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Fünf Wochen im Ballon

Fünf Wochen im Ballon

Titel: Fünf Wochen im Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gestützt, ganze Stunden lang dumpf vor sich hin brütete.
    »Wir müssen eine letzte Anstrengung machen, sagte er gegen zehn Uhr Morgens zu sich; wir wollen noch einmal versuchen, eine atmosphärische Strömung zu finden, die uns forttragen kann, und wenn wir dabei unsere letzten Hilfsquellen daran setzen müßten.«
    Und während seine Gefährten in apathischem Halbschlaf dalagen, machte er sich daran, das Wasserstoffgas des Luftschiffes auf einen hohen Temperaturgrad zu bringen; dieses rundete sich, und stieg unter der Spannung des Gases gerade in die senkrechten Strahlen der Sonne hinein. Aber vergebens suchte Fergusson in den Luftschichten von hundert bis fünftausend Fuß Höhe einen Windhauch; die Stelle, von der er aufgestiegen, blieb gerade unter ihm, und bis an die äußersten Grenzen der athmungsfähigen Luft schien absolute Stille zu herrschen.
    Endlich war das Wasser für die Speisung des Ballons vollständig aufgebraucht; das Knallgasgebläse erlosch aus Mangel an Gas, die Bunsen’sche Batterie stellte ihre Arbeit ein, und der Ballon wurde schlaff, und ließ sich langsam an demselben Platze auf den Sand herab, auf dem die Gondel vor Kurzem ihre Spuren eingedrückt hatte.
    Es war zwölf Uhr; die Aufnahme ergab 19°35’ L. und 6°51’ Br., also etwa fünfhundert Meilen Entfernung von dem Tschad-See, und über vierhundert Meilen von den westlichen Küsten Afrikas.
    Als die Gondel auf dem Boden anlangte, erwachten Dick und Joe aus ihrem schweren Schlummer.
    »Wir halten an? rief der Schotte.
    – Es bleibt uns nichts anderes übrig«, lautete die ernste Erwiderung.
    Seine Begleiter verstanden ihn. Die Erdoberfläche befand sich in Folge ihrer beständigen Senkung mit dem Meeresspiegel in gleicher Höhe und der Ballon hielt sich demgemäß ganz unbeweglich und in vollkommenem Gleichgewicht.
    Die Gondel wurde mit einer Last Sand beladen, die der Schwere der Reisenden gleichkam, und diese stiegen auf den Erdboden herab. Ein Jeder versenkte sich in seine Gedanken und Keiner sprach ein Wort. Joe bereitete das aus Zwieback und Pemmican bestehende Abendessen, aber es wurde kaum berührt. Ein Schluck heißen Wassers vervollständigte dies traurige Mahl.
    Während der Nacht hielt Niemand Wache, aber Niemand schlief auch. Die Hitze war entsetzlich. Am folgenden Morgen war nur noch eine halbe Pinte Wasser vorhanden, und der Doctor reservirte sie für den Fall der äußersten Noth.
    »Ich ersticke, klagte Joe, die Hitze wird immer furchtbarer; man darf sich nicht darüber wundern, fügte er hinzu, nachdem er einen Blick auf das Thermometer geworfen; wir haben hundertundvierzig Grad Wärme. 2
    – Der Sand brennt, als wäre er in einem Ofen erhitzt, bemerkte der Jäger, und nicht eine Wolke zeigte sich an dem feurigen Himmel! Es ist, um wahnsinnig zu werden!
    – Wir dürfen noch nicht verzweifeln, beruhigte sie der Doctor.
     

    Die Nacht in der Wüste. (S. 191.)
     
    Auf so große Hitze folgen unvermeidlich in diesen Breiten Stürme, die dann mit der Schnelligkeit des Blitzes eintreten. Trotzdem jetzt der Himmel klar und hell ist, können sich in weniger als einer Stunde große Veränderungen des Wetters einstellen.
    – Ach, könnten wir doch etwas davon bemerken, seufzte Kennedy.
    – Nun, entgegnete der Doctor, es scheint mir, als zeige das Barometer eine leise Neigung zu fallen.
    – Der Himmel gebe es, Samuel! Wir sind hier an den Boden gefesselt, wie ein Vogel, dem die Flügel zerschmettert sind.
    – Mit dem Unterschiede, mein lieber Dick, daß unsere Flügel unversehrt sind, und ich die Hoffnung hege, bald den gehörigen Gebrauch von ihnen machen zu können.
    – O, wenn sich doch endlich Wind erhöbe! rief Joe. Wenn uns nur die Möglichkeit gegeben wird, an einen Bach oder einen Brunnen zu gelangen, so kann uns nichts mehr fehlen. Die Lebensmittel sind hinreichend, um unser Leben noch einen Monat lang zu fristen, aber der Durst ist gar zu grausam.«
    Nicht nur der Durst, sondern auch die unaufhörliche Betrachtung der Wüste ermüdete den Geist; keine Unebenheit des Bodens kein Sandhügel, kein Kieselstein gab dem Blick einen Ruhepunkt. Die ebene Fläche verursachte einen förmlichen Ekel und erzeugte die unter dem Namen »Wüstenfieber« bekannte Krankheit. Das ewig gleiche, unveränderliche Blau des Himmels und die unermeßliche Fläche gelben Sandes wirkte zuletzt erschreckend, und die entzündete Atmosphäre schien in eine leise, zitternde Bewegung zu gerathen, wie die Luft über einem glühenden

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