Frühstück mit Kängurus
- die Pleasant Peninsula, die H ü bsche Halbinsel.
Ich kutschierte den ganzen Tag lang - h ü bsch gem ü tlich - durch W ä lder, Felder und Wiesen, wohlgepflegte Obstg ä rten und flaschengr ü ne Weinfelder, ü ber gewundene Landstra ß en, die immer wieder zum blauen, sonnenbeschienenen Meer hinunterf ü hrten. Ein gesegnetes Fleckchen Erde. In den Landst ä dtchen - Donnybrook, Bridgetown, Busselton, Margaret River - trank ich eine Tasse Kaffee, schaute mich in Second-Hand-Buchl ä den um, machte einen Spaziergang an einem h ö lzernen Pier oder an einem D ü nenstrand.
Ich ü bernachtete in Manjimup am Rande der s ü dlichen W ä lder, stand am n ä chsten Morgen fr ü h und erholt auf und brach sofort in die Shannon und Mount Frankland Nationalparks auf. Binnen weniger Minuten war ich in k ü hlen, gr ü nen majest ä tisch hochaufragenden, stattlichen W ä ldern. Das war ja schon mal sehr viel versprechend. Ich wollte zum Valley of the Giants, zu einer neu eingerichteten Touristenattraktion, die man mir w ä rmstens ans Herz gelegt hatte. Sie hei ß t Tree Top Walk und ist, wie der Name schon sagt, ein hoch angelegter Gehweg, der durch das Dach eines Red Tingle-Waldes f ü hrt, einer weiteren seltenen gigantischen Eukalyptusart, die nur in der Gegend vorkommt. Ich dachte ja, es sei blo ß e Effekthascherei, doch Red Tingles sind trotz ihrer riesigen Statur ziemlich empfindlich und angewiesen auf die paar N ä hrstoffe, die sie im Boden zu ihren F üß en finden. St ä ndiges Vorbeitrampeln von Besuchern st ö rt den Zerfallsprozess der organischen Stoffe und bedroht das Wohlergehen der B ä ume. Dergestalt bot der Baumwipfelweg den Besuchern nicht nur eine neue, ungew ö hnliche Perspektive, sondern hielt sie auch fern von dort, wo sie Schaden anrichten konnten.
Der Weg f ü hrt unweit der kleinen Stadt Walpole ein, zwei Meilen in den K ü stenwald hinein. Ich kam, als gerade ge ö ffnet wurde, doch der Parkplatz war schon ziemlich voll und wurde rasch noch voller. Am Eingang sammelten sich viele Menschen und wuselten in dem kleinen Laden herum. Der Tree Top Walk wird vom australischen Umweltministerium betrieben, und wie der Desert Park in Alice Springs liefert er ein beeindruckendes Beispiel f ü r die innovative, hervorragende Arbeit einer staatlichen Beh ö rde. Solche Leute k ö nnten wir in der alten Welt gut gebrauchen.
Ich pl ä diere n ä mlich daf ü r, dass der Tree Top Walk weltber ü hmt wird. Eine Reihe br ü cken ä hnlicher Metallrampen wie in alten Fabriken f ü hrten in Schwindel erregenden H ö hen durch die obersten Etagen der sch ö nsten und imposantesten B ä ume der Welt. Eine gro ß artige Konstruktion. Sie ist ungef ä hr sechshundert Meter lang und befindet sich an ihrem h ö chsten Punkt etwa sechsunddrei ß ig Meter ü ber dem Erdboden - eine stattliche H ö he, glauben Sie mir, wenn man ü ber ein taillenhohes Gel ä nder nach unten lugt. Da auch das Gitterwerk des Bodens den Blick in die Tiefe frei gibt und man selbst mehr oder weniger zwanghaft hinunterstarrt, erfordert es ein gewisses Ma ß an Wagemut und Schneid. Ich fand es herrlich. Es gibt gr öß ere B ä ume als die Red Tingles (selbst die Bergeschen Ostaustraliens werden ein bisschen gr öß er), und zweifellos auch attraktivere, doch ich glaube nicht, dass es auf der ganzen Welt B ä ume gibt, die beides zusammen sind. Redwoods m ö gen triumphalere H ö hen erreichen, aber ihr Wipfel macht nichts her, es ist ein Besenstiel mit eingeh ä mmerten N ä geln. Red Tingles haben breite Bl ä tter und wirken deshalb verschwenderisch f ü llig, was der entscheidende Unterschied ist. Einen sch ö neren Baum findet man nicht.
Entz ü ckt und voll des Lobes machte ich zweimal die Runde. Doch erst als ich das zweite Mal halb herum war, merkte ich, dass richtig viele Leute da waren und ich wie alle anderen auch das Erlebnis mit den um mich Herumlaufenden teilte. Ich wies Fremde auf etwas hin, lie ß mir umgekehrt Dinge von ihnen zeigen und redete, obwohl ich mich selten zu fremden Kindern hingezogen f ü hle, wahrhaftig mit zwei Jungen, intelligenten Br ü dern, etwa zehn und zw ö lf, die aus Melbourne mit ihren Eltern auf Urlaub da waren. Wir versuchten gemeinsam herauszufinden, ob es in Western Australia Koalas gab und ob wir dann wohl welche hier oben in den Baumwipfeln sehen w ü rden. Als der Vater dazukam, diskutierten wir es mit ihm. Dann kam die Mutter, sagte nach einem Blick auf mich besorgt: » Wissen Sie, dass
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