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Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Fuer immer zwischen Schatten und Licht

Titel: Fuer immer zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Schmerztherapie. Ich darf Sie aber beruhigen, noch ist wie gesagt eine Erkrankung keineswegs einwandfrei diagnostiziert. Außerdem gibt es durchaus Patienten, die sich nach einiger Zeit wieder vollständig erholen.“
    „Und die anderen?“, flüsterte ich.
    Der Doktor beugte sich ein Stück vor. „Wie bitte?“
    „Was ist mit den anderen? Mit denen, die sich nicht wieder erholen?“
    „Nun“, begann er, und diesmal schwang deutliches Bedauern in seiner Stimme mit, „schlimmstenfalls kann es zu Arbeitsunfähigkeit kommen oder sogar zu dauerhafter Bettlägerigkeit.“ Er schien darauf zu warten, dass ich etwas sagte, doch ich konnte ihn nur stumm anschauen, während sich seine Worte echoartig in meinem Kopf wiederholten. Geduldig blätterte er in den Seiten auf seinem Klemmbrett und bot nach einer Weile an: „Der Patient schläft gerade, aber wenn Sie möchten, können Sie kurz zu ihm.“
    Er führte uns zu einer Tür, und sobald er uns allein gelassen hatte, drückte Sam die Klinke herunter. Ich betrat neben ihm das Zimmer, hielt aber nach wenigen Schritten inne. Das andere Bett war leer, sodass nur Rasmus‘ schwere Atemzüge zu hören waren. Er lag mit erhöhtem Oberkörper auf zwei Kissen, das Gesicht leicht zur Seite gedreht und eine Hand auf seiner Brust; wahrscheinlich hatte ihm das Atmen während des Einschlafens Schmerzen bereitet. Bei diesem Anblick überkam mich das Gefühl, als würde sich ein gigantischer Haken zwischen meine Rippen bohren und mich ruckartig vorwärtszerren. Am liebsten hätte ich mich zu Rasmus aufs Bett gelegt, aber ich widerstand dem Drang – er sah zu erschöpft aus, fast zerbrechlich, als dass ich riskieren wollte, ihn zu wecken.
    Sam teilte meine Bedenken jedoch nicht. Schnurstracks steuerte er auf das Bett zu und blieb dicht daneben stehen. Weil ihm das nicht ausreichte, hielt er sich am Betthaupt fest, neigte sich noch ein bisschen weiter hinab – und in diesem Moment schlug Rasmus die Augen auf.
    Erschrocken sprang Sam einen Schritt zurück. „Scheiße!“
    „Was soll ich erst sagen“, murmelte Rasmus. „Ich wache auf, und das Erste, was ich sehe, ist dein Gesicht.“
    Beinahe wäre ich über meine eigenen Füße gestolpert, so eilig hatte ich es, Sam aus dem Weg zu stoßen und mich über das Bett zu beugen.
    Rasmus grinste schwach. „Schon besser.“
    Ich musste erst den Kloß in meiner Kehle herunterschlucken, ehe ich mich zu sprechen traute. Dann fragte ich heiser: „Wie geht es dir?“
    „Von der peinlichen Tatsache abgesehen, dass ich jetzt schon zum zweiten Mal in deiner Anwesenheit ohnmächtig geworden bin wie die Heldin aus einem Schauerroman, geht es mir eigentlich ganz …“
    Aber da klappte in meinem Inneren ein Schalter um. „Nein!“, unterbrach ich ihn schrill. „Wag es nicht, behaupte ja nicht, es ginge dir gut!“ Ich wusste, dass ich mich hysterisch anhörte, doch es war mir egal. „Das hier ist keine vorübergehende Schwäche oder etwas in der Art. Seit Monaten muss es dir jetzt schon schlecht gehen, und du hast keinen Ton gesagt! Das … das ist …“ Trockene Schluchzer unterbrachen meinen Wortschwall, und Rasmus sah mich bestürzt an.
    „Ähem“, meldete sich Sam aus dem Hintergrund, „ich habe ganz vergessen, dass ich – also, ich muss mal dringend … ganz woanders hin.“ Dabei bewegte er sich rückwärts zur Tür, riss sie auf und stürzte auf den Flur.
    Stille breitete sich im Zimmer aus, während ich Rasmus durch einen Tränenschleier betrachtete. Seine Haare waren noch zerzauster als sonst und wirkten gegen das helle Kissen beinahe schwarz. Über den hervorstehenden Wangenknochen schien seine Haut zu glühen, was ich attraktiv gefunden hätte, wäre nicht das Fieber schuld daran gewesen. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass Rasmus nun, da er eindeutig menschlich war, mehr wie ein gefallener Engel aussah als jemals zuvor.
    Die junge Krankenschwester, die wenig später hereinplatzte, war offensichtlich derselben Meinung. „Oh, Sie sind ja wach!“, jubelte sie, als hätte Rasmus ihr damit einen persönlichen Gefallen getan. Durch mich sah sie hindurch, als bestünde ich aus glasklarer Gebirgsluft. „Kann ich Ihnen irgendetwas bringen? Ein Glas Wasser? – Also, noch eines?“, schickte sie atemlos hinterher, als Rasmus verwirrt zu dem randvollen Becher auf seinem Nachttisch schaute.
    „Nein, danke“, sagte Rasmus höflich. „Ist es in Ordnung, wenn wir uns hier noch ein bisschen

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