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Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Titel: Fuer immer zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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entlang und stoppten erst, als sie den Reißverschluss erreicht hatten. Er wartete auf eine Erlaubnis, und obwohl ich eigentlich viel zu aufgewühlt und verwirrt war, um irgendwelche Entscheidungen zu treffen, brauchte ich nicht einmal darüber nachzudenken. Ich legte Rasmus beide Hände in den Nacken und presste meine Lippen auf seine. Trotz dieser eindeutigen Antwort auf seine unausgesprochene Frage öffnete er den Reißverschluss meiner Jacke nur sehr langsam, fast zögernd. Als mein knappes Trägershirt darunter zum Vorschein kam, machte er einen tiefen Atemzug, und mir wurde klar, dass er die Luft angehalten hatte.
    „Lily –“, flüsterte er, aber ich schüttelte den Kopf. Ich wollte in diesem Augenblick nicht vernünftig sein, sondern dieses dumme, unpassende Gefühl des Leichtsinns noch ein wenig auskosten. Kurzentschlossen hob ich die Bettdecke hoch und kroch an Rasmus Seite. Schon vorhin war mir aufgefallen, dass er sich gegen ein Krankenhausnachthemd gewehrt haben musste und immer noch seinen dünnen schwarzen Sweater anhatte. Jetzt allerdings, als ich mich im Kokon seiner Fieberhitze an ihn schmiegte, bemerkte ich, dass er ansonsten nur Boxershorts trug.
    Auf einmal spürte ich meinen Herzschlag überall, in meinem Hals, in meiner Brust und sogar in meinen Händen, während ich über Rasmus‘ Rücken strich. Ich schob meine Finger unter den Saum seines Pullovers und tastete nach den Narben, die in den vergangenen Monaten zu feinen Linien verheilt waren. Rasmus wiederholte dieselbe Bewegung unter meinem Trägershirt – seine Fingerspitzen glühten an meiner Taille, meinen Rippen …
    Dann fiel im Flur etwas mit lautem Scheppern zu Boden, und wir schreckten auseinander.
    Mir entwischte ein nervöses kleines Kichern. „Also, das ist ganz bestimmt gegen die Hygienevorschriften.“
    Rasmus‘ Atem kitzelte an meinem Nacken, als er ebenfalls lachte. „Wahrscheinlich schon.“
    „Und es könnte jederzeit eine Krankenschwester hereinschneien, um uns daran zu erinnern.“
    „Was ungünstig wäre“, ergänzte er widerstrebend. Seine rechte Hand lag immer noch auf meinem Rücken, und ich spürte, dass seine Finger bebten. Obwohl das möglicherweise nicht an der Kälte lag, setzte ich mich auf, schob die verrutschte Decke zurecht und steckte sie sorgfältig um Rasmus herum fest.
    Grinsend schaute er zu mir hoch. „Und jetzt? Gibt es eine Gute-Nacht-Geschichte?“
    „Wenn du schön artig bist.“
    Mit einem Murren zog Rasmus die Hände unter der Decke hervor und machte den Reißverschluss an meiner Strickjacke wieder zu. „Wenn’s sein muss.“
    „Okay, dann kann es jetzt losgehen“, sagte ich in einem extra munteren Tonfall. „Irgendwelche Präferenzen, was das Thema betrifft? Kennst du schon die, in der eine blutjunge Maid von einem dunklen Ritter davor bewahrt wird, sich mit Klopapier am Absatz zum Gespött des Hofes zu machen?“
    „Na klar, und dann lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“
    In der Hoffnung, dass er mein Zusammenzucken bei seinem letzten Wort nicht bemerkt hatte, zwang ich mich, sein schelmisches Lächeln zu erwidern. Dann beugte ich mich aus dem Bett und fischte nach meiner Tasche.
    „Hier, ich hab Jane Eyre dabei, das nehmen wir ja bald in Englisch durch.“
    Rasmus runzelte die Stirn. „Hmm, das Anwesen brennt ab und der Kerl erblindet, aber das Mädchen kriegt er am Ende doch. Kann man wohl als Happy End gelten lassen.“ Er rollte sich auf der Seite zusammen, während ich mich gegen das Haupt des Bettes lehnte. Danach schlug ich das Buch auf und begann vorzulesen, ohne jedoch auch nur ein einziges Wort zu begreifen. Alles, worauf es ankam, war der feste Klang meiner Stimme.
     
    ***
     
    Als ich etwa eine halbe Stunde später auf den Flur hinaustrat, fand ich Sam, der mit gesenktem Kopf auf einem der orangefarbenen Stühle hockte. Ich setzte mich auf den Platz daneben und stupste ihn an, woraufhin er wie elektrisiert zusammenzuckte.
    „Menschen – sind – abartig!“, stöhnte er gequält. „Heiliger Kuhmist, was ich hier schon vorbeihumpeln oder –kriechen gesehen habe …“
    „Ja, lass uns gehen“, fiel ich ihm ins Wort. Jetzt, da ich nichts mehr für Rasmus tun konnte, wollte ich das Krankenhaus mit seinem weißen Licht und dem kalten Geruch nach Desinfektionsmittel so schnell wie möglich verlassen. Ich erkundigte mich noch bei einer Krankenschwester nach den Besuchszeiten, dann gingen wir ins Freie, wo bereits die Nacht hereingebrochen

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