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129 - Mar'os - Gott des Krieges

129 - Mar'os - Gott des Krieges

Titel: 129 - Mar'os - Gott des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Der grüne Schein des Planktons tauchte diesen Tiefseeabschnitt, der bereits zur unteren Skala der Dämmerungszone gehörte, in ein trübes, von Schatten und Halbdunkel beherrschtes Zwielicht. Den schlechten Sichtverhältnissen war es wohl auch zuzuschreiben, dass dem erfahrenen Jäger die gerundeten Strukturen entgingen, die sich hier und da vom Boden abhoben.
    Die Aufmerksamkeit des muskelbepackten Hydriten galt einzig und allein dem fetten Brocken, den er sich zur Mahlzeit auserkoren hatte. Erst als die Beilfische unversehens nach allen Seiten davon stoben, überkam ihn eine vage Ahnung des sich anbahnenden Grauens.
    Doch da war es schon zu spät.
    Noch ehe er einen Gedanken an Flucht verschwenden konnte, geriet der graue Meeresgrund in Bewegung. Dort, wo sich eigentlich festes Vulkangestein befinden sollte, wirbelten plötzlich Sedimentbrocken in die Höhe, aufgeworfen von etwas Lebendigem, das sich zuvor, flach auf den Grund gepresst, täuschend echt der Umgebung angepasst hatte.
    Goz'anga wusste sofort, was auf ihn zu kam, als er inmitten des aufwölkenden Nebels lange, wild umher peitschende Konturen entdeckte. Ringsum schossen sie empor – riesige mit Saugnäpfen übersäte Tentakel, die ihm jeden Fluchtweg abzuschneiden versuchten. Acht Stück an der Zahl, erwuchsen sie aus einem quallenförmigen Leib, der sich wabernd aus dem Grundschlamm löste. Zwei weit aufgerissene gelbe Augen, deren Pupillen sternförmig zu schmalen Schlitzen ausliefen, starrten böse zu ihm hoch.
    Ein Killer-Kraag! Goz'anga erschrak. Seine Kiemen begannen zu schmerzen, als hätte er Eiswasser eingeatmet.
    Im gleichen Moment, da er zum Angriff überging, durchlief den Riesenkraken eine unheimliche Veränderung. Um den Schock des Überraschungsangriffs noch weiter zu verstärken, zog er all seine steingrauen Hautpigmente zusammen und ließ stattdessen Myriaden tiefroter Poren aufquellen, die seinen Körper mit feurigem Schimmer überzogen.
    Goz'anga handelte, ohne groß nachzudenken.
    Blindlings stieß er seine Harpune in die Tiefe, mitten hinein in den sackförmigen Krakenbalg. Zwar ließen sich die vorgewölbten Hornschuppen damit nicht durchdringen, aber wenigstens gelang es ihm auf diese Weise, sich von dem monströsen Körper abzustoßen. Danach zog er seine mit flossenförmigen Auswüchsen versehenen Arme und Beine an und katapultierte sich in einer kraftvollen Stoßbewegung zum Ausgang der Kluft.
    Die Harpune ließ er einfach zu Boden trudeln. Sein Gegner war zu groß und mächtig, um einen Kampf zu wagen. Hier half nur noch die Flucht.
    Geschmeidig schraubte sich Goz'anga in die Höhe, verzweifelt darum bemüht, den von allen Seiten heran schießenden Fangarmen zu entwischen. Saugnäpfe, so groß wie Kniescheiben, jagten auf sein Gesicht zu, doch im letzten Moment drehte er ab und tauchte unter dem Schlag hinweg.
    Rund um dem Kampfplatz geriet das Wasser in Bewegung.
    Seefedern und Glasschwämme, die auf dem fruchtbaren Sediment in dichten Kolonien wuchsen, beugten ihre zarten Stiele unter den starken Verwirbelungen.
    Goz'anga brach nach vorne aus, denn Aufsteigen hatte wenig Sinn. Einmal in Bewegung geraten, übertraf ihn der Kraag an Geschwindigkeit. Seine einzige Chance bestand darin, den Einschnitt zu verlassen und eine der Spalten oder Brüche anzusteuern, die den Vulkanschelf flächendeckend zerklüfteten. Wenn es dem OBERSTEN aus Neu-Drytor gelang, das scharfkantige Gestein zwischen sich und die Tentakel zu bringen, konnte er vielleicht lange genug entwischen, bis einer der Jagdgefährten auf seine missliche Lage aufmerksam wurde.
    Goz'anga spürte eine widerlich schleimige Berührung an seiner linken Fußflosse. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es sich um die Innenseite eines gewölbten Saugnapfs handelte. Zwar gelang es ihm, sich dem zupackenden Fangarm zu entziehen, doch aus dem Hintergrund wallte bereits eine schwarze, Licht schluckende Wolke heran.
    Sie bestand aus einem Körpersekret, das der Krake unter großem Druck aus zwei Unterleibsdrüsen ausstieß.
    Explosionsartig breitete sie sich aus und hüllte Goz'anga völlig ein. Von einem Herzschlag auf den anderen büßte der Hydrit jegliche Sicht ein.
    Bloß nicht die Orientierung verlieren!, hämmerte er sich selbst ein, doch wie sollte er die aufsteigende Panik unterdrücken, wenn er genau wusste, dass sich ringsum ein Wall aus Tentakeln erhob?
    Das schwarze Sekret verwirrte nicht nur, es verursachte auch ein scharfes Brennen in den

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