig, was er sagte, er wollte mich nicht verletzen.
Mein Luca steckte immer noch in ihm.
»Er hätte überhaupt keine Chance. Er würde nie ernsthaft gegen dich kämpfen«, erwiderte ich. »Arian würde sich eher von dir aufschlitzen lassen, als das Risiko einzugehen, dir wehzutun. Aber das bedeutet dir alles nichts mehr, oder? Es ist dir egal, ob er dich liebt, dass er für dich sterben würde. Für dich zählt doch nur noch Ion.«
Einen Moment lang schien Lucas Maske des Hasses zu fallen. Er schüttelte heftig den Kopf. »Erzähl du mir nicht, was ich fühle. Das hier hat nichts mit Arian zu tun. Zieh ihn da nicht rein.«
» Du hast ihn doch reingezogen. Du hast uns alle reingezogen, indem du uns hierhergebracht hast.«
Er griff erneut an. Ich wehrte einen blitzschnellen Hieb auf mein Gesicht und einen Stoß auf meine Brust ab, drehte mich vor einem seitlich gesprungenen Fußtritt weg, duckte mich vor einem weiteren Schlag – und rammte Luca meine Axt frontal in den Magen. Er taumelte stöhnend zurück.
Schwer atmend umkreisten wir einander. Trotz der Kälte standen mir Schweißperlen auf der Stirn.
»Ion muss so stolz sein«, sagte ich leise. »Ich könnte wetten, er ist hier irgendwo in der Nähe, beobachtet dich und freut sich diebisch. Das hier muss er sich doch schon immer gewünscht
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