geben nicht auf
dass Frau Roberts ernstlich krank war und zur Kur fahren musste.
„Wir kriegen eine Vertretung“, verkündete Jenny. „In der Sechsten wurde es erzählt.“ Dann erfuhren sie, dass eine Lehrerin von der Ringmeer-Schule als Aushilfe eingeladen war. Die Zwillinge sprachen mit Mary und Fränzi darüber.
„Das kann bloß die alte Hecklau sein“, erklärten die Schwestern. „Bei der hatten wir Erdkunde, Mathe und Geschichte.“
„Und wie ist sie?“
„Och – eigentlich ganz nett. Man muss bloß richtig mit ihr umgehen können.“ Sie verrieten ein paar Eigenheiten der Lehrerin. „Sie kann Schreien nicht leiden. Wir mussten immer leise sprechen und sehr höflich sein, dann war sie zufrieden“, berichtete Mary. „Wer immer bitte und danke sagte, möglichst mit einem Knicks dazu, der hatte bei ihr einen Stein im Brett.“
„Vor allem ist sie ganz versessen auf frische Luft. Vor ihrer Stunde haben wir immer alle Fenster weit aufgerissen“, ergänzte Fränzi.
„Am wichtigsten ist die Sitzordnung“, fiel Mary noch ein. „Sie will es so haben: in der Mitte ihr Pult – möglichst mit gelben Blumen darauf – und im Halbkreis darum unsere Tische. Bei den anderen Lehrerinnen war es nicht so. Wir hatten in den Pausen vor ihren Stunden immer alle Hände voll zu tun, um alles umzustellen.“
„So ein Schwachsinn!“, brummte Hanni leise.
Aber die Zwillinge gaben diese Tips natürlich an die Klasse weiter. Und ein paar, die in Mathematik besonders schlecht waren, nahmen sich vor, in den Stunden der neuen Lehrerin besonders höflich und leise zu sein.
Die Lehrerin kam unerwartet schnell. An einem Mittwochmorgen stand sie im Frühstücksraum und wurde von Frau Theobald kurz und formlos vorgestellt.
„Wer hat heute Morgen eigentlich die erste Stunde bei Frau Roberts?“, fragte die Direktorin.
„Wir – die dritte Klasse“, sagte Hilda.
„Gut, dann führe Frau Wendel bitte in euer Klassenzimmer.
Niemand hatte bemerkt, dass es sich hier gar nicht um Frau Hecklau handelte. Und niemand achtete auf die entsetzten Gesichter von Mary und Fränzi, die eine ganz andere Lehrerin erwartet hatten. Frau Wendel – du liebe Zeit! Die war streng und verstand überhaupt keinen Spaß.
Die beiden Mädchen dachten in ihrem Schrecken gar nicht an das, was sie den Zwillingen über Frau Hecklaus Eigenheiten berichtet hatten. Deshalb fiel ihnen zunächst auch gar nicht auf, dass Jenny und Marianne vorausliefen und im Klassenzimmer beide Fenster weit aufrissen.
Es war an diesem Morgen windig und kalt. So betrat die Lehrerin den unterkühlten Raum.
„Seid ihr närrisch, derart zu lüften?“, rief sie statt jeder Begrüßung. „Schließt sofort die Fenster.“
„Bitte, ja sofort!“, sagte Elli und knickste zweimal.
Carlotta, Elli und die Zwillinge waren ebenfalls vorausgestürzt und hatten versucht alle Tische im Halbkreis um das Lehrerpult zu ordnen. Das war in der Eile aber nicht gelungen. Kreuz und quer stand alles durcheinander. Frau Wendel sah fassungslos auf das Chaos.
„Geht das bei euch immer so zu?“, fragte sie mit drohendem Unterton in der Stimme. „Oder glaubt ihr etwa, ihr könnt mir gleich von Anfang an auf der Nase herumtanzen? Da irrt ihr euch gewaltig!“
Alle starrten sie an. Gewiss, die Tische standen nicht sehr ordentlich da und die gelben Blumen fehlten auch.
Aber deshalb musste die neue Lehrerin doch nicht gleich so ärgerlich werden! Sie hatten es ja nicht böse gemeint. Eifrig schoben sie weiter, bis ein tadelloser Halbkreis entstanden war.
„Hört endlich auf’, sagte Frau Wendel. „Ich bitte mir aus, dass zu meiner nächsten Stunde die Tische hintereinander stehen, damit ich die Klasse gut überblicken kann. Schließlich bin ich hier nicht bei einem Tennisturnier, wo der Kopf ständig von rechts nach links und von links wieder nach rechts geht.“
Da bekam Jenny einen ihrer berühmten Lachanfälle. Sie platzte laut heraus und konnte sich nicht beruhigen. Die Klasse musste mitlachen, ob sie wollte oder nicht.
Das war das Ende. Frau Wendel packte ihre Bücher wieder ein, die sie gerade aus ihrer Mappe geholt hatte, und verließ das Zimmer. „Ihr werdet von mir hören“, schrie sie.
Mit einem Schlag war es still.
„Ihr ganz allein seid schuld“, ging Bobby plötzlich auf Mary und Fränzi los. „Was habt ihr uns alles erzählt? Jetzt haben wir nicht nur die neue Lehrerin verärgert, sondern wir bekommen bestimmt von Frau Theobald noch eine saftige Strafpredigt.“
„Aber wir
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