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Gangster auf der Gartenparty

Gangster auf der Gartenparty

Titel: Gangster auf der Gartenparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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seine Nerven verrückt spielten. Auch andere hatten das
Recht, hier zu wandern. Außerdem war jetzt die richtige Zeit für eine Rast.
    Auf dürrer Grasnarbe ließ er sich
nieder.
    Als er sein Butterbrot auspackte, sah
er die beiden.
    Also doch!
    Halbstarke waren das. Der eine groß und
mindestens 16. Der andere klein und zu gut im Futter. Den Dicken begleitete ein
metallisches Klirren.
    Als sie näherkamen, sah Krätzkow, daß
es tatsächlich Stahlketten waren: Hundeketten, mit denen man Doggen und
Mastinos unter Kontrolle hält. Aber so gefährlich war der Dicke bestimmt nicht.
    Krätzkow wandte seine Aufmerksamkeit
dem anderen zu.
     
    *
     
    Er rastet, dachte Tim. Das kommt wie
gerufen. Er macht es uns leicht, der Kerl.
    Das Bandgerät lief. Die Pistole steckte
hinten im Hosenbund. Tim spürte das Metall auf dem Rückgrat. Wäre der
Meuchelpuffer geladen gewesen, hätte ihm das sicherlich eine Gänsehaut
bereitet. Wie leicht löst sich unbeabsichtigt ein Schuß! Und der hätte dann — mindestens
— Tims Sitzfläche beschädigt.
    „Ich glaube, Willi, wir sollten mal
Pause machen“, sagte er lässig durch den Mundwinkel. „Der Typ dort hat den
richtigen Platz schon belegt. Hallo, Sie! Was dagegen, wenn wir uns einen
Moment zu Ihnen hocken? Das Gras sieht schön weich aus.“
    Krätzkow musterte ihn rasch noch mal
von oben bis unten, sagte dann, ihm sei’s recht, und rückte etwas zur Seite.
    „Ich bin Peter Carsten“, sagte Tim und
grinste schief.
    „Willi Sauerlich!“ stieß Klößchen durch
die Zähne. Es klang wie ein Fluch.
    Krätzkow nickte und ließ sich etwas
Zeit, bevor er seinen Namen nannte. Dann biß er ein Stück von seinem Butterbrot
ab.
    Klößchen zog eine Tafel Schokolade aus
der Tasche.
    „Am liebsten“, sagte er, „frühstücke
ich kleine Kinder. Aber das gibt’s ja nicht jeden Tag. Hähähäh! Wie sagt man:
In der Not frißt der Teufel Fliegen — und Willi, der Schreckliche, Schokolade.“
    Er begann zu kauen.
    Tim stützte, zurückgelehnt, die Arme
auf, zerklatschte eine Mücke auf seiner muskulösen Brust und blickte umher.
    „Gibt’s was Schöneres, Willi? Die
Natur, besonders draußen, ist Zucker für die Seele. Ich glaube, Willi, ohne
Wald und Flur hätten wir die letzte Woche nicht überstanden.“
    „Hätten wir nicht“, nickte Klößchen — und
kaute.
    „Sie müssen wissen, Krätzkow“, wandte
Tim sich an den Mann, „daß Trauer auf uns lastet. Schwarze, abgrundtiefe
Trauer. Na gut! Mit einem Schuß Heroin kommt man darüber hinweg. Oder mit einem
Schniff Kokain. Ein Schniff ist das Aufschnüffeln, falls Sie das noch nicht
wissen. Einfach hochziehen. Klar? Das also braucht man, wenn das Schicksal
zuschlägt wie bei uns. Aber die Droge allein genügt nicht. Nein! Man muß sich
auch ergötzen an der Natur.“
    „Deshalb sind wir hier“, fügte Klößchen
hinzu.
    „Trauer? Weshalb?“ fragte Krätzkow. Er
unterdrückte ein Gähnen, denn ihn interessierte der Kummer anderer nicht. „Ist
jemand gestorben?“
    Tim rieb die Zähne aufeinander, daß
sein Zahnarzt „Hör auf!“ geschrien hätte.
    „Das beste Mädchen der Welt ist
gestorben“, sagte er dumpf: „meine Schwester Sabrina.“
    „Mann, habe ich sie geliebt!“ stöhnte
Klößchen. „Geheiratet hätte ich sie — in zehn Jahren. Sie war die Schönste. Und
die Beste beim Schmierestehen. 41 Brüche - Einbrüche, meine ich — und nie sind
wir erwischt worden. Das verdanken wir ihr. Nicht wahr, Tim!“
    „Du sagst es.“
    Krätzkow starrte von einem zum andern.
Seine Miene zeigte keinen Ausdruck.
    „Ihr nehmt Drogen“, sagte er, „und
brecht ein. Und das gebt ihr einfach so zu?“
    Klößchen grinste breit. „Sie verpetzen
uns doch nicht?!“
    „Woher willst du das wissen.“ Er wandte
sich Tim zu. „Woran ist denn deine Schwester gestorben? Hat sie sich zuviel
Heroin gespritzt?“
    „Das wäre Sa... Sabrina nie passiert.“
Aufpassen! dachte er. Beinahe hätte ich Sabine gesagt. „Sie hat nie einen
Fehler gemacht. Nein! Sabrina wurde überfahren. Ein verdammter Verkehrsunfall.
Mit Fahrerflucht. Aber wir erwischen den Kerl. Und dann machen wir ihn kalt.“
    „Hm, hm.“ Krätzkow musterte ihn aus den
Augenwinkeln. „O Gott, war sie schön!“ stieß Klößchen hervor — und schlug sich
auf den Schenkel, daß es knallte.
    Tim legte den Kopf in den Nacken. Den
stieren Blick richtete er solange auf die Sonne, bis zwei Tränen kullerten.
    „Sie war schon 16“, erklärte er. „Genau
vor drei Wochen

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