Gayles Hamburg
Teufel trieb mich diesmal, weiterzumachen. Es war einfach zu schön.
"Weißt du, wenn er dann meine Bälle leckt..."
"VERDAMMTE SCHEISSE", Sascha rang nach Luft, seine Hände ballten sich zu Fäusten und - seine Hose wies eine eindeutige Beule auf.
Ich grinste und lehnte mich vorsichtig zurück. So, so. Er war also erregt von meinen Schilderungen. Wenn ich es da mal nicht mit einem latent schwulen Typen zu tun hatte. Oder er war einfach notgeil, das gab es ja auch. Anscheinend hatte er schon lange keinen Sex mehr gehabt, wie ich aus seiner Schilderung schließen durfte.
"Komm runter", sagte ich mehrdeutig, "ich hör ja auf."
Langsam beruhigte er sich, die Röte wich aus seinem Gesicht und die Fäuste öffneten sich. Er plumpste zurück auf seinen Stuhl. Schweigend tranken wir aus unseren Bechern, während wir in die Gegend sahen. Männer konnten so was, stumm dasitzen. Ich genoss es, mochte aber auch die quirlige Art von Frauen, die ständig reden mussten.
"Hattest du heute noch was vor?"
"Hä?"
Sascha schreckte hoch, als wäre er gerade weit weg gewesen.
"Was wolltest du heute noch tun?"
"Ach so, ja. Weiß nicht. Wohl das Übliche."
"Und was ist das?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Büschen Sport machen, dann Fernsehen oder am Computer spielen."
Mein Gott, es war Samstag und dieser Kerl wollte solchen mopsigen Kram machen? Kein Wunder, dass er keine Frauen traf. Er gab den armen Geschöpfen keine Chance, das war der Fehler. Aber wollte ich, dass er eine potentielle Partnerin der Gegenseite traf? Eigentlich nicht, er gefiel mir zu sehr und die Erregung, die unser Gespräch bei ihm ausgelöst hatte, machte mir Hoffnung.
"Hm, wollen wir nicht zusammen irgendwohin gehen, wo man tanzen kann?"
Sascha starrte mich an, als wäre ich ein seltenes Tier.
"Tanzen?"
"Jep. Das ist diese Sache mit Musik und Hüftschwingen."
"Oh."
"Kennste nicht?"
Er schüttelte entschieden den Kopf.
"Harte Männer tanzen nicht."
"Bist du das? Hart?"
Ich fand es toll, dass er schon wieder rot wurde. Das Spiel hätte ich ewig so weiterspielen können.
"Nein", verzagt senkte Sascha seinen Kopf.
Oh Himmel, dem Mann musste geholfen werden. Obwohl ich nur zu gern Anspruch auf ihn erhoben hätte, entschied ich, dass meine eigenen Bedürfnisse in diesem Fall mal hintenan stehen mussten.
"Lass uns heute Nacht rausgehen, eine Frau für dich suchen."
Ich hatte es kaum ausgesprochen, da merkte ich, dass ich einen Fehler machte. Aber nun war es raus. Also musste ich da durch.
"Das würdest du - für mich tun?"
Mit großen Augen sah mich Sascha so treuherzig an, dass ich nur nicken konnte. Verdammte Scheiße, ich war der blödeste Idiot auf dem Planeten, viel zu gutmütig. Da hatte ich eine Sahneschnitte vor mir, und dann machte ich so einen Vorschlag.
"Okay. Wo fangen wir an?"
Wir fingen auf der Reeperbahn an, wo sonst in Hamburg. Nach einem weiteren Kaffee, einer Pizzabestellung und einem Bier, zum Aufwärmen, zogen wir los. Kaum waren wir aus der S-Bahn raus, herrschte schon Gedränge. Ich hatte Mühe, Sascha zwischen all den Nachtschwärmern zu folgen.
"Sascha, warte", ich griff nach seinem Arm.
Er hielt an und sah auf mich herunter. Die Zeit stand still. Ich starrte in seine Augen. Braun. Sie waren braun und sahen mich so vertrauensvoll und fröhlich an, dass mein Herz stolperte. In diesem Moment war es um mich geschehen. Ich verliebte mich in diesen Heteroriesen, dem ich gerade versprochen hatte, eine Frau für ihn zu beschaffen.
"Komm", er griff nach meiner Hand.
Es war, als hätte er nach meinem Herz gegriffen. Es fühlte sich so gut an, dass ich kurz innehalten musste, um Luft zu holen.
"Alles okay?"
Ich nickte. Dann begann unsere Reise durch die Hamburger Nachtszene. Ein Schuhladen, der Stiefel anbot, in denen man nur sitzen oder liegen konnte. Die Kondomerie, dann das Schmidts Tivoli. Wir steuerten gerade das Ende der Amüsiermeile an, als Sascha plötzlich anhielt.
"Wo wollen wir hin?"
Saschas Frage riss mich aus meiner Träumerei. Ich sah mich um.
"Erichstrasse", sagte ich und wendete.
Uns immer noch an den Händen haltend passierten wir erneut die Geschäfte, an denen wir eben vorbei gegangen waren. An der Davidswache bogen wir links ab und erreichten nach ein paar Metern das Ziel. Club an Club reihte sich in der schmalen Erichstrasse. Laute Musik quoll aus den Läden, die sich in meinem Ohren zu einer Kakophonie schräger Töne mischte. Intensiv spürte ich Saschas Hand in der meinen, als wir langsam die Reihe der Musikclubs abschritten.
"Hier",
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