Frühling, Freunde, freche Fohlen
deinen Leistungen im Springsport noch größere Leistungen in der Dressur hinzufügst.“
Ignaz der Schreckliche klopfte Bille aufmunternd auf die Schulter. Sie waren vor dem Schloß angekommen und betraten mit einigen externen Schülern die große Eingangshalle. Der Lehrer nickte Bille noch einmal zu und stapfte in Richtung Lehrerzimmer davon. Bille wollte sich ihrem Klassenraum zuwenden, als sich eine schlanke, hohe Gestalt aus einer Fensternische löste und auf sie zutrat.
„Bille! Hast du zwei Minuten Zeit? Ich hab schon die ganze Zeit auf dich gewartet, ich muß mit dir sprechen.“
„Edmund! Wo hast du gesteckt? Ich habe dich seit Tagen nicht gesehen.“
„Ich war verreist.“
Edmund, der landwirtschaftliche Assistent, den sie wegen seiner philosophischen Sprüche und seiner ausgefallenen Experimente mit Pflanzen „Edmund den Weisen“ nannten, zog Bille in eine ruhige Ecke, in der sie ungestört waren.
„Es gibt eine Neuigkeit. Ich gehe weg. Ich hab meine erste Stelle als Verwalter bekommen“, flüsterte er aufgeregt. „Wenn der Boß mich gehen läßt, kann ich schon nächste Woche anfangen.“
„Und wenn nicht?“
„Dann am nächsten Ersten. Oder am Fünfzehnten. Sie haben ihren Verwalter gefeuert, verstehst du; er hat anscheinend ein paar krumme Sachen gemacht.“
„Edmund, das ist ja toll! Das ist eine riesige Chance für dich! Und wo ist das?“
„Westfalen. Richtig schöner alter Besitz, Gutshaus mit Park und tollem altem Baumbestand. Auch Pferde haben sie. Ich denke, es wird mir gefallen. Der Sohn des Besitzers hat mit mir zusammen studiert, aber er ist mehr für die Forschung, und wenn er eines Tages den Hof erbt, braucht er einen guten Verwalter. Er hat mich seinem Vater vorgeschlagen.“
„Hört sich super an! Menschenskind, Edmund, ich wünsche dir von ganzem Herzen Glück!“ sagte Bille herzlich und drückte dem jungen Mann die Hand.
„Halt mir die Daumen, wenn ich jetzt zum Chef gehe und kündige, okay? Ich hab ein bißchen Bammel davor.“
„Vor Daddy? Na, das brauchst du doch wirklich nicht, ich wette, er freut sich genauso mit dir wie ich! Erzähl mir heute nachmittag, wie’s gelaufen ist. Ab drei bin ich in der alten Halle. Toi , toi , toi !“
Edmund der Weise schnürte mit hochgezogenen Schultern davon, und Bille beeilte sich, in ihr Klassenzimmer zu kommen.
Zwei Stunden später stand sie in der Pause mit Bettina, Florian und Nico in einer Ecke zusammen.
„Kinder, es ist zwar noch nicht offiziell bekannt, aber ich glaube, ich darf es euch verraten: Edmund nimmt Abschied von uns.“
„Edmund will weg?“ fragte Bettina überrascht. „Warum denn das? Er war doch so glücklich in Groß-Willmsdorf!“
„Das schon, aber solange Herr Lohmeier Verwalter ist, hat er keine Aufstiegschancen. Jetzt hat er eine Stelle als Verwalter bekommen, bei dem Vater eines Studienfreundes.“
„Edmund als Verwalter! Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.“ Florian schüttelte ungläubig den Kopf. „Aber wahrscheinlich unterschätzen wir ihn.“
„Ganz bestimmt sogar“, sagte Bille. „Wir beurteilen ihn nur nach seinen nicht gerade berühmten Reitkünsten und nach seinen ausgefallenen Forschungsideen. Daß er nebenher als Assistent Herrn Lohmeiers Tag für Tag hervorragende Arbeit geleistet hat, das haben wir ja gar nicht richtig mitgekriegt. Daddy hat oft gesagt, seit Edmund da ist, hätte Herr Lohmeier ein paradiesisches Leben!“
„Edmund ist ein prima Kerl“, bemerkte Bettina. „Und ich finde, wir sollten ihm einen richtig tollen Abschied bereiten. Eine Party oder irgend etwas Originelles — jedenfalls muß er gefeiert werden!“
„Logisch! Eine super Abschiedsparty kriegt er, das ist doch klar!“
„Fragt sich nur, wie?“ überlegte Nico. „Und wo? Die Sattelkammer ist zu klein. In der alten Reithalle ist es zu kalt um diese Jahreszeit. Vielleicht bei euch in Peershof drüben?“
„Ich weiß nicht.“ Bettina runzelte die Stirn. „Ein Partyraum irgendwo, wo wir richtig Krach machen können, wäre günstiger. “
„Um Himmels willen!“ bestätigte Florian. „Mama würde ständig um ihr kostbares Porzellan und ihre guten Teppiche zittern. Ob unter diesen Umständen eine originelle Party zustande käme, möchte ich bezweifeln.“
„Vielleicht bei uns zu Hause?“ Bille sah nachdenklich ihre Freundin Bettina an. „Mutsch und Onkel Paul sind da nicht so empfindlich. Wir könnten das Wohnzimmer ausräumen.“
„Ich bin sicher, wir finden noch
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