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Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Titel: Fuer immer zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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unterhalten?“
    „Selbstverständlich!“, flötete sie, warf mir allerdings einen reichlich giftigen Blick zu, ehe sie wieder hinausrauschte.
    Kaum war die Tür hinter ihr zugefallen, rutschte Rasmus an den Bettrand. Ich spürte ein schmerzhaftes Ziehen in meinem Bauch, weil er sich dabei so schwerfällig bewegte.
    „Komm mal her“, sagte er und nickte in Richtung des freien Platzes.
    Schniefend schüttelte ich den Kopf. „Ich glaube nicht, dass das erlaubt ist.“
    „Das ist mir herzlich egal.“
    „Aber es gibt doch bestimmt Hygienevorschriften, und …“
    „Lily“, knurrte Rasmus, „beweg jetzt sofort deinen Hintern hier rüber!“
    Ich zögerte noch kurz, dann tapste ich auf wackligen Beinen zu seinem Bett, um mich auf der äußersten Kante niederzulassen. In der nächsten Sekunde hatte Rasmus auch schon einen Arm um mich geschlungen und mich an seine Seite gezogen. Er drückte mich so eng an sich, dass ich seinen schnellen Herzschlag spüren konnte und seine Körperwärme mich wie eine Decke einhüllte.
    „Pass auf“, begann er leise, „ich habe einfach gedacht, dass das alles zum Menschsein dazugehört – der ständige Hunger, das Frieren und auch die häufigen Kopfschmerzen. Ich dachte, das sei eben Teil des Pakets. Glaubst du mir das, Lily?“
    Wortlos schob ich meine Stirn an seiner Brust hin und her.
    „Es stimmt aber. Doch jetzt wissen die Ärzte ja, was wirklich los ist, und werden das sicher bald aus der Welt geschafft haben.“
    Ich verriet ihm nicht, was der Doktor vorhin zu Sam und mir gesagt hatte. Gerade jetzt, da Rasmus für mich stark zu sein versuchte, brachte ich es einfach nicht übers Herz. Stattdessen presste ich mein Gesicht noch ein wenig fester gegen seinen Brustkorb.
    „Und es war auch gar nicht so schlimm“, beeilte sich Rasmus hinzuzufügen, als ich immer noch schwieg. „Sollte es mir einmal wirklich mies gehen, werde ich es dir sagen, versprochen. Okay?“
    „Okay“, nuschelte ich gedämpft. Endlich wagte ich es, mich ein wenig aufzurichten und ihn anzusehen. „Versetz mir bloß nie wieder so einen Schock.“
    Rasmus hob die Hand und wischte mir eine feuchte Haarsträhne von der Wange. „Erst dann wieder, wenn ich Samael als meinen Trauzeugen vorschlage.“
    Damit schaffte er es, mich derart durcheinanderzubringen, dass meine Tränen tatsächlich versiegten. „Das … das wird bestimmt auch für Sam ganz schön unerwartet kommen“, überspielte ich meine Verblüffung. „Er scheint mir wirklich nicht der Typ zu sein, dem dieses Amt bisher häufig angeboten wurde. Das heißt, gibt es so etwas wie Hochzeiten in der Lichtwelt überhaupt?“ Mir war bewusst, dass ich unnützes Zeug redete, aber es tat gut, vom Krankenhaus abzulenken.
    „Nicht in dieser Form, nein“, erwiderte Rasmus und schob einen Arm unter meinen Nacken. „Wir – ich meine, die Lichtwesen können sich nicht aneinander binden, bis dass der Tod sie scheidet, weil es für sie in der Regel ja keinen Tod gibt.“
    Ich rang zwar mit mir, doch dann rutschte es mir natürlich heraus: „Aber Beziehungen zwischen Engeln gibt es schon?“
    Der Anflug eines Grinsens auf seinem Gesicht zeigte mir, dass Rasmus meine Gedanken gelesen hatte. „Lily, ich bin krank, du darfst mir keine so riskanten Fragen stellen“, protestierte er scherzhaft.
    „Nein, schon gut, ich meinte nur … weil ich kaum etwas über die Lichtwelt weiß und … warum erzählst du mir eigentlich nie davon?“, stotterte ich verlegen.
    „Weil ich nicht glaube, dass es eine Rolle spielt. Das liegt endgültig hinter mir und hat nichts mehr mit meinem Leben zu tun. Alles, was mir jetzt wichtig ist, habe ich genau hier … und damit meine ich nicht diese schrecklich unbequemen Krankenhauskissen.“
    In seinen Augen blitzte es auf – es war nur eine blasse Version des üblichen ironischen Funkelns, aber es reichte aus, um der Situation ein wenig ihren Schrecken zu nehmen. Intuitiv rutschte ich auf der Matratze nach oben und küsste Rasmus‘ freches Lächeln. Anschließend wollte ich wieder zurückweichen, aber er hielt mich fest. Ganz sacht legte er eine Hand an mein Kinn und hob meinen Kopf, sodass ich ihm erneut das Gesicht zuwandte. Dann beugte er sich vor, und ich schloss die Augen, ehe mich seine Lippen über dem Wangenknochen berührten. Wie um der Spur meiner getrockneten Tränen zu folgen, verteilte Rasmus von dort aus winzige Küsse bis zu meinem Mund. Gleichzeitig fuhren seine Finger am Halsausschnitt meiner Strickjacke

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