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Ganz oder Kowalski

Ganz oder Kowalski

Titel: Ganz oder Kowalski Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Stacey
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ansehen, dass er mit dem Gedanken spielte, sie zu küssen. Er ließ den Blick ein paarmal zu ihrem Mund schweifen, und die Schmetterlinge in ihrem Bauch flogen panisch durcheinander.
    Seit einer Ewigkeit hatte sie keinen Mann außer John geküsst. Seit … Um Himmels willen, es war sechsundvierzig Jahre her. Das kam ihr nicht richtig vor. Aber sie war neunzehn gewesen, als sie sich in John Shaw verliebt hatte. Sechs Monate später hatten sie geheiratet. Seit fast einem halben Jahrhundert war sie von keinem anderen Mann geküsst worden.
    Und sie konnte das Zögern in Russells Augen sehen. Er dachte an seine Frau, und Cat schoss durch den Kopf, dass er vermutlich seit langer, langer Zeit niemanden außer Flo geküsst hatte.
    „Möchtest du noch etwas Punsch?“, fragte sie und hoffte, so die Atmosphäre ein wenig zu entspannen.
    Er lachte. „Ich möchte auf keinen Fall mehr etwas von dem Punsch. Ich könnte allerdings ein bisschen frische Luft vertragen.“
    Als sie durch die offen stehenden Türen der Turnhalle in die kühle Sommernacht hinaustraten, nahm er sie nicht bei der Hand, doch Cat versuchte, sich dadurch nicht verunsichern zu lassen. Während sie vor vierzehn Jahren ihren Mann verloren hatte, waren seit dem Tod von Russells Frau erst sechs Jahre vergangen. Wenn es hart auf hart kam, war er vielleicht doch noch nicht bereit für eine neue Beziehung.
    Sie gingen über die Rasenfläche zu einem kleinen Wäldchen auf dem Gelände der Highschool, wo ein paar Bänke aus Granit standen. Sie waren zu Ehren der Absolventen aufgestellt worden, die im Laufe der Jahre im Dienst für das Vaterland ihr Leben gelassen hatten. Überraschenderweise waren die Bänke frei, und Russell ergriff schließlich doch ihre Hand, als er Cat neben sich auf eine der Bänke zog.
    „Ich genieße deine Gesellschaft so sehr, Cat“, sagte er leise, und sie konnte das Aber beinahe überdeutlich hören. „Aber ich … Ich bin mir nicht sicher, was wir hier tun.“
    „Wir sind einfach gern zusammen?“
    „Das stimmt.“ Er drehte den Kopf und sah sie lächelnd an. „Ich fürchte, dass ich anfangen könnte zu weinen, wenn ich dich küsse.“
    Sie drückte seine Hand. Seine Worte hatten sie tief berührt. „Ich könnte auch in Tränen ausbrechen. Allerdings weine ich lieber, weil ich etwas Schönes erlebe und nicht, weil ich einsam wäre und in Selbstmitleid zerflösse.“
    „Vielleicht sollte ich es dann tun und aufhören, darüber nachzudenken, wie viele Jahre vergangen sein mögen, seit ich eine Frau – außer meiner Ehefrau – geküsst habe.“
    Cat neigte den Kopf zur Seite und schloss die Augen, als Russell mit den Händen ihr Gesicht umrahmte und sie küsste.
    Sie versuchte, seinen Mund nicht mit dem von John zu vergleichen. Russells Lippen waren weicher und doch drängender. Aber irgendwann nahm sie außer dem Mann, der sie berührte, nichts und niemanden mehr wahr. Und als seine Zunge über ihre strich, erwachten Verlangen und gespannte Erwartung zu neuem Leben.
    Als er sich schließlich zögerlich von ihr löste – jedenfalls kam es Cat so vor –, waren dort keine Tränen. Vielleicht verspürte sie insgeheim einen Stich der Trauer, doch eine Lawine von wiedererweckten wundervollen Gefühlen hatte diese Traurigkeit ganz, ganz tief in ihrem Inneren unter sich begraben.
    Eindringlich sah er ihr in die Augen. Seine Miene wurde weich, als er lächelte. „Das war wunderschön, Catherine Shaw.“
    Und zum zweiten Mal in ihrem Leben dachte Cat, dass sie möglicherweise einen Mann getroffen hatte, mit dem sie für immer zusammen sein wollte.

16. KAPITEL
    Sean sah zu, wie Emma in der Dunkelheit mit ihren Schlüsseln hantierte. Da sie so früh aus dem Haus gegangen waren, hatte niemand daran gedacht, die Außenbeleuchtung einzuschalten. „Ich kann nicht fassen, dass Gram noch so spät unterwegs ist.“
    „Wir haben das Haus für uns allein. Vielleicht lasse ich dir erst ein Bad ein und schrubbe dir dann den Rücken.“
    „So dreckig, wie ich bin, werde ich mich wohl mit der Dusche zufriedengeben müssen, denn sonst werde ich eine fünf Zentimeter dicke Schlammschicht in der Wanne zurücklassen.“
    „Wir sollten Wasser sparen und zusammen duschen“, schlug er vor, als er ihr ins Haus folgte.
    „Himmel, das kann ich nicht machen. Ich bin ein ‚nettes Mädchen‘, schon vergessen?“
    Er stöhnte und bückte sich, um sich die schmutzigen Stiefel auszuziehen. „In deiner Gebrauchsanweisung stand keine Warnung vor deinen

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