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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wollte.
    Diesmal war es Sam, und sogleich schien das Gespräch sich in denselben Bahnen zu bewegen, denn ich hörte Paul ziemlich gereizt sagen: »Aber absolut nicht! Ist doch nicht meine Art. Laß dir gesagt sein, Susan hat eine ganz schöne Phantasie! Mit dem kann jeder gemeint sein. Ist überhaupt ein Irrtum, zu glauben, daß Schriftsteller immer bestimmte Leute beschreiben. Komisch, wie du auf den Gedanken kommst, ich könnte das sein! — Ja, werde ich ihr sagen. —Wie? — Oh, Larry. Am besten, Susan spricht selbst mit ihr.«
    Und ob das besser war! Ich sprang auf und riß Paul den Hörer aus der Hand. Larry wollte doch sicher ihre Späße machen!
    »Hallo, hoch sollst du leben!« rief sie. »Wunderbar, einfach fabelhaft! Ja, wirklich, sehr gut. Ist das nicht ein herrliches Gefühl, sich gedruckt zu sehen? Warum steht bloß dein Name nicht darunter? Na, macht nichts, Paul erkennt ja jeder sowieso gleich. Ach, Susan, wie fein du ihn skizziert hast! Ich konnte beim Lesen direkt sein Gesicht vor mir sehen, wie seine Wunderköter hinter den Karnickeln herjagten und die Schafherde sich auflöste. Hat er’s übelgenommen?«
    Ich gab schwache, gurgelnde Laute von mir. Paul horchte ja, das sah ich durch die halboffene Tür. Hastig sagte ich: »Weißt du, Paul war gar nicht darauf gekommen, daß der Artikel von mir stammt. Er hat sich ordentlich erschrocken. Und noch eins, Larry, die dargestellten Personen sind natürlich alle frei erfunden.«
    Ihr spöttisches Gelächter, das in der Leitung laut knatterte, muß Paul gehört haben, doch sie sagte nur: »Oh, natürlich, Liebste. Und wie ist nun das Gefühl, wenn der schöpferische Drang seine erste Erfüllung findet? Du mußt jetzt dabeibleiben. Ach, noch was, Susan, denk dir, Maus hat mein kostbares Buch über Psychologie vollkommen zerrissen, gerade als ich an die richtig saftigen Stellen kam!«
    Als ich wieder zum Kamin schritt fiel mir auf, daß Pauls befriedigtes, stolzes Grinsen einem nachdenklichen Blick gewichen war. Er sagte wie nebenbei: »Eigentlich sonderbar, daß die Leute immer meinen, bestimmte Dinge, die sie lesen, wären auf ihre Bekannten gemünzt. Nie trauen sie den Schriftstellern genug Phantasie zu.«
    »Ja, albern, nicht wahr? Natürlich habe ich auch an dich gedacht — und an beliebige andere Schafzüchter. Ich sehe aber ein, daß ich in unserer Gegend recht vorsichtig sein muß. Es empfiehlt sich zum Beispiel nicht, Glossen über den Panjandrum zu schreiben.«
    Paul lächelte wieder ganz vergnügt. »Junge, das wäre so ein Spaß! Hauptsache ist aber, daß man’s nicht zu auffällig macht. Könnte peinlich werden.«
    Ich erkannte, daß er Artikelschreiben unter Umständen für gefährlicher hielt als Larry, diesen >Dynamitbrocken<. Und ich wollte ihm doch möglichst den Glauben erhalten, daß es eine ungetrübte Freude war, mit einer begabten Schriftstellerin verheiratet zu sein. Also mußte ich nächstes Mal zarter skizzieren.
    Immerhin, ich hatte nun wenigstens den Anfang gemacht...
     
     

18
     
    Ich ließ die Schreiberei aber vorläufig ruhen. Es war zwecklos, bei den Zeitungen auf die Annahme vieler Artikel zu rechnen, besonders wenn sie nicht mit Maschine geschrieben waren. Im übrigen hatte ich auch wenig Zeit.
    Wer den ersten Frühling im Hochland erlebt, muß ihn wundervoll finden. Der Winter ist so lang, der nasse grüne Busch so eintönig, und der Mensch ermüdet am ewig gleichen Bild des grüngrauen, spärlichen Grases im ständigen Wechsel von scharfem Frost und schweren Regenschauern. Wie eine Offenbarung ist es dann, wenn sich Ende September die ganze Umwelt auf einmal verwandelt.
    Überall entfalten sich erstaunlich schnell die Knospen der Pflanzen und Blumen, die Obstbäume sind bedeckt mit wahren Blütenmassen, alle Sträucher im Ziergarten tragen hübsche frohe Farben. Das Gras grünt fast über Nacht, das Vieh wird mit einem Schlage munter, die Schafe ducken sich nicht mehr in warmen Winkeln zusammen, ihre Lämmer werden rundlich und spielen in der Abendkühle wie kleine Kinder, machen Wettlauf und lustige Bocksprünge. Kurzum, alles wird plötzlich schön.
    Einiges war weniger erfreulich für mich. Ich hatte jetzt heimliche Zweifel an der Intelligenz der Schafe bekommen. Sobald ihre Wolle dicker und die Versuchung, in der Sonne zu schlummern, stärker wurde, begannen sie mit monotoner Gleichmäßigkeit zu lammen. Wo sie gingen und standen, kippten sie um, blieben liegen und warteten ergeben auf ihre Errettung. Das hieß

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