Fuer eine Handvoll Bisse
heißen.
»Entschuldige bitte, Luc«, sagte ich. »Ich muss da etwas missverstanden haben.« Wer sich ablenken ließ, musste auch Verantwortung dafür übernehmen.
Nervös zog ich meine taillierte Lederjacke zurecht, die ich mit einer engen Jeans und einem eher locker sitzenden Tanktop kombiniert hatte, da es für die Jahreszeit ungewöhnlich warm war. »Ich kann nur hoffen, dass dies wirklich eine gute Idee war.«
Ethan nahm seine Anzugsjacke vom Schreibtischstuhl, während ich zur Tür ging.
»Jeden Abtrünnigen Chicagos zu uns in den Garten einzuladen?«, fragte Ethan. »Wie könnte das keine gute Idee gewesen sein?«
Die meisten Vampire des Landes lebten in zwölf Häusern, die sich auf das gesamte Staatsgebiet verteilten: Navarre, McDonald, Cabot, Cadogan, Taylor, Lincoln, Washington, Heart, Lassiter, Grey, Murphy und Sheridan. Drei der Häuser - Navarre, Cadogan und Grey - befanden sich in Chicago.
Alle zwölf Häuser unterstanden der Befehlsgewalt des Greenwich Präsidium, doch diese Zahl würde sich nach zweiundsiebzig Stunden auf elf reduzieren. Da wir uns nun zum Austritt entschlossen hatten, suchten wir den Kontakt zu den abtrünnigen Vampiren, die nicht in Häusern lebten. Sie kamen allein zurecht oder halfen sich gegenseitig in kleinen, inoffiziellen Gruppen - und sie glaubten auf gar keinen Fall daran, dass das Greenwich Präsidium das Recht hatte, von der anderen Seite des Atlantiks aus über sie zu bestimmen.
Die Abtrünnigen waren in gewisser Hinsicht Amerikas vampirische Kolonien.
Bald würden auch wir Abtrünnige sein. Es war mir nur logisch erschienen, ein Kennenlerntreffen für die Vampire des Hauses Cadogan und die Abtrünnigen vorzuschlagen, auf unserem Anwesen, in unserem Garten.
Ja, das Kennenlerntreffen würde
tatsächlich
stattfinden.
Die Party sollte Gelegenheit dazu geben, die Sorgen der Vampire Cadogans zu zerstreuen, denn sie würden nicht nur Abtrünnige kennenlernen, sondern auch das, was sie selbst bald sein würden. Und die Abtrünnigen würden mehr über uns erfahren.
Luc lachte sarkastisch. »Wir befinden uns im Haus Cadogan, und Merit ist die Vorsitzende des Partyausschusses. Damit ist vorprogrammiert, dass irgendetwas schiefgeht.« Luc genoss es sichtlich, mich aufzuziehen. Das hatte er mit Ethan gemeinsam.
»Ha, ha«, erwiderte ich trocken, während Ethan seine Anzugsjacke anzog. »Wenn das der Fall sein sollte, kriegt Ethan nur die Quittung dafür, mich zur Vorsitzenden ernannt zu haben.«
»Du hast ihn angegriffen, weil er dich in einen Vampir verwandelt hat«, wies mich Luc zurecht.
»Ja, aber nur, weil er das nicht sonderlich geschickt gemacht hat.«
»Ich weise den Vorwurf zurück, ich wäre bei irgendetwas ºnicht sonderlich geschickt¹«, warf Ethan ein.
»Bescheiden wie immer, unser Lehnsherr«, sagte Luc.
Luc nannte Ethan »Lehnsherr«, obwohl Ethan genau genommen nicht mehr Meister des Hauses war. Diese Ehre war nun Malik zuteilgeworden, dem Vampir, der während Ethans kurzfristigem Ableben dessen Aufgabe übernommen hatte. Nun, da Ethan zurückgekehrt war, verhielten sich alle so, als sei alles beim Alten - Ethan der Meister, Malik die Nummer eins, Luc der Hauptmann der Wachen. Das war einfacher, als jeden von ihnen mit doppeltem Titel anzusprechen oder sich den Kopf zu zerbrechen, welcher Titel denn nun der richtige war. Ethan hatte offensichtlich nichts dagegen, den Meister zu spielen, und die anderen störten sich offensichtlich nicht daran, ihre Beförderungen als eine vorübergehende Angelegenheit zu betrachten.
»Wie auch immer«, sagte Luc, »ich bedaure, euch gestört zu haben.«
»Hast du nicht«, widersprach ich ihm.
»Natürlich nicht.« Er tätschelte mir kollegial den Rücken. »Es ist immer eine Freude, dich völlig durcheinander zu sehen. Das wirkt so menschlich und so bodenständig.«
»Bodenständig ist sie auf jeden Fall«, sagte Ethan und trat an unsere Seite. »Und beim Training ist sie auch ständig auf dem Boden, weil ich sie jedes Mal einfach umhaue.«
»Davon träumst du wohl, Sullivan.« Ethan hatte sich dazu bereit erklärt, bei meiner Ausbildung zur Hüterin des Hauses zu helfen. Da er etwa vierhundert Jahre Erfahrung vorzuweisen hatte, verlor ich oft.
Aber nicht immer
, dachte ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ich hatte ihn schon das eine oder andere Mal überrascht und jeden einzelnen dieser Siege intensiv ausgekostet.
»Ich träume noch von ganz anderen Dingen, Hüterin.«
Luc deutete mit einer ausladenden
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