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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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seinen Problemen.
    »Was regst du dich auf über solche Kleinigkeiten, Iwan?« sagte Simonenko. »Laß das sein, mach dir keinen Kopf. Heutzutage
     spinnen doch alle: Astrologie, schwarze Magie, Yoga, Fasten. Im Fernsehen treten Hexer auf, amerikanische Prediger kommen
     scharenweise angereist, und diesen Japaner Asahara, den hat Gorbatschow persönlich empfangen. Deine Oxana kriegt sich schon
     wieder ein, keine Sorge. Meine Ira, die hat auch eine Zeitlang gesponnen, hat jeden Morgen die Füße nach oben gedreht, jeden
     Tag eine Dreiviertelstunde kopfgestanden, dauernd gefastet. Aber irgendwann hatte sie die Nase voll. Jetzt ist sie wieder
     normal.«
    »Irka und du, ihr habt keine Kinder«, sagte Jegorow wehmütig. »Ich mache mir weniger um Oxana Sorgen als um die Jungs. Sie
     kriegt sich ja vielleicht wirklich wieder ein, aber die Kinder, die tragen womöglich einen bleibendenSchaden davon. Ihre Psyche ist doch noch schwach, und ernähren sollten sie sich auch normal, nicht von rohen Körnern.«
    »Das stimmt.« Gena nickte. »Um die Kinder tut’s einem leid.«
    Als Jegorow vom nächsten Flug nach Hause kam und erfuhr, daß die Kindern nicht mehr in die Schule gingen, wandte er sich an
     einen Rechtsanwalt.
    »Ich verstehe nicht, was Sie von mir wollen«, sagte der dicke ältere Anwalt und zuckte die Achseln. »Sie können die Scheidung
     einreichen. Aber die Kinder würden Sie kaum kriegen, darauf brauchen Sie nicht zu hoffen.«
    »Meine Frau hat den Verstand verloren. Sie kann die Kinder nicht erziehen«, wiederholte Jegorow störrisch, »sie schleppt sie
     in eine Sekte.«
    »Wie sagten Sie, heißt die Gruppe? ›Gesunde Familie‹?« fragte der Anwalt. »Und wer steht hinter denen? Welche Organisation?«
    »Ach, das ist doch keine Organisation, das ist eine Ansammlung von Psychopathen.« Jegorow winkte resigniert ab.
    »Nein, nein« – der Anwalt schüttelte den Kopf –, »irgendwer muß sie schließlich finanzieren, die Miete für den Raum zahlen.
     Die Leiter der Gruppe bekommen bestimmt Geld, und zwar nicht wenig. Der Unterricht ist kostenlos, sagen Sie?«
    »Ja, kostenlos.« Jegorow nickte.
    »Spricht Ihre Frau vielleicht von Scheidung?«
    »Nein. Das heißt, sie hat gesagt, wenn mir ihre Lebensweise nicht paßt, könne ich ja verschwinden.«
    »Haben Sie eine schöne Wohnung?«
    »Na ja, es geht. Ich verstehe«, freute sich Jegorow. »Ich glaube auch, daß diese Räuberbande solchen Dummchen wie meiner Oxana
     den Kopf verdreht, um ihnen die Wohnungwegzunehmen. Neuerdings gibt’s ja jede Menge Sekten. Sie locken die Leute an und bringen sie dazu, auf ihr Eigentum zu verzichten.
     Aber dann kann man diese Gauner doch ganz einfach wegen Betrugs vor Gericht stellen.«
    »Kann man nicht.« Der Anwalt seufzte. »Leider, so einfach ist es eben nicht. Das ist zwar tatsächlich weit verbreitet, aber
     vor Gericht stellen kann man dafür trotzdem kaum jemanden. Die Leute trennen sich freiwillig von ihrem Eigentum und sind jederzeit
     bereit, das zu bezeugen. Und die Dokumente sind in der Regel auch in Ordnung. Da kommt man nicht ran.«
    »Na klar!« Jegorow wurde laut. »Erst bringt man sie um den Verstand, und schließlich machen sie alles freiwillig und bezeugen,
     was immer man verlangt.«
    »Was heißt – um den Verstand bringen? Juristisch belegbar ist das erst, wenn Ihre Frau von einer medizinischen Fachkommission
     untersucht wurde. Sind Sie sicher, daß die Ärzte derselben Meinung wären wie Sie?«
    Jegorow war nicht sicher. Oxana wirkte auf Außenstehende völlig normal, sie war nur dünn geworden, und ihre Augen hatten sich
     verändert. Aber was kümmerten fremde Leute ihre Augen?
    Er wußte genau: Vor einer Ärztekommission würde sie nicht den üblichen Quatsch über Chakren und Astrale erzählen. Sie würde
     von gesunder Lebensweise sprechen, von Diät, Gymnastik und Abhärtung. Sie würde auf die Ärzte den besten Eindruck machen.
     Und was die Schule anging – viele Kinder gingen neuerdings auf Privatgymnasien und wurden dort nach neuen, alternativen Methoden
     unterrichtet.
    »Sie würden sie normal finden.« Jegorow seufzte.
    »Selbstverständlich.« Der Anwalt nickte. »Außerdem ist eine solche Untersuchung ohne ihre Einwilligung prinzipiell nicht
     zu machen.«
    »Aber was kann ich denn tun?«
    »Trinkt Ihre Frau?«
    »Nein. Sie trinkt nicht, raucht nicht und verbringt ihre gesamte Zeit mit den Kindern. Aber sie läßt sie hungern oder gibt
     ihnen allen möglichen Mist zu essen und

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