Fuer eine Handvoll Bisse
an. »Sie haben uns nicht rausgeworfen.«
»Weiß ich. Wir haben abgestimmt und beschlossen, uns von ihnen loszusagen, bevor sie uns rauswerfen konnten.«
Zu seinem ausdruckslosen Blick gesellte sich eine erhobene Augenbraue, Ethans Markenzeichen. Sie stand ihm ausgenommen gut, wie so ziemlich alles andere.
»Willst du mich absichtlich ärgern?«, fragte er.
»Jepp. Und, klappt's?«
Er knurrte, lächelte aber dabei.
Ich widmete mich wieder den Büchern. »Können wir diese Dinger nicht einfach wahllos in den Koffer schmeißen? Meinst du wirklich, Darius würde den Unterschied bemerken?«
»Vermutlich nicht, aber ich. Und der Bibliothekar auch.« Er sah mich neugierig an. »Deine Frage überrascht mich, Hüterin. Wenn es in diesem Haus jemanden gibt, der Bücher über alles liebt, dann bist das du.«
Ich hatte meinen Magister gemacht und an meiner Doktorarbeit gesessen, also musste ich Bücher wohl lieben, und darauf war ich stolz. Anerkennend klang seine Aussage allerdings nicht. Ich kniff die Augen zusammen. »Das hörte sich nicht nach einem Kompliment an.«
»Kann schon sein«, erwiderte er zwinkernd und reichte mir einen weiteren Band. »Aber deine Kritik ist zur Kenntnis genommen.« Während ich das Buch neben die anderen in den Überseekoffer legte, trat Ethan einige Schritte zurück und ließ seinen Blick über die Regale wandern.
Ich tat dasselbe und suchte dabei vor allem nach Büchern, die offensichtlich nicht hierher gehörten. Titel wie
Eine Anleitung, wie man sich die amerikanischen Häuser zum Feinde macht
zum Beispiel. Doch ich war noch nicht sehr weit gekommen, als Ethan sich an mich heranschlich und eine Hand auf das Regal vor uns legte.
»Kommst du hier öfter vorbei?«, fragte er.
»Wie bitte?«
»Mir ist aufgefallen, dass du hier ...« - er deutete auf die Regale - »... in dieser Bibliothek ganz allein unterwegs bist. Du studierst hier bestimmt, oder?« Er glitt mit einer Fingerspitze über meine Kehle, und eine kribbelnde Gänsehaut überzog meine Arme.
Da sich mein Verstand normalerweise automatisch abschaltete, wenn er so etwas tat, brauchte ich einen Augenblick, bis seine Worte mein Gehirn erreichten. Bekundete er gerade Interesse an einem kleinen Rollenspiel ... in einer Bibliothek?
»Ethan Sullivan. Deine schmutzige Fantasie macht auch nicht vor Bibliotheken halt«, sagte ich verwundert.
Er schenkte mir ein verschmitztes Lächeln. »Meine Fantasien drehen sich ausnahmslos um eine bestimmte Doktorandin, die zur Vampirin geworden ist.«
Bevor ich darauf antworten konnte, hatte er bereits einen Arm um meine Hüften geschlungen, wie ein Pirat auf dem Cover eines Liebesromans. Ich wollte schon loslachen, als ich seinen Blick bemerkte. Seine Augen funkelten dunkelgrün und waren von silbernen Streifen durchzogen.
Ethan beugte sich zu mir herab und flüsterte mir ins Ohr: »Das Lachen scheint dir vergangen zu sein.«
»Ja«, brachte ich mühsam hervor. »Das ist definitiv der Fall.«
Von der Tür her drang ein lautes Räuspern zu uns herüber.
Luc, der frühere Hauptmann der Wachen Cadogans und derzeitige Nummer eins des Hauses, stand in der Tür. Als Hüterin gehörte ich gewissermaßen auch zu den Wachen, was Luc quasi zu meinem zweiten Chef machte.
»Hüterin«, sagte er, »die Gäste werden in einer Stunde hier sein, und wir sind mit dem Aufbau draußen fast fertig. Da dies deine Party ist, möchtest du dich uns vielleicht bald anschließen?«
Er hatte recht mit der Party. Ethan hatte mich zur Vorsitzenden des Partyausschusses ernannt, nicht nur, um mich zu bestrafen, sondern auch, um mir Gelegenheit zu geben, meine Mitbewohner im Hause Cadogan kennenzulernen. Lucs Vermutung, ich würde meine Pflichten in diesem Punkt vernachlässigen, waren allerdings unbegründet. Ich hatte meine vorläufige Abwesenheit mit dem Chef geklärt - zumindest mit dem, der gerade einen Anzug trug.
Ich warf Ethan einen misstrauischen Blick zu und begann mit ihm eine private Unterhaltung, indem ich unsere telepathische Verbindung nutzte.
Ich dachte, du hättest Luc Bescheid gesagt, dass du meine Hilfe brauchst, um rechtzeitig vor der Party fertig zu werden?
Er zuckte ungerührt die Achseln.
Ich dachte, wir würden wesentlich früher fertig sein.
Wären wir auch gewesen, wenn uns seine ungenierten Flirtversuche nicht so sehr aufgehalten hätten, doch daran konnte ich jetzt auch nichts mehr ändern. Ich musste mich um meine Aufgaben kümmern, und er musste die Gäste willkommen
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