Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
Larkins Augen.
»Feth!«, sagte er, indem er mit erhobenen Händen zurückwich.
»Immer mit der Ruhe!«
Es schien einen Moment zu dauern, bis Larkin Caffran
erkannte.
Er blinzelte, schluckte, schüttelte dann den Kopf und
steckte das Messer dann mit einer Hand weg, die Caffran zittern sah.
»Entschuldige, Caff«, sagte Larkin. »Du hast mich erschreckt.«
»Das habe ich«, stimmte Caffran zu und hob die Augenbrauen.
»Alles in Ordnung mit dir?« Larkin hatte sich abgewandt
und starrte wieder ins Leere.
»Larks?«
»Alles bestens. Ich denke nur nach.«
»Worüber?«
»Über nichts. Du ... bist allein hier?«
Caffran sah sich um. »Ja. Hark hat mir befohlen, dass ich
alle einsammeln soll. Wir rücken ab.«
Larkin nickte. Er wirkte jetzt etwas gefasster. Bei dem
Irren Hlaine Larkin war das oft schwer zu sagen. Er hob den Rucksack auf und
legte sich sein Gewehr über die Schulter.
»Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?«, fragte
Caffran.
»Ich bin nur nervös. Ich werde immer nervös vor einem
Einsatz. Ich habe ein schlechtes Gefühl wegen ...«
»Der Imperator beschützt«, sagte Caffran.
Larkin murmelte etwas, das Caffran nicht mitbekam, und zog
den kleinen silbernen Adler heraus, den er um den Hals trug, um ihn zu küssen.
»Manchmal«, sagte er, »glaube ich, dass der Imperator nicht mal hinsieht.«
Am Parkeingang wurde der Grund für das langsame Abrücken
der Kolonne offensichtlich. Das aexegarische Volk war gekommen, um die Befreier
zu begrüßen. Die Leute versammelten sich um das Tor und füllten die umliegenden
Straßen. Trotz aller Bemühungen der hiesigen Arbites, sie im Zaum zu halten,
versperrten sie den Weg mit einer Masse jubelnder Leiber. In den Laderäumen der
Truppentransporter stellte sich die Menge als Meer aus wehenden blau-goldenen
Fahnen mit vereinzelten Imperiumsbannern dazwischen dar. Mindestens drei
Blaskapellen wetteiferten um Aufmerksamkeit. Habitatsfrauen hielten Säuglinge
neben den vorbeikriechenden Transportern in die Höhe und forderten die Gardisten
auf, sie zu berühren und ihnen Glück zu bringen.
Einheimische Priester in voller Amtstracht waren gekommen,
um die Fremdweltler zu segnen, und der hiesige Bürgermeister war mit einer
Delegation Stadträte gekommen. Blau-goldene Flaggen schmückten die
Laternenpfähle und flatterten im Wind. Die Helfer des Bürgermeisters schnappten
sich den ersten tanithischen Offizier, der aus dem Park kam, und zerrten ihn
zum Bürgermeister, der ihm symbolisch den Stadtschlüssel überreichte, ihm
Girlanden um den Hals legte und ihm ganz allgemein die Hand in der Annahme
schüttelte, er habe das Kommando. Was nicht der Fall war. Es war Sergeant Varl
vom Neunten Trupp, der zufällig seine Männer als Erster auf einen Lastwagen
verfrachtet hatte. Varl genoss die Aufmerksamkeit sehr, bis er aufgefordert
wurde, eine kurze Ansprache zu halten.
Es dauerte über drei Stunden, die Tanither von ihrer
Landezone zum Bahnhof zu bringen. Schließlich löste sich die Kolonne aus der
Masse und fuhr durch einen industriellen Vorort von Brunsgatte, wo sich lange,
gerade Alleen mit identischen Habitatblocks aus roten Ziegeln mit
Gildenhäusern, Vereinshäusern der Arbeiterwohlfahrt und schäbigen grauen
Manufakturen abwechselten. Unterwegs fing es an zu regnen, zuerst nur ein
Nieseln, dann immer heftiger, bis ein Wolkenbruch auf die Hochhäuser der Stadt
niederging und den alles überragenden Palast unsichtbar machte.
In dem Regen war der Bahnhof ein verschwommenes dampfendes
Gebilde. Züge mit umgebauten Viehwaggons für den Truppentransport warteten auf
Nebengleisen, und ihre kastanienfarbenen Lokomotiven keuchten feuchte Hitze
und schnauften rußige Dampfwolken. Rangierloks mit dicken Tanks wässerten die
Dampfkessel, und automatisierte Rutschen füllten die Kohlentender mit
glänzendem Koks.
Es roch nach Kohleteer. Pfeifen schrillten. Die Tanither
stiegen aus den Lastwagen und kauerten sich unter tropfende, improvisierte
Markisen, während die hiesige Bürgerwehr zu ihnen kam und Zugnummern
verteilte. Schwere Ausrüstung und Fahrzeuge wurden auf Güterzüge mit breiten,
offenen Waggons verladen. Die Tanither unter den Markisen winkten und
wechselten Pfiffe und Zurufe mit den krassischen Truppen auf der anderen Seite
der Gleise. Die Regimenter hatten gemeinsam in Ouranberg gekämpft.
Alte Freundschaften — und Rivalitäten wurden erneuert.
Kommissar-Oberst Ibram Gaunt stieg aus dem
Militär-Stabswagen, der ihn von der
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