Fuchsjagd
beziehen. Ich bitte Sie dringend, diese miteinander in Widerspruch stehenden Positionen in den nächsten Tagen gründlich zu bedenken, auch im Hinblick darauf, dass Sie bisher keine zufrieden stellende Erklärung dafür liefern konnten, wie Beträge im Wert von 75000 Pfund auf Ihr Bankkonto gekommen waren.
Ihr Börsenmakler weiß nichts von den Wertpapieren, die Sie verkauft haben wollen, und Sie selbst konnten keinerlei Unterlagen vorlegen, die beweisen, dass Sie diese Papiere überhaupt besessen haben. Die Situation wird zusätzlich erschwert durch Behauptungen Ihres früheren Arbeitgebers, man habe Ihnen die Vorruhestandsregelung angeboten, nachdem in Ihrer Abteilung ein »Spesen«-Schwindel aufgedeckt worden war, der sich über einen Zeitraum von zehn Jahren erstreckte. Auch wenn Sie eine Beteiligung an diesem Betrug bestritten haben und immer noch bestreiten, wäre es naiv, die Augen davor zu verschließen, was eine polizeiliche Untersuchung Ihrer Aktivitäten bei der Firma bedeuten könnte. Eine wahrheitsgemäße Abrechnung aller Gelder ist notwendig, wenn Sie nicht zusätzliche Anklagen auf sich ziehen wollen.
Hätten Sie während der Vernehmung geschwiegen, anstatt sich provozieren zu lassen, so würde durch einen Anwaltswechsel vielleicht tatsächlich erreicht, dass Ihr Fall mit »unbefangenem Blick« ins Auge gefasst wird. Gleichzeitig muss ich Ihnen aber sagen, dass Schweigen Ihnen meiner Meinung nach nicht geholfen hätte. Gegen Sie liegen sowohl forensische Befunde als auch Indizienbeweise vor, angesichts derer jeder Anwalt Ihnen raten würde, Ihre Verteidigungsstrategie noch einmal zu überdenken.
Die Staatsanwaltschaft kann auf Grund von Zeugenaussagen beweisen, dass Sie Brian Wells am 23. Juli in einem Pub getroffen haben; sie wird allerdings Mühe haben nachzuweisen, dass es Absicht und nicht Zufall war. Vera Dawsons Zeugnis ist wegen ihrer Altersdementia unzulässig; Wells' Behauptung, Sie hätten sich danach noch mehrmals im Manor Lodge, dem Haus der
Dawsons, getroffen, bleibt daher unbewiesen. Miss Squires' Versicherung jedoch, dass sie Sie am 26. Juli dorthin begleitete und Brian Wells durch das Fenster sah, wird sich nachteilig auswirken; ebenso wie Ihre E-Mail vom 24. Oktober an sie, in der Sie Ihre Frau als »strohdumm« bezeichnen und schreiben, »man kann ihr alles erzählen, und sie glaubt's in ihrem Hass auf L-F«.
Man wird zweifellos seine Schlüsse ziehen, da das Zusammentreffen Ihrer Frau mit Brian Wells und »Fähe« am 23. Oktober stattfand.
Am 27. Dezember 2001 behaupteten Sie, weder Colonel Lockyer-Fox noch seine Frau hätten Ihnen je irgendwelche Monet-Zeichnungen gezeigt. Dies wurde vom Colonel bestätigt. Dennoch lässt sich auf Grund von Fingerabdrücken nachweisen, dass sowohl Sie als auch Wells eine dieser Zeichnungen, die in den letzten zwei Jahren im Tresor des Colonel lagen, in Händen hatten. Das erhärtet Wells' Behauptung, er habe Ihnen die Zeichnung geliefert, worauf Sie ihm befohlen hätten, sie zurückzubringen, da ihre »Echtheit zu gut dokumentiert« sei, um sie verkaufen zu können. Sie konnten nicht erklären, wie Ihre Fingerabdrücke auf mehrere der Silbergegenstände gelangten, die in Brian Wells' Bus sichergestellt wurden. Es liegen außerdem Zeugenaussagen vor, die beweisen, dass Sie in Bournemouth Schmuckstücke verkauften, die, wie sich mittlerweile feststellen ließ, Ailsa Lockyer-Foox gehörten. Am belastendsten für Sie ist jedoch, dass an der Briefmarke auf dem Umschlag, der das angebliche Schreiben Leo Lockyer-Fox' an Ihre Frau enthielt, Speichelspuren sichergestellt wurden, in denen Ihre DNA nachgewiesen wurde.
Bei allem Respekt, haben Sie bisher nichts vorgebracht, um diese Beweise zu entkräften, sondern sich darauf beschränkt, Miss Squires als eine »Schlampe mit Torschlusspanik« zu beschimpfen, »die zu jeder Aussage bereit ist, weil sie auf Sergeant Monroe scharf ist«, und zu unterstellen, die Fingerabdrücke wären »manipuliert«. Das Gericht wird dies nicht überzeugen, und ich bitte Sie, sich vor Augen zu halten, dass meine Bemühungen, eine Reduzierung der Anklagepunkte zu erreichen, sich in einer gemäßigten Strafe niederschlagen werden, wenn Colonel Lockyer-Fox und seiner Familie weitere seelische Belastungen erspart bleiben. Das Gericht wird andererseits wenig Verständnis für Sie aufbringen, wenn Sie die Enkelin des Colonel zwingen, sich Inzestbeschuldigungen anzuhören, die jeder Grundlage entbehren.
Abschließend darf ich
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