geben nicht auf
wäre wirklich lieb von dir, Hilda.“
Zur allgemeinen Erleichterung klingelte es gleich darauf. Von den Lindenhof-Mädchen verlor keine auch nur ein Wort über diese Geschichte.
Nur Hanni sagte später zu ihrer Schwester: „Wenn es so weitergeht, putze ich doch freiwillig vierzehn Tage lang für die anderen fünf die Schuhe.“
Lore Metz bekam die Folgen ihrer Boshaftigkeit sehr bald zu spüren. Ihr war nach ihrer gemeinen Frage gar nicht wohl in ihrer Haut. Sie hatte selber gemerkt, dass sie zu weit gegangen war. Die eisige Ablehnung in den Gesichtern der anderen war zu deutlich.
Als Lore dann Elli traf und grinsend fragte: „Kannst du dir eure Mamsell im Pariser Modellkleid vorstellen?“, sah Elli sie nur verächtlich an und wandte sich ab.
Diese erste Abfuhr hatte Lore jedoch schon nachmittags erlebt: Mary und Fränzi bummelten wie gewöhnlich draußen im Park herum. Die Kappenschwestern begegneten ihnen.
„Wir armen Verbannten“, sagte Ellen Schatz im Vorbeigehen lachend zu ihnen.
Aber diesmal antworteten die Schwestern nicht – sie wandten beide die Köpfe weg. Und das Kappenkleeblatt ahnte ebenso wenig wie die Zwillinge, was Fränzi zu ihrer Schwester sagte: „Hanni hatte ganz recht: Lores Bemerkung war gemein. Ich schäme mich ehrlich.“
Am nächsten Morgen gingen die Schülerinnen wieder in ihre Klassen. Dort, wo der Flur kurz vor dem Raum der Klasse 3 eine scharfe Wendung machte, waren drei Kartenständer aufgebaut. Die Querleisten hatte jemand waagerecht gestellt. Alle drei Ständer trugen Kleider ... Kleider der Kappenmädchen ... Und damit ja kein Zweifel darüber bestand, wer gemeint war, saßen obenauf Zipfelmützen – die gleichen!
Natürlich lachten alle und blieben stehen. Die Kappenmädchen erschienen wie immer reichlich spät und merkten erst in letzter Minute, was los war.
„Unverschämt!“, schrie Ellen und Milli krähte: „Wer hat unsere Kleider geklaut?“
„Vogelscheuchen“, rief jemand von hinten. Großes Gelächter! Die Kappenmädchen waren sprachlos vor Wut. Sie machten kehrt und gingen zu Frau Theobald.
„Nun, was wollt ihr?“, fragte die Direktorin.
„Uns beschweren“, erwiderte Ellen und berichtete.
„Sind eure Kleider beschädigt worden?“, erkundigte sich Frau Theobald.
Sie fanden nichts, so gründlich sie auch suchten.
„Dann bringt die Sachen in den Schrank zurück und geht in eure Klasse. Woher die Kartenständer stammen, lasse ich nachher feststellen, damit sie wieder an ihre Plätze kommen.“
Wortlos gehorchten die drei, aber sie waren wütend, besonders weil ihre Beschwerde keinerlei Erfolg gehabt hatte.
Das läuft wie am Schnürchen
„Ich finde uns reichlich brav“, sagte Lilo eines Tages laut, als alle im Gemeinschaftsraum still über den Aufgaben für den nächsten Tag saßen.
„Lilo hat recht“, rief Hanni. „Ein lahmer Verein sind wir geworden. Wir müssen etwas unternehmen.“
Leicht gesagt – nur keiner fiel was Besonderes ein.
„Etwas gibt es schon“, überlegte Lilo. „Ich weiß bloß nicht recht, bei wem wir es machen können.“
„Am leichtesten geht es immer bei Mamsell“, behauptete Jenny. Sie musste es wissen, hatte sie ihr doch schon einige Streiche gespielt. „Sie ist so herrlich naiv.“
„Aber es muss jemand sein, der oft an die Tafel geht und etwas aufschreibt“, erklärte Lilo.
Das tat Mamsell für gewöhnlich nicht, nur wenn sie Grammatikregeln erklärte.
„Wartet mal, ich sehe in unserem Lehrbuch nach“, meinte Bobby und sie blätterte eifrig. „Hier kommen wieder Regeln und dann schreibt sie uns gewiss alles an die Tafel. Es dauert noch ... Ich schätze drei Stunden. Was hast du vor, Lilo?“
Lilo besprach sich lange mit den Mädchen, die ganz vorn saßen. Und dann bereiteten sie sich sorgsam auf die Stunde vor, auf die alle mit Spannung warteten.
Endlich war es so weit. Mamsell fing an: „Heute wollen wir einmal über das Passiv im Französischen reden. Am besten zeichne ich euch ein Schema an.“
Sie erhob sich und ging zur Tafel. Da stand noch etwas von der vorigen Stunde. Mamsell griff nach dem Schwamm, der unter der Tafel auf einem Brett lag. Doch ehe sie ihn fassen konnte, rutschte er durch einen Spalt hinter die Tafel. Elli, die auch vorn saß, holte ihn vor, wischte damit die Tafel sauber und legte ihn sorgfältig wieder auf das Brett.
Mamsell griff nach der Kreide. Aber auch die bekam sie nicht zu fassen: Das Stück rutschte auf die Erde, das nächste, das sie nehmen
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