Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
Er ließ ein paar Beziehungen spielen und fand einen Geistlichen.«
»Ich erinnere mich an die Musik«, sagte Evangeline verträumt. Ihre Handtasche war offen und Katie sah die Flasche Wodka darin.
»Nun, das ist etwas, das bisher noch gar nicht erwähnt wurde«, meinte Katie. »Die Musik! Diese fröhlichen Lieder, die alle mitgesungen haben!
Roll out the Barrel, We’ll Meet Again, Dame Vera Lynn, Bluebirds Over the White Cliffs of Dover
…«
»Nein, diese gemeinsame Singerei habe ich immer gehasst. Ich meine Swing und Jazz«, sagte Evangeline und blickte gedankenverloren in die Ferne. »Der Lindy Hop. Jazzclubs in Soho. Glenn Miller.«
»Oh ja, Glenn Miller!«, sagte Katie.
»Ja, ich habe eine große Plattensammlung. Ich kannte mal jemanden … einen Musiker in Paris … er wollte so gern mit Glenn Miller spielen. Er hat mir immer Platten geschickt … alle Platten, auf denen er mitgespielt hat … mein Mann, Richard, er hat sie so gern gehört. Nachdem sein Schiff torpediert worden war und … er hat sich nie richtig davon erholt, und diese Schallplatten, die mochte er am liebsten. Ich musste sie ihm jeden Tag vorspielen … und dann ist dieser Musiker, den ich kannte … Glenn Miller fragte ihn, ob er in seiner Band mitspielen wollte, sie wollten nach Frankreich und brauchten Ersatz für eines der Bandmitglieder, das krank geworden war … er saß bei diesem verhängnisvollen Flug auch im Flugzeug.«
Simon gab Katie über den Kopfhörer ein paar Stichworte und Katie wandte sich zur Kamera. »Für alle diejenigen unter Ihnen, die zu jung sind, um sich daran zu erinnern: Glenn Miller war ein berühmter amerikanischer Bandleader, der umherreiste, um die Soldaten an ihren Einsatzorten mit seiner Musik zu unterhalten, so wie es auch Gracie Fields und Vera Lynn taten. Leider verschwand sein Flugzeug …«
»Im Dezember 1944«, sagte Simon.
»Im Dezember 1944 über dem Ärmelkanal. Tragischerweise waren viele seiner Bandmitglieder mit an Bord«, schloss Katie.
Evangeline nickte.
»Wenn Sie uns bitte entschuldigen würden«, sagte Elsie und die vier Frauen gingen davon.
Das Fest war in vollem Gange. Die Caterer hatten die Teetische im Festzelt abgeräumt und stattdessen riesige, mit Eis gefüllte Wannen voller Flaschenbier und Wein hereingetragen. Die Weißweinflaschen waren entkorkt und die Korken wieder aufgesetzt worden, die Rotweinflaschen standen offen auf den Serviertischen. Daneben waren Plastikgläser aufgebaut, für die Kinder gab es Obstsäfte. Das Personal hatte einen gigantischen Grill angezündet und Tabletts mit Würstchen und Kebabs aufgetischt, die in einem Kühllaster gelagert worden waren. Dazu gab es wahre Berge von Brötchen und Pitabrot und riesige Schüsseln mit Salat. Junge Mütter in Sommerkleidern, die wegen der Kinder von London aufs Land gezogen waren, nippten an ihrem Weißwein und bestätigten sich gegenseitig, dass man die Kinder unmöglich jeden Tag nach Tunbridge Wells zur Schule fahren könne. Ihre Ehemänner hielten derweil Plastikbecher mit Bier in der Hand und fragten sich gegenseitig, ob sie sich mal mit diesem Typen mit der Krawatte unterhalten hätten. Er macht in Immobilien, ziemlich erfolgreich sogar, und er sagt, die Preise in Crowmarsh Priors könnten nur steigen.
Albert Hawthornes hübsche Urenkelin brachte Albert ein halbes Pint Stout aus dem Wirtshaus. »Ich weiß, dass du Wein nicht verträgst, Opa. Der Mann an der Bar wollte von mir und Grahamkein Geld annehmen, als er hörte, dass das Bier für dich ist«, sagte sie. »Weil du zusammen mit seinem Großvater in der Bürgerwehr warst.«
»Bist ein liebes Mädchen, Lizzie«, murmelte Albert und nahm einen tiefen Schluck. Bald müsste er mal zur Toilette und dieser junge Mann in dem blauen Blazer und mit dem schicken Schlips, der Lizzie umschwirrte wie eine Fliege den Marmeladentopf, konnte ihm aufhelfen. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und überlegte, warum Stout nicht mehr so schmeckte wie früher.
»Warum gehen sie in die Kirche zurück?«, sagte Lizzie. »Wahrscheinlich haben sie etwas vergessen.« Die vier Kriegsbräute entfernten sich gemeinsam. Der Pfarrer sah sie nicht, weil er angeregt in Katie Hamilton-Jones’ Mikrofon über die Glaubenskrise in der heutigen Zeit sprach.
Katie sah verzweifelt über ihn hinweg und hoffte, dass die Freundin ihrer Mutter, die adelige Schirmherrin des Princess-Elizabeth-Genesungsheims, bald auftauchen und sich als nächste Interviewpartnerin zur
Weitere Kostenlose Bücher