Ganz oder Kowalski
Koffein gut gebrauchen.
„Also, Sean“, begann Gram und gab den gewürfelten Schinken in die heiße Pfanne, „wie gefällt Ihnen das alte Haus?“
Die Frage schien ihn zu überraschen. „Es ist ein schönes Haus. Groß und gemütlich.“
„Viel Platz für Kinder.“
Emma schaffte es gerade noch, den Kaffee hinunterzuschlucken, ehe er ihr in den falschen Hals geriet. „Gram. Wir sind noch nicht so weit, um über Kinder zu sprechen.“
„Nein. Aber ihr bekommt bestimmt bald Nachwuchs. Da bin ich mir sicher. Nach dem Frühstück müssen wir den Kalender herausholen und nach möglichen Hochzeitsterminen suchen.“
Sean rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her, und Emma legte die Hand auf sein Knie, damit er nicht in Versuchung geriet, wieder zurück ins Bett zu gehen. „Wir haben uns noch nicht einmal entschieden, ob wir im Sommer oder im Winter heiraten wollen. Es gibt keinen Grund zur Eile.“
„Wollt ihr nicht im Garten heiraten? Davon hast du doch immer geträumt.“
Emma warf Sean einen flehentlichen Blick zu, und er räusperte sich. „Wenn wir im Winter heiraten, können wir unsere Flitterwochen in der Lodge meiner Familie verbringen und … mit dem Schneemobil fahren und solche Sachen.“
„Das könnt ihr jeden Winter machen“, beharrte Gram. „Aber es ist natürlich eure Entscheidung.“
Sie benutzte den Pfannenwender, um das Omelett zu zerteilen und die Stücke auf die bereitstehenden Teller zu legen. Emma war nicht überrascht, als Sean seine Portion verschlang, sich anschließend entschuldigte und mit der Geschwindigkeit eines Superhelden verschwand.
Da die Frauen in normaler Geschwindigkeit aßen, blieb Emma mit ihrer Großmutter allein zurück. „Hattest du einen schönen Abend? Beim Tanzen, meine ich?“
Ein Lächeln erstrahlte auf Grams Gesicht, als sie auf ihren Teller blickte. „Das Tanzen war herrlich. Und nach dem Tanzen war es auch wundervoll.“
„Ach. Ich freue mich für dich. Ehrlich.“
„Mach nicht mehr daraus, als es ist. Wir verbringen im Moment nur gern Zeit miteinander und genießen es, zusammen zu sein. Ende der Woche werde ich wieder nach Hause fliegen, also … Wie gesagt, wir genießen es im Augenblick einfach nur, ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen.“
Vorübergehend Zeit miteinander zu verbringen, das kommt mir bekannt vor, dachte Emma und schob Eier, Käse und Schinken auf ihrem Teller hin und her. Beziehungsweise einander vorübergehend die Füße warm zu halten.
Sie sprachen über dieses und jenes, während sie aufräumten, und dann machte Emma sich auf die Suche nach Sean. Als sie ihn unten nicht finden konnte, ging sie nach oben in ihr Schlafzimmer. Doch auch dort war er nicht. Allerdings fand sie am Spiegel ein Post-it.
Blähungen? Rache ist süß, mein Schatz .
Sie lachte, machte die Badezimmerschublade auf und warf die Nachricht zu den anderen, die sie aufbewahrt hatte. Sie waren zu lustig, um sie wegzuwerfen, und manchmal holte sie ein altes Post-it hervor und las es. Aber gerade fühlte sie sich dabei wie ein liebestoller Teenager, also schob sie die Schublade zu und setzte ihre Suche fort.
Als sie aus dem Wohnzimmerfenster sah, fand sie ihn schließlich. Er saß auf einem der Schaukelstühle, hatte den Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen. Wahrscheinlich brauchte er nur eine kurze Atempause von der total verrückten Situation, in die sie ihn gebracht hatte. Also ließ sie den Vorhang wieder fallen und störte ihn nicht.
Sie hatte sowieso etwas anderes zu tun – sie sollte ein Datum für die Hochzeit finden.
Als sie eine halbe Stunde später mit ihrer Großmutter zusammen die Nase in den Kalender steckte, versuchte sie, nicht an den Telefonanruf zu denken, den sie irgendwann würde machen müssen. Den Telefonanruf, in dem sie ihrer Gram in Florida mitteilte, dass sie und Sean sich getrennt hätten.
Als Seans Handy klingelte, zog er es hervor und warf einen Blick auf die Nummer, die im Display aufleuchtete: Northern Star Lodge . Es war entweder Josh oder Rosie. Also klappte er das Handy auf und meldete sich.
„Hey.“ Es war Josh. „Habe ich schon gewonnen?“
Sean schüttelte den Kopf, auch wenn sein blöder jüngster Bruder ihn nicht sehen konnte, und stand aus dem Schaukelstuhl auf, um sich ein paar Schritte vom Haus zu entfernen. „Niemand hat irgendwas gewonnen.“
Das war technisch gesehen keine Lüge, weil er offiziell noch nicht aufgegeben hatte und nicht sicher war, wer auf zwei Wochen gesetzt hatte.
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