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Fünf Wochen im Ballon

Fünf Wochen im Ballon

Titel: Fünf Wochen im Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Feuerheerd. Der Menschengeist gerieth in Verzweiflung beim Anblick dieser unermeßlichen Stille, und marterte sich ab, einen Grund dafür zu finden, daß dieser Zustand auch einmal aufhören könne, denn die Unermeßlichkeit erscheint uns wie eine Art Ewigkeit.
    Die Unglücklichen, welche in dieser ausdörrenden Temperatur des Wassers entbehrten, singen bereits an, Symptome der Sinnverwirrung zu verspüren; ihre Augen vergrößerten sich, und ihr Blick wurde trübe.
    Als die Nacht herangekommen war, beschloß der Doctor, gegen diese beunruhigende Stimmung durch einen schnellen Marsch anzukämpfen; er wollte einige Stunden lang die Sandfläche durchstreifen, nicht um zu suchen, sondern nur um zu gehen.
    »Kommt mit mir, redete er seinen Begleitern zu, die rasche Bewegung wird auch Euch wohlthun.
    – Es ist mir unmöglich, erwiderte Kennedy; ich könnte keinen Schritt gehen.
    – Und ich will lieber schlafen, versetzte Joe.
    – Schlaf und Ruhe können Euch den Tod bringen, meine Freunde. Bemüht Euch, diese Erstarrung abzuschütteln, und kommt mit mir.«
    Da der Doctor sich bald davon überzeugte, daß er Dick und Joe nicht vermögen konnte, ihm bei seinem Gange Gesellschaft zu leisten, machte er sich allein auf den Weg. Die ersten Schritte wurden ihm schwer, wie der erste Gehversuch eines Genesenden; aber bald bemerkte er, daß die Bewegung ihm heilsam sei.
     

    Wirklich schritt er mehrere Meilen nach Westen vor, und fühlte sich schon sehr gekräftigt, als ein Schwindel ihn plötzlich ergriff. Er glaubte, über einem Abgrunde zu schweben, und fühlte, wie seine Kniee unter ihm wankten; die ungeheure Einöde erschreckte ihn, und er fühlte sich als der mathematische Punkt, das Centrum einer unendlichen Peripherie, d.h. Nichts. Der Victoria verschwand im Schatten, und der Doctor, er, der leidenschaftslose, kühne Reisende, wurde von einem unüberwindlichen Schrecken befallen. Er wollte wieder umkehren, aber es war ihm unmöglich; er rief, aber nicht einmal das Echo antwortete ihm, und seine Stimme fiel in den Weltenraum, wie ein Stein in einen grundlosen Schlund. Und so allein, in dem tiefen Schweigen der Wüste, bettete er sich, in Ohnmacht sinkend, auf dem Sande.
    Um Mitternacht schlug er die Augen auf und fand sich in den Armen seines treuen Joe wieder. Dieser, über die so lange Abwesenheit seines Herrn in Unruhe gerathen, war seinen in den weichen Sand gedrückten Spuren gefolgt, und hatte ihn endlich ohnmächtig angetroffen.
    »Was ist Ihnen zugestoßen, Herr Doctor? fragte er besorgt.
    – Nichts, mein lieber Joe, es war nur eine Anwandlung von Schwäche.
    – Ich hoffe, es wird nichts zu bedeuten haben, Herr, aber bitte, stehen Sie auf, stützen Sie sich auf mich, und begeben Sie sich mit mir nach dem Victoria zurück.«
    Und an Joe’s Arm machte sich Fergusson auf den Rückweg.
    »Wie unvorsichtig von Ihnen, Herr Doctor, daß Sie sich in solche Gefahr stürzten. Sie hätten beraubt werden können, fügte Joe lachend hinzu. Aber lassen Sie uns im Ernst mit einander reden; es muß jetzt ein Entschluß gefaßt werden. Unsere Lage kann nicht noch länger so fortdauern, denn wenn sich kein Wind erhebt, sind wir verloren.«
    Fergusson antwortete nicht.
    »Es muß sich einer von uns dreien für die beiden Andern opfern, und dieser Eine werde ich natürlich sein.
    – Was willst Du damit sagen? woran denkst Du?
    – Mein Plan ist sehr einfach; ich will mich mit Lebensmitteln versehen, und immer weiter marschiren, bis ich an irgend einen Ort komme, was doch endlich einmal geschehen muß. Wenn ich in ein Dorf komme, werde ich meinen Auftrag ausrichten, indem ich einen Zettel von Ihnen abgebe, auf den Sie einige arabische Worte geschrieben haben. So denke ich Ihnen entweder Hilfe zuzuführen, oder mein Leben für Sie in die Schanze zu schlagen. Was meinen Sie dazu?
    – Das Project ist unsinnig, aber es macht Deinem Herzen alle Ehre. – Es ist unmöglich, Du kannst uns nicht verlassen.
    – Wir sollten es wirklich versuchen; Ihnen und Herrn Kennedy könnte daraus kein Nachtheil entstehen, denn im Fall ein günstiger Wind eher kommt als meine Hilfe brauchen Sie nicht auf mich zu warten, und mir gelingt mein Plan vielleicht über Erwarten gut.
    – Nein, Joe, nein! wir wollen uns nicht trennen, nicht dies Leid noch zu allem andern fügen. Es stand geschrieben, daß es so kommen sollte, und vielleicht fügt es das Schicksal, daß es später wieder besser wird. Laß uns noch mit Ergebung warten.
    – Gut, Herr Doctor,

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