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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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klang seine Stimme verzerrt. Er sprach sehr leise, flüsterte fast:
    »›Nie wieder‹. Ja, das hat er gesagt. Und er hat gedroht, die technischen Aufzeichnungen über das Verfahren zu löschen, die er entwickelt hatte. Er wollte diesen Abschluss unserer jahrelangen Forschung vernichten. Jetzt, wo es so weit war! Einfach löschen. Wir waren doch endlich am Ziel. Und wenn er alles gelöscht hätte, dann hätte es sicher nochmals zwanzig Jahre gedauert, bis wieder jemand so weit gewesen wäre. Dein Vater war ja der Einzige, der genug davon verstand.«
    Sebastian musste sich an den Rahmen der Wohnzimmertür lehnen. Seine Beine zitterten.
    »›Nie wieder‹, hat er gesagt, und damit sein eigenes Todesurteilausgesprochen, nicht wahr? Denn du wolltest ihm drohen. Du wolltest ihn zwingen, indem du ihn an die alte Geschichte erinnert hast. Die Geschichte, über die er nie hinweggekommen ist. Denn obwohl er es niemals gewollt hatte, war er mit dir und der IS/STA untrennbar verbunden. Er hat einmal in seinem Leben einen fatalen Fehler gemacht. Einen Fehler, der ihn dazu brachte, sich selbst zu verachten. Denn er ließ sich dazu bringen, eine Sache zu verheimlichen. Er ließ sich kaufen mit diesem Institut und hat geschwiegen über den Vorfall, an dem er damals beteiligt war. Vielleicht wurde er ja auch schon früher bedroht. Von der Abteilung, für die du damals schon gearbeitet hast. Er ließ sich kaufen, vielleicht erkaufte er sich damit sein Leben und das seiner Familie, während Koch und Berthold sterben mussten. Er erkaufte sich den Posten hier, und er dachte, dass er der Gesellschaft mit seiner Forschung einen Dienst erweisen könnte. Vielleicht in der Hoffnung, etwas von der Schuld, die er auf sich geladen hatte, wieder gutzumachen.« Sebastian sah Wallroth an, konnte aber in dessen Gesicht nichts erkennen.
    »Du bist zu ihm gegangen und wolltest seine Ergebnisse«, fuhr Sebastian fort. »Und er wollte sie dir nicht geben. Dann drohte er dir vielleicht, die alte Geschichte ans Tageslicht zu bringen. Denn ihm war jetzt alles egal. Er hatte sich einmal kaufen lassen. Aber er hatte sich geschworen, es nicht noch einmal zu tun. Er drohte dir mit der Veröffentlichung des Geheimnisses, das er mit dir teilte. Und obwohl in unserer Gesellschaft viel zu viele Leute wie du leben und sogar an der Macht sind – diese Geschichte hätte dich, Dietz und vielleicht einige andere den Kopf gekostet.«
    »Unsinn!«, widersprach Wallroth. »Den Kopf hätte es uns wohl kaum gekostet. Aber leider gibt es noch zu viele Kräfte, die nicht verstehen, was vor sich geht. Deshalb arbeiten wir ja auch im Geheimen. Aber dein Vater hat mir niemalsgedroht.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn er es getan hätte, vielleicht hätten die ihn getötet. Aber er hat uns nicht gedroht.«
    Sebastian war verwirrt. Er war fest davon überzeugt gewesen, dass Wallroth ihm seine Theorie bestätigen würde.
    »Aber du wolltest doch unbedingt an die Aufzeichnungen, die auf dem Rechner meines Vaters zu finden sein mussten, oder etwa nicht? So dringend, dass du versucht hast, sie noch an dem Abend, an dem mein Vater gestorben ist, auf seinem Computer zu finden.« Sebastian lehnte sich vor und spuckte Wallroth die Sätze ins Gesicht. »Und dabei hast du sogar den Namen meiner Mutter als Passwort getestet.«
    Wallroth krampfte beide Hände um die Kanten des Sesselpolsters, auf dem er saß.
    »Ich weiß nicht, wovon . . .« Er unterbrach sich selbst und dachte eine Weile nach. Sebastian sah ihn schweigend an, wartete ab. Dann hatte Wallroth sich offensichtlich entschlossen, eine weitere Karte aufzudecken. »Du hast Recht. Auf dem Rechner mussten sich Daten befinden, die ich haben wollte. Wichtige Daten. Sehr wichtige Daten. Und als er tot war, warum sollte ich sie mir nicht holen?«
    »Wallroth! Mein Vater lag auf dem Fahrstuhldach und krepierte, da warst du schon an seinem Computer«, flüsterte Sebastian hasserfüllt.
    Wallroth wirkte erschrocken und überrascht. Der Gedanke erfüllte ihn offensichtlich mit Unbehagen.
    »Während er dort lag . . .«, wiederholte er leise, den Kopf zwischen die Schultern gezogen. »Woher weißt du das? Aber das ist ja auch egal. Vielleicht war es so. Na und?«
    Wallroth fummelte nervös an seinem Ohr. Sebastian starrte ihn durchdringend an. Plötzlich lachte Wallroth leise auf.
    »Du meinst, ich hätte etwas mit seinem Tod zu tun? Ich hätte ihn umgebracht? Sebastian: Er war mein Freund.«
    Bei diesen Worten ergriff Sebastian erneut

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