Gebieter der Dunkelheit
treffen wollte. Wie immer arbeitete er bis zur letzten Minute. Das war auch der Grund gewesen, weshalb er es nicht mehr geschafft hatte, das traditionelle chinesische Männergewand, das er sich von seinem Vater hatte leihen wollen, bei seinen Eltern abzuholen. Er hatte Naomi angerufen und sie gebeten, irgendetwas aus dem Kostümverleih zu holen. Etwas Asiatisches war auf die Schnelle nicht aufzutreiben gewesen, außer Manga-Kostüme und lächerliche Imitate, die Cheng niemals angezogen hätte.
Als sie auf der Party die Tanzfläche betraten, konnte Naomi ihre Enttäuschung nicht verbergen. Um sie herum tanzten ausschließlich Paare, die gleich kostümiert waren. »Wir passen gar nicht zusammen.«
»Es ist meine Schuld. Die Arbeit wächst mir am Jahresende immer über den Kopf.« Er legte seinen Arm um ihre Taille und wiegte sich mit ihr im Takt einer Ballade. »Danke, dass du das Tuareg-Kostüm für mich besorgt hast.«
»Du siehst toll aus. Sexy!« Sie log nicht, um die Stimmung zu bessern, sondern meinte, was sie gesagt hatte. Das bis zu den Knöcheln reichende schwarze Gewand, unter dem gerade noch der bestickte Hosensaum herausschaute, und der Turban standen ihm gut. Weil die Maskierungen erst um Mitternacht fallen durften, hatte er den Schleier vor sein Gesicht gelegt, was seine asiatischen Augen betonte. Naomi selbst trug eine Augenmaske mit weißem Tüll.
»Sexy, ich? Findest du?« Als sie nickte, zog er sie näher an sich heran. »Dann bin ich endlich so, wie du mich haben möchtest?«
»Sag so etwas nicht.« Sanft drückte sie seine Schulter. »Ich finde nur, dass du dich zu oft zurückhältst. Ein wenig mehr Abenteuerlust stände dir gut.«
Er zupfte an dem Obergewand. »Das hier ist nur eine Verkleidung.«
»Das stimmt, aber bis Mitternacht kannst du sein, wer auch immer du sein möchtest.« Naomi zwinkerte.
Cheng überlegte. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, und für einen Moment schien er weit weg zu sein. Als er Naomi wieder ansah, zeigten sich Lachfalten um seine Augen, die sie viel zu selten zu sehen bekam. »Du hast Recht.«
Plötzlich nahm er ihr Handgelenk und zog sie hinter sich her von der Tanzfläche. Ohne Erklärung führte er sie über die Treppe ins Obergeschoss. Sie mussten über ein Band steigen, das die Gastgeber am Treppenabsatz gespannt hatten, damit keiner der Gäste die beiden oberen Etagen betrat. Naomi rechnete fest damit, dass man sie bemerken und ihnen folgen würde, um sie zurück zur Party zu holen, doch niemand kam.
Sich gegen Regeln zu stellen, das sah Cheng gar nicht ähnlich. Außerdem hätte sie ihm so viel Spontaneität gar nicht mehr zugetraut. Strahlend ließ sie sich von ihm durch den Korridor führen.
Leise öffnete er eine Tür nach der anderen und warf einen kurzen Blick in die Räume, bis er Naomi schließlich in einen hineinzog, der sich als Lesezimmer entpuppte. Bücherregale säumten die Wände, links standen ein Sofa, zwei Ohrensessel und ein Couchtisch.
Naomi jedoch ging zur Fensterfront, die bis zum Boden reichte und den Blick auf einen kleinen Balkon und den beleuchteten Garten darunter freigab. Sie stand so nah davor, dass sie sogar die Kälte der Scheibe spüren konnte, denn in dieser Nacht waren die Temperaturen bis auf zehn Grad gesunken.
»Wunderschön.« Sie seufzte.
Cheng umarmte sie von hinten und knabberte an ihrer Halsbeuge. »Irgendwann werde ich dir auch so ein Haus kaufen.«
»Ich hätte lieber mehr Zeit mit dir.«
»Es geht nur das eine oder das andere, Liebes.«
»Dann wähle ich dich.«
»Vielleicht kann ich das nächstes Jahr ändern.«
Vielleicht klang nicht nach einem ernsten Vorhaben, aber Naomi schwieg, denn Chengs Hand drang unter ihren Kimono und legte sich auf ihren Busen. Zärtlich streichelte er ihn, reizte ihre Brustspitzen zwischen seinen Fingern und zwirbelte sie.
Während er den Stoff beiseite schob und ihre üppigen Brüste aus dem Büstenhalter hob, lehnte sie sich gegen ihn. Er legte seine Hände wie Schalen unter ihren Busen und wog ihn. Dann begann er, ihn zu massieren. Cheng hatte für einen Mann kleine Hände mit filigranen Fingern, die behutsam an ihren Brustspitzen zupften, sie hin und her rollten und darüber rieben, bis Naomi nach Atem rang und nicht mehr ruhig stehen bleiben konnte. Schließlich packte er ihre Nippel von der Seite, zog ihre Brüste lang und rieb die Spitzen gegen die kühle Fensterscheibe.
Naomi kicherte. Solch eine Verrücktheit hätte sie Cheng gar nicht zugetraut. Doch der
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