Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gäbe es die Liebe nicht

Gäbe es die Liebe nicht

Titel: Gäbe es die Liebe nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
eine der Schwestern sie dort hingestellt haben musste, denn Mrs. Higgs hatte keine Angehörigen. „Ich habe keinen.“
    „Oh, das glaube ich nicht. Eine so hübsche junge Frau wie Sie muss doch jede Menge Verehrer haben.“
    „Die stören mich nur, wenn sie vor meiner Tür Schlange stehen“, sagte Anna und lächelte, als Mrs. Higgs schmunzelte.
    „Das kann ich mir durchaus vorstellen. Ich war erst fünfundzwanzig, als ich meinen Mann verlor. Ich dachte, ich würde nie wieder heiraten. Aber natürlich hatte auch ich Verehrer.“ Ein wenig verträumt und etwas wehmütig schaute die Patientin zur Decke. „Ich könnte Ihnen ziemlich schockierende Geschichten erzählen.“
    „Ich bin nicht so leicht zu schockieren, Mrs. Higgs.“
    „Ich habe so gern geflirtet. Und jetzt…“
    „Was jetzt, Mrs. Higgs?“
    „Jetzt tut es mir Leid, dass ich keinen von ihnen geheiratet habe. Dann hätte ich jetzt Kinder. Jemanden, dem ich wichtig bin.“
    „Sie haben jemanden, dem Sie wichtig sind.“ Anna griff nach der Hand der alten Dame. „Mich.“
    Dankbar drücke Mrs. Higgs Annas Hand. „Aber es muss doch einen Mann ihrem Leben geben.“
    „Keinen besonderen“, entgegnete Anna. „Sicher, es gibt einen, aber er geht mir auf die Nerven.“
    „Welcher Mann tut das nicht? Erzählen Sie mir von ihm.“
    Weil Mrs. Higgs’ müde Augen plötzlich leuchteten, tat Anna ihr den Gefallen. „Er heißt Daniel MacGregor.“
    „Sieht er gut aus?“
    „Nein. Ja.“ Anna stützte das Kinn auf die Hand. „Er ist nicht der Typ von Mann, den man in Zeitschriften findet, aber er ist trotzdem ungewöhnlich. Er ist über zwei Meter groß.“
    „Breite Schultern?“ fragte Mrs. Higgs neugierig.
    „Oh ja.“
    Zufrieden lehnte Mrs. Higgs sich zurück. „Ich habe große und kräftige Männer immer gemocht.“
    „Er hat rotes Haar“, fuhr Anna fort. „Und einen Bart.“
    „Einen Bart!“ rief Mrs. Higgs begeistert. „Fantastisch.“
    „Nein …“ Viel zu schnell für ihren Geschmack sah Anna Daniels Gesicht vor sich. „Eher furchterregend. Aber er hat hübsche Augen. Sie sind sehr blau.“ Sie runzelte die Stirn. „Leider neigt er dazu, einen anzustarren.“
    „Ein Draufgänger.“ Mrs. Higgs nickte anerkennend. „Leisetreter konnte ich nie ausstehen. Was macht er beruflich?“
    „Er ist Geschäftsmann. Ein erfolgreicher. Und er ist arrogant.“
    „Das wird ja immer besser. Jetzt sagen Sie mir, warum er Ihnen auf die Nerven geht.“
    „Er akzeptiert kein Nein als Antwort.“ Anna stand auf und ging ans Fenster. „Ich habe keinen Zweifel daran gelassen, dass ich nicht interessiert bin.“
    „Und jetzt ist er fest entschlossen, das zu ändern.“
    „So ungefähr.“ Ich habe Sie gesucht und gefunden, Anna Whitfield, und ich werde Sie bekommen. „Er hat mir in dieser Woche jeden Tag Blumen geschickt.“
    „Was für welche?“
    Belustigt drehte Anna sich zu ihr um. „Rosen, weiße Rosen.“
    „Oh.“ Mrs. Higgs seufzte sehnsuchtsvoll. „Es ist viel zu lange her, dass jemand mir Rosen geschickt hat.“
    Gerührt sah Anna der alten Dame in die Augen. Mrs. Higgs war erschöpft. „Ich bringe Ihnen gern welche von meinen mit. Sie duften herrlich.“
    „Das ist lieb von Ihnen, aber irgendwie ist es nicht dasselbe, nicht wahr? Es gab eine Zeit, da …“ Kopfschüttelnd verstummte sie. „Na ja, das ist Vergangenheit. Vielleicht sollten Sie sich diesen Daniel doch genauer ansehen. Es ist immer ein Fehler, Zuneigung zurückzuweisen.“
    „Wenn ich meine Zeit als Assistenzärztin hinter mir habe, werde ich mehr Zeit für Zuneigung haben.“
    „Wir denken immer, dass wir eines Tages mehr Zeit ha ben werden.“ Seufzend schloss Mrs. Higgs ihre Augen. „Ich wette, dieser Daniel ist der Richtige für sie“, murmelte sie und schlief ein.
    Anna betrachtete sie noch einen Moment, dann verließ sie das Krankenzimmer.
    Stunden später trat sie in die Nachmittagssonne hinaus. Ihre Füße schmerzten, aber sie war bester Stimmung. Den letzten Teil ihrer Schicht hatte sie auf der Entbindungsstation verbracht, wo sie mit jungen Müttern gesprochen und Neugeborene im Arm gehalten hatte. Sie fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie selbst einem Baby auf die Welt half.
    „Du bist ja noch hübscher, wenn du lächelst.“
    Verblüfft fuhr Anna herum. Daniel lehnte an der Motorhaube eines dunkelblauen Cabrios und trug ein sportliches Hemd. Eine leichte Brise wehte durch sein Haar, und er lä chelte. So ungern sie es auch zugab, er sah

Weitere Kostenlose Bücher