Fußfall
Telefonhörer unter seinem riesigen Ohr lauschte.
Keine gute Nachricht. Der Herr der Herde wartete. Wenn Gefahr für das Schiff bestand, würden er und der Herr der Verteidigung es sofort erfahren. Was konnte nur so wichtig sein, daß diese Zusammenkunft gestört wurde?
Er erfuhr es nur allzubald.
Der Herr des Angriffs nahm ein Mikrofon aus seinem Geschirr . »Flieht! Rettet, was wir retten können!« Er wandte sich wieder dem Mikrofon zu. »Herr der Herde, wir haben keinen Stützpunkt mehr in Kansas.«
»Wie kommt das?«
»Die Beute hat thermonukleare Bomben eingesetzt. Sie steigen unter den Grifflingsschiffen auf, die sich auf der Umlaufbahn um Winterheim befinden.«
»Aber man kann sie doch abfangen.«
»Selbstverständlich. Doch weitere Bomben fallen auf unseren Stützpunkt, und unsere Schiffe haben mehr als genug damit zu tun, diese abzublocken. Bomben steigen von beiden Landmassen und vom Meer auf.«
»Von beiden Landmassen?« Der Berater sah nachdenklich drein. »Seid ihr dessen sicher?«
»Sicher nicht, Berater. Sie streuen radioaktives Feuer auf ihre eigenen Erntegebiete! Herr der Herde, ich muß …«
»Gewiß.« Der Herr der Herde erhob sich und entließ seine Fithp an ihre Aufgaben. Lediglich den Berater behielt er zurück.
»Und jetzt?« fragte er. »Was haltet ihr davon?«
Fathistihtalk schlug nach unsichtbaren Fliegen. »Ich möchte mich nicht auf dem Gebiet der Umerzieher einmischen.«
»Dein Rat, wenn du nicht ersäuft werden willst!«
»Dawsons Fithp und die der Sowjets machen gemeinsame Sache, wenn sie müssen – das dürfen wir nicht vergessen. Führt Euren Krieg«, sagte er zum Herrn der Herde, der sich bereits abgewandt hatte.
III Der Fußfall
23 Aufräumarbeiten
Das Schicksal der Menschheit wird nicht
durch die Aufrechnung materieller Dinge bestimmt.
Sobald sich große Dinge ankündigen,
merken wir, daß wir Geister und nicht Tiere sind
und daß etwas in Raum und Zeit
wie auch jenseits ihrer beider vor sich geht,
das uns zur Pflicht mahnt,
ob uns das recht ist oder nicht.
W INSTON C HURCHILL
Rochester, New York, 1941
Zeit: Vier Wochen nach der Stunde Null
Der Boden im Westen des Staates Kansas war schwarz und von Kratern zernarbt.
Der Heerespilot umflog sie in weitem Bogen gegen die Windrichtung. Er sprach nur selten und zitterte. Filmaufnahmen von Todesstrahlen, die andere Hubschrauber zielsicher heimgesucht hatten, konnte er nicht gesehen haben, aber bestimmt hatte er gerüchtweise davon gehört. Jenny nahm an, daß er damit rechnete, von grünem Licht durchbohrt zu werden.
Jack Clybourne saß stumm wie ein Fisch neben ihr.
Jenny sah sich die Berichte der Observatorien an, so, wie sie sie hereinbekam, und hielt vor Jack nichts geheim. Zu den neuesten Erdmonden gehörten jetzt an die zwei Dutzend Raumfahrzeuge von Zerstörergröße, aber das Mutterschiff hatte sich mit der Hälfte der kleineren Raumschiffe in den interplanetarischen Raum geflüchtet, und die verbliebenen schienen untätig zu warten. Hätte der Pilot gewußt, was Jenny bekannt war, wäre er vielleicht ruhiger gewesen. Aber noch immer war der grüne Tod denkbar. So gelassen, wie Jenny aussah, war sie keineswegs.
Von Zeit zu Zeit strich der Pilot auf ihre Anweisung hin dicht über verbrannten Maisfeldern und an unterbrochenen Straßen entlang über den Boden. Auf den Straßen lagen Hunderte riesiger grellbunter Stoffetzen und Tausende flachgedrückter Kunststoffstücke von Suppentellergröße. Aus dem Material der Flugdrachen würde man im Winter Kleidungsstücke für Flüchtlinge machen können, die nur allzu froh darum sein dürften. Die Landeschuhe der Außerirdischen jedoch würden als unzerstörbarer Müll zurückbleiben, und noch in hundert Jahren würden Bauern beim Umpflügen der Maisfelder auf sie stoßen. Ob diese Bauern dann wohl Hände haben würden oder gespaltene Rüssel?
Außerdem sah man Leichen neben schwarzen Autoskeletten, Menschen und Außerirdische, halb verkohlt.
Der Hubschrauber umflog ein Dorf. Jenny konnte kein einziges heiles Gebäude entdecken. Die Bewohner waren vor dem Anrücken der Außerirdischen geflohen und diese vor den Atombomben, so daß niemand geblieben war, der die Brände bekämpfen konnte.
Gelegentlich sahen Gruppen von Flüchtlingen zu dem Hubschrauber empor. Nur wenige machten ihm Zeichen, er möge landen.
Immer wieder wanderten Jennys Blicke zu dem Transportschiff der Außerirdischen hinüber.
Schon seit fast einer Stunde hatte man es sehen können.
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