Ganoven im Schlosspark
Grinsen huschte über Sherlocks Gesicht. Er schwebte auf das Spinett und faltete das Papier auseinander. „Hier in meinen Händen halte ich den Beweis dafür, dass euer sauberer Benedikt Ussenkamp alles andere im Sinne hat, als unseren Park zu verschönern.“
„Dann lassen Sie doch mal sehen!“, rief Paula ungeduldig.
„Euch werden die Augen ausfallen“, behauptete Sherlock und streckte das Papier von sich.
Mit einem großen Schritt standen Max und Paula neben dem Gespenst und betrachteten das Blatt in seinen Händen.
Max kratzte sich am Ohrläppchen. „Das ist eine Zeichnung vom Park. Da ist der Seerosenteich, das alte Gewächshaus, der Springbrunnen, die Eichen …“, er zuckte mit den Schultern. „Und was soll das jetzt beweisen?“
„Dass Benny jemand ist, der seine Arbeit sehr ernst nimmt“, kam Paula dem Gespenst zuvor. „Er hat den Park aufgezeichnet, um besser planen zu können!“
Sherlock raufte sich die Perücke. „Seht ihr denn nicht, wie vergilbt und brüchig das Papier ist? Es ist alt, sehr alt. Diese Zeichnung stammt nicht von dem Gärtner. Macht doch mal eure Augen auf oder habt ihr gar nichts von mir gelernt?“
„Darf ich mal?“, fragte Max und nahm dem Gespenst das Papier aus der Hand. Paula linste Max über die Schulter.
Sherlock verschränkte die Arme vor der Brust und wartete ungeduldig. „Na?“, fragte er. Als Max und Paula bloß stumm auf das Papier starrten, verlor das Gespenst endgültig die Geduld. „Das Kreuz!“, stieß es hervor. „Dieses Kreuz!“
Sherlock sauste in die Luft und deutete auf ein schwarzes Kreuz, das in der Mitte zwischen drei Eichen eingezeichnet worden war. „Ich will nicht mehr Sherlock Freiherr von Schlotterfels heißen, wenn nicht genau an dieser Stelle all die Sachen vergraben liegen, die Heinrich gestohlen hat!“
Mit offenem Mund sahen Max und Paula Sherlock an.
„Sie meinen, das hier ist eine Schatzkarte und das Kreuz markiert einen verborgenen Schatz?“, fragte Max.
„Sapperlot noch eins, hat das gedauert“, seufzte das Gespenst.
„So ein Quatsch!“, rief Paula.
Fassungslos schüttelte Sherlock den Kopf, schwebte zu Lilly hinüber und hob sie behutsam hoch. „Nun hatte ich schon so viel Mühe und Arbeit mit euch. Und dann erkennt ihr einen Hinweis nicht, wenn er direkt vor eurer Nase ist. Grundgütiger, ist das bedauerlich!“
„Also gut“, seufzte Max nach einer Weile. „Nur damit Sie uns endlich glauben, dass Benny kein Verbrecher ist und Sie auf dem Holzweg sind, werden wir jetzt genau an der Stelle graben, wo das Kreuz ist. Los komm, Paula.“
„Endlich!“, stöhnte das Gespenst und schwebte mit Lilly auf dem Arm hinter den beiden her.
Das Baumhaus wird eingeweiht
Die Spätnachmittagssonne malte schon lange Schatten auf die Wiese im Schlosspark.
Beim Anblick des Baumhauses traf es Paula wie ein Schlag in die Magengrube. Mit so viel Liebe und Geduld hatte Benny mit ihnen dieses Haus gebaut. Und wie dankten sie ihm all die Mühe? Sie spionierten ihm hinterher! Und das taten sie nur, weil Freiherr von Schlotterfels so eine grauenhafte Nervensäge war. Denn weder Paula noch Max hatten auch nur eine Sekunde an Bennys hinterhältige Pläne geglaubt.
Paula beschleunigte ihren Schritt. Das Gespenst würde verdammt große Augen machen, wenn ihre Schatzsuche erfolglos blieb! Dann wäre Bennys Unschuld endlich bewiesen und die Angelegenheit ein für alle Mal erledigt.
„Ich hol den Spaten und du suchst schon mal die richtige Stelle!“, rief Paula ihrem Bruder zu.
Max nickte und verglich die Anordnung der Eichen mit den Bäumen auf der Karte. Das Kreuz befand sich genau in der Mitte zwischen den drei Bäumen.
Im Vorbeischweben näselte Sherlock: „Du brauchst dir gar nicht so viel Mühe zu geben. Euer Gärtnerfreund hat doch schon Vorarbeit geleistet.“ Das Gespenst schwebte über der Stelle, an der Benny ein nicht sonderlich tiefes Loch ausgehoben hatte. „Erinnerst du dich? Angeblich wollte er doch den Boden überprüfen.“
Max seufzte und trat neben das Loch.
„Ich grabe!“, verkündete Paula, als sie den Spaten schwingend zu Max und Sherlock trat. Lilly hatte sich einen Sonnenplatz gesucht und sich der Länge nach ausgestreckt.
„Geht mal zur Seite!“ Paula holte aus und rammte den Spaten in die Erde. Schnell wurde das Loch tiefer und der Erdhaufen daneben immer größer.
„Du bist aber stark!“, sagte Max bewundernd.
„Das kommt vom Klettern“, erwiderte Paula mit einem zufriedenen Grinsen
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