Frühstück mit Kängurus
jede Falte in der Landschaft darauf verzeichnet waren, ganz besonders die Lagerst ä tten von Bodensch ä tzen. Jede Karte, erkl ä rte er, erfasse einen sechzig Kilometer langen und vierzig Kilometer breiten Teil von New South Wales und erfordere zu ihrer Herstellung zehn bis f ü nfzehn Arbeitsjahre. Das Team in Armidale war dabei, achtzig solcher Fl ä chen zu kartografieren.
» Ganz sch ö n viel Arbeit « , sagte ich beeindruckt.
» Worauf Sie sich verlassen k ö nnen. Aber wir finden dauernd etwas Neues. « Er zog eine Karte weg und brachte eine andere darunter zum Vorschein. » Hier « , sagte er und klopfte auf einen Abschnitt, der in ruhigen Pastellt ö nen gehalten war, » ist eine neue Grube am Cadice Hill in der N ä he von Orange; etwa zweihundert Millionen Tonnen Sand mit diversen Bodensch ä tzen. «
» Und das ist gut? «
» Das ist sehr gut! «
» Also « , sagte ich nachdenklich in dem Versuch, mir ein ungef ä hres Bild zu verschaffen, » wenn es zehn bis f ü nfzehn Arbeitsjahre dauert, eine Karte herzustellen, die eine Landfl ä che erfasst, die sechzig mal vierzig Kilometer gro ß ist, und wenn es in Australien acht Millionen Quadratkilometer gibt - wie viel von dem Land ist dann bisher kartografisch richtig erfasst worden? «
Er betrachtete mich, als h ä tte ich eine sehr grunds ä tzliche Frage gestellt. » Ach, kaum was. «
Den Gedanken fand ich ziemlich spannend. » Wirklich? «
» Ja. «
» Und « , fuhr ich immer noch nachdenklich fort, » wenn Sie mich an einer x-beliebigen Stelle im Outback mit dem Fallschirm abw ü rfen, in der Strzelecki Desert oder so, w ü rde ich auf einem Landst ü ckchen landen, das noch nie kartografiert worden ist? «
» Ja, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ja. «
Ich lie ß mir einen Moment Zeit, um das zu verdauen. » Und wie viele Bodensch ä tze gibt es da noch zu entdecken? «
Er schaute mich mit dem gl ü cklichen Strahlen eines Mannes an, dessen Arbeit nie zu Ende sein wird. » Das wei ß keiner « , sagte er. » Das kann man unm ö glich sagen. «
So, und nun behalten Sie diesen Gedanken noch ein wenig im Kopf, w ä hrend ich Sie mit auf den einsamen K ü stenhighway von Perth nach Norden nehme. (Darwin ist viertausendeinhundertunddreiundsechzig Kilometer entfernt.) Hier, an der K ü ste, sieht man sehr wenige St ä dte und ziemlich viel Landwirtschaft, doch f ä hrt man ü ber die niedrigen blassgr ü nen H ü gel zur Rechten ins Binnenland, befindet man sich erstaunlich rasch in der m ö rderischen, verwirrenden Leere, von der keiner genau wei ß , was darin ist. Das finde ich schrecklich aufregend. Selbst heute noch machen die Leute manchmal m ü helos die irrsten Funde, die nur in nicht kartografiertem Terrain m ö glich sind. Erst k ü rzlich kam ein strahlender Bursche aus den W ü sten im Westen zur ü ck und hatte einen sechzig Pfund schweren Nugget reinen Goldes im Arm. Es war einer der gr öß ten Klumpen, der je gefunden worden ist, und hatte einfach nur da in der W ü ste gelegen. Gute G ü te!
Den Bergwerksexperten stehen Satellitenbilder und Karten zur Verf ü gung, die man durch Ü berfliegen in niedrigen H ö hen gewinnt ( » Fantasiekarten « , sagte Harvey Henley, einen Hauch abwertend), doch Untersuchungen vor Ort, bei denen man durch ausgetrocknete Flussbetten stapfen und Steine zur sp ä teren Analyse mitnehmen muss, haben noch kaum begonnen.
Dabei liegt das Problem nicht allein in der riesigen Ausdehnung Australiens - obwohl die, wei ß Gott, eindrucksvoll genug ist -, sondern auch in den Risiken, die man eingeht, wenn man unbekanntes Terrain betritt. Der britische Pal ä ontologe Richard Fortey schreibt: » Pisten k ö nnen kurzzeitig auftauchen und bald wieder in unsicherem Gel ä nde verschwinden. Dann sollte der ratlose, besorgte Fahrer den Kopf aus dem Fenster stecken und nach abgebrochenen Zweigen Ausschau halten, an denen man vielleicht ablesen kann, wo vorher ein Fahrzeug vorbeigekommen ist ... Es ist entsetzlich leicht, sich zu verirren. «
Kein Wunder, dass Ger ü chte ü ber fabelhafte, noch nicht entdeckte Lagerst ä tten sprie ß en. Ber ü hmt wurde Harold Bell Lasseter, der in den zwanziger Jahren behauptete, er sei drei ß ig Jahre zuvor in den W ü sten im Inneren auf eine Goldader gesto ß en, aus verschiedenen Gr ü nden aber gehindert worden, zur ü ckzugehen und sie in Besitz zu nehmen. Die Story war offensichtlich glaubw ü rdiger, als man denken w ü rde. Jedenfalls schaffte
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