Furor
mithilfe des Fahrstuhls.«
Sebastian wusste nicht mehr, was er glauben sollte. Also doch Selbstmord? Eigentlich hatte sein Vater nur vorweggenommen, was ihm ohnehin geblüht hätte, womöglich unter noch schlimmeren Umständen. Was Wallroth bisher gesagt hatte, schien die Wahrheit zu sein. Weshalb sollte er jetzt noch lügen?
Er hatte von Wallroth, was er wollte: ein Geständnis über das Massaker und über seine Rolle und die der IS/STA beim Tod seines Vaters. Reichte das, um sie ins Gefängnis zu bringen? Er hoffte es – ob sein Vater nun tatsächlich Selbstmord begangen hatte oder nicht. Blieb noch ein Punkt offen.
»Nachdem ich gestern zu dir gekommen war und angekündigt habe, die Aufzeichnungen meines Vaters zu zerstören . . . da hast du mir diesen Killer auf den Hals gehetzt, stimmt’s?« Sebastian spürte, wie seine Beine bei der Erinnerung daran zu zittern begannen. »Und vorher hattest du Dietz geraten, SareahAnderwald zu entführen, um mich unter Druck zu setzen.«
»Sebastian, du wirst niemals begreifen, worum es hier geht. Was auf dem Spiel steht. Ich wollte nicht, dass dir etwas passiert. Der Mann, der gestern hinter dir her war, kam von der IS/STA. Darauf, was diese Leute tun, habe ich gar keinen Einfluss.«
»Ach ja?« Sebastian konnte es nicht glauben. Wallroth hatte Barth auf ihn gehetzt und schob jetzt alle Verantwortung von sich. Und Sareah . . .
»Was ist eigentlich aus den Daten geworden«, fragte Wallroth unvermittelt. »Hast du sie noch? Wenn du sie mir gibst, dann wird vielleicht alles . . .«
Sebastian ballte die Fäuste und ging auf Wallroth zu. Dicht vor dem Wissenschaftler blieb er stehen.
»Sie sind zerstört«, flüsterte er ihm ins Gesicht. »Sie sind zerstört, genauso wie das Institut. Genau wie du.«
Mit einem bitteren Gefühl des Sieges knöpfte Sebastian sich langsam das Hemd auf. Irritiert schaute Wallroth auf die dünnen Kabel.
»Ich glaube, Sie können jetzt hereinkommen«, sagte Sebastian leise. Als die Beamten des Bayerischen Landeskriminalamtes in das Zimmer kamen, begann Wallroth zu zittern. Das Glas fiel ihm aus den Fingern. Die rote Flüssigkeit tränkte den weißenTeppich.
Sieht aus wie Blut, dachte Sebastian.
»Es ist vorbei.«
Sebastian blickte auf. Vor ihm stand Christof Altmann und streckte ihm die Hand hin. »Wir haben es geschafft«, hörte er den Professor sagen. »Sie haben es geschafft.«
»Wo . . .?«
»Sie ist unten, vorm Eingang. Die Beamten haben sie nicht ins Haus gelassen.« Altmann lächelte. »Sie wartet dort auf Sie.«
Kopie eines Schreibens des Vorsitzenden des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses »Spezialkräfte«, Dr. Reinhard B. (SPD), an die Mitglieder des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses »Spezialkräfte«
Berlin, 3. Mai
Betrifft: Parlamentarischer Untersuchungsausschuss »Spezialkräfte«
Sehr geehrte Damen und Herren, in den letzten Tagen kam es zu einer Reihe von Ereignissen, die in mittelbarem und unmittelbarem Zusammenhang mit der Arbeit des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses »Spezialkräfte« stehen. Ich fasse hier die Ereignisse noch einmal zusammen, die Ihnen zum größten Teil bereits bekannt sein dürften.
1)
Nach unserer letzten Sitzung wurden die beiden Zeugen, die als Angehörige des KSK an dem Massaker im Sudan beteiligt waren, schriftlich gebeten, Auskunft darüber zu geben, a) ob sie und andere Bundeswehrangehörige während der Operation »Freedom Encouragement« Drogen oder Medikamente konsumiert haben, b) um was für Mittel es sich gegebenenfalls handelte und c) woher sie stammten.
Beide Zeugen erklärten, es sei üblich gewesen, unter bestimmten Voraussetzungen Amphetamine in Form von Dexedrin zu konsumieren. Das Medikament wird nach ihrem Wissen regelmäßig verwendet, bislang offenbar ohne Probleme. Nach der Ankunft der Zeugen auf dem Luftwaffenstützpunkt Sharqiyah Air Base im Sudan wurden die Angehörigen des KSK mit einer frischen Charge Dexedrin versorgt. Ausgegeben wurde das Mittel wie in früheren Fällen vom Kompaniearzt. Beide Zeugen erklärten weiterhin, dass ihres Wissensnach sämtliche an dem fraglichen Einsatz beteiligten KSK-Angehörigen das Medikament am Morgen des 20. Dezember konsumiert hätten.
2)
Nach konkreten Hinweisen von Professor Christof Altmann, Emeritus der Ludwig-Maximilians-Universität in München, hat der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses »Spezialkräfte« Kontakt mit der Staatsanwaltschaft beim Bayerischen Obersten Landesgericht in
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