Ganoven im Schlosspark
Manschetten sortierte.
„Und außerdem hat er uns ein Baumhaus gebaut!“, rief Paula trotzig.
„Bestechlich bist du, Paula Kuckelkorn“, sagte Sherlock abfällig und ließ sich wieder in seinen Sessel sinken.
Max schaute atemlos zwischen den beiden Streithähnen hin und her und brachte vor Schreck kein Wort heraus.
„Sie sind … Sie sind …“, stammelte Paula, stampfte wutentbrannt mit dem Fuß auf und schoss auf die Geheimtür zu. Entschlossen trat sie auf den Hebel, der neben der Tür knapp über dem Boden aus der Wand ragte. Augenblicklich sprang die Tür auf. Ohne jedes weitere Wort verließ Paula das Zimmer. Leise fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.
„Empfindliche junge Dame“, bemerkte Sherlock kopfschüttelnd.
„Na ja“, setzte Max vorsichtig an und erhob sich vom Sofa. „Beweise haben Sie keine. Weder dafür, dass der alte Heinrich ein Dieb war, noch dafür, dass Benny etwas Böses im Schilde führt.“
„Ich werde beweisen, dass Benedikt Ussenkamp ein habgieriger Halunke ist!“, verkündete das Gespenst und klatschte in die Hände. Sofort schwebte Lilly auf seinen Arm. „So wahr ich Sherlock Freiherr von Schlotterfels heiße!“
Sherlock in geheimer Mission
Am nächsten Nachmittag war Paula immer noch wütend auf das Gespenst. Freiherr von Schlotterfels sollte es nur wagen, ihr über den Weg zu laufen! Ganz schön wundern würde der sich, was sie ihm alles an den Kopf werfen würde, denn mittlerweile hatte sie genug Zeit zum Nachdenken gehabt, um diesem hochmütigen, selbstverliebten Gespenst eine passende Antwort zu servieren.
Bei dem Gedanken an Sherlock und seine Vermutung, Benny führe etwas Böses im Schilde, nur weil sein Urahn vielleicht, eventuell, möglicherweise ein Dieb gewesen war, schüttelte Paula ärgerlich den Kopf.
„Was ist, Paula, gefällt dir das Baumhaus etwa nicht?“, fragte Benny, der gerade ein dickes Tau am Baumhaus befestigte. Es war eine Art Notausgang, hatte Benny ihnen erklärt. An so einem Seil konnte man blitzschnell herunterrutschen und mit ein wenig Übung auch rasch wieder hinaufklettern.
Paula schenkte Benny ihr strahlendstes Lächeln. „Es ist das coolste Baumhaus der Welt!“
„Perfekt!“, freute sich Max und musterte mit schief gelegtem Kopf ihr gemeinsames Werk. „Erinnert mich irgendwie an den Ausguck eines Piratenschiffs.“
„Tja, Mäxchen, jetzt kannst du Kapitän spielen, ohne seekrank zu werden!“, frotzelte Paula.
Max streckte ihr die Zunge heraus und grinste.
„Darf ich zur Besichtigungstour bitten?“, rief Benny zu Max und Paula herunter. Das musste er nicht zweimal fragen. Während Max die Leiter dem schwankenden Seil vorzog, kletterte Paula flink wie ein Äffchen an dem Tau hinauf.
„Selbst Tarzan wäre neidisch, oder?“, scherzte Benny.
„Genialcool!“, freute sich Paula, lehnte sich aus dem Fenster und genoss die Aussicht auf Park und Schloss.
Max schob sich neben sie und flüsterte wagemutig: „Hier würde ich mich glatt trauen, mal eine Nacht zu schlafen!“
„Ehrlich?“, freute sich Paula, denn Max war meistens ziemlich ängstlich und wenig abenteuerlustig. Deshalb wusste sie, dass sie ihn sofort festnageln musste. „Dann ist es abgemacht! Nächsten Freitag! Bis dahin richten wir es uns hier schön ein. Wir brauchen einen Tisch, Kissen, Kerzen …“ Als sie den entgeisterten Gesichtsausdruck ihres Bruders bemerkte, fragte Paula enttäuscht: „Was ist, Max, willst du jetzt schon einen Rückzieher machen?“ Doch dann folgte sie dem Blick ihres Bruders und erstarrte. Im Licht der Sommersonne schlich Sherlock auf Zehenspitzen und gefolgt von Lilly an der Hauswand des Dienstbotentraktes vorbei. Immer wieder schaute er sich nach allen Seiten um, so als wollte er sich vergewissern, dass niemand ihn beobachtete.
„Freut mich, dass es euch gefällt“, sagte Benny und begutachtete sein Werk. „Ihr habt aber auch super mitgearbeitet. Ohne euch hätte ich viel länger für den Bau gebraucht.“
Gerade warf Sherlock einen letzten prüfenden Blick über die Schulter, machte einen Schritt zur Seite und tauchte in die Mauer ein, hinter der Bennys Zimmer lag.
„Was macht der denn schon wieder?“, flüsterte Paula ihrem Bruder ganz leise zu.
„Kannst du dir das nicht denken?“, wisperte Max ebenso leise zurück.
„Ich muss jetzt los“, sagte Benny und begann sein Werkzeug einzusammeln, das überall auf dem Boden verstreut lag. „Heute Abend ist Kino angesagt. Und wenn Frau Hagedorn nicht in
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