Gefährlich sexy!
wusste, wie sie die Zeit bis zum Feierabend überstehen sollte. Als jemand die Praxis betrat, war sie froh über die Ablenkung. Lächelnd begrüßte sie den hispanisch aussehenden Mann. „Kann ich Ihnen helfen?“
Ein Büschel schwarzer Haare fiel ihm in die Stirn. Er schaute sich um und legte die Arme auf den Empfangstresen. „Ist das hier die einzige Kinderarztpraxis in Weldon? Ich und mein Sohn, wir sind gerade erst hergezogen.“
„Ja“, bestätigte Jamie. „Es gibt noch einen Arzt für Allgemeinmedizin, aber den nächsten Kinderarzt finden Sie erst wieder in Alpine oder Fort Stockton. Wollen Sie einen Termin für Ihren Sohn vereinbaren?“
„Die Schule geht bald los, da braucht er Impfungen und so.“
Sein Blick huschte unruhig hin und her, und er vermied es, sie direkt anzusehen. Jamie fragte sich, ob er unter Drogeneinfluss stand. „Natürlich. Haben Sie die Patientenkarte von seinem letzten Arzt dabei, damit wir sehen können, was er braucht und welche Impfungen er schon gehabt hat?“ Sie öffnete das Terminplanerprogramm im Computer, um die Angaben des Mannes einzutippen.
„Darum hat seine Mutter sich gekümmert. In Midland. Ich muss erst nachfragen.“
„Wollen Sie trotzdem schon einen Termin? So kurz vor Schulbeginn haben wir nämlich nicht mehr viele frei.“
Er schüttelte den Kopf und strich sich die Haare aus der Stirn. „Ich werde warten.“
Na schön, dachte Jamie und hielt ihm die Visitenkarte der Praxis hin. „Hier ist unsere Nummer. Rufen Sie uns an, wenn Sie kommen wollen.“
Er nahm die Karte mit zitternden Fingern, weshalb Jamie sich erneut fragte, ob er unter Drogeneinfluss stand. Zumindest galten ihre Gedanken dieser Frage, bis sein Hemdärmel hochrutschte, als er nach der Karte griff, und sie seine Tätowierung sah. Die Schlange! Es war genau dieselbe, die sie unter Hypnose gesehen hatte. Es kostete sie große Überwindung, sich nichts anmerken zu lassen.
Für einen kurzen Moment überlegte sie, ob sie ihn für die Akten um seinen Namen bitten sollte, entschied sich dann aber dagegen. Bei anderen Eltern würde sie das auch nicht tun, möglicherweise wusste dieser Mann das. Er könnte schon einmal hier gewesen sein, deshalb wartete sie nur lächelnd darauf, dass er ging.
Nachdem er das Gebäude verlassen hatte, zählte sie bis dreißig. Sie wollte nicht aufspringen, solange er dort draußen war. Bei neunundzwanzig kam Roni aus ihrer Pause zurück. Ihre Kollegin hatte kaum die Lobby betreten, da flüsterte Jamie: „Schließ die Tür ab. Sofort. Dreh das Geschlossen-Schild um und lass die Jalousien herunter.“
Roni sah skeptisch aus, beeilte sich aber, ihrer Bitte nachzukommen. Jamie wählte Kells Nummer und suchte im Schreibtisch nach einer Waffe, während sie darauf wartete, dass sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete.
Es klingelte vier Mal, bevor er den Hörer abnahm. Jamie konnte im Hintergrund Gelächter hören.
Kell klang aufgekratzt. „Jamie?“
„Er war hier“, schrie sie, bevor er noch etwas sagen konnte. „Hier in der Praxis. Ich habe sein Tattoo gesehen.“
„Was? Wann? Vielleicht sah es nur so ähnlich aus …“
„Kell, es war die Tätowierung, die ich damals sah und an die ich mich unter Hypnose wieder erinnert habe.“
„Verdammt. Bist du allein?“
„Nein. Roni hat gerade abgeschlossen, und ich habe einen Brieföffner in der Hand.“
„War er mit dem Wagen da oder zu Fuß?“, wollte Kell wissen.
Sie verließ Ronis Platz und lief zur Tür, neben der sie sich flach an die Wand presste, um durch die Jalousien zu spähen. „Ein Wagen fährt gerade vom Parkplatz, aber ich kann nicht genau erkennen, ob er hinter dem Steuer sitzt. Es ist allerdings der einzige Wagen, der wegfährt.“
„Kannst du dir die Nummer notieren?“
Roni kam dazu, und sie redeten durcheinander, denn sie sah eine Acht, wo Roni eine Sechs erkannte, und eine Drei, wo sie eine Fünf ausmachte. Jamie hastete an den Empfangstresen, beugte sich darüber und schnappte sich einen Kugelschreiber vom Schreibtisch, mit dem sie alles auf ihrer Hand notierte.
Anschließend las sie die Nummer Kell vor. „Tut mir leid, er fuhr schon weg, deshalb konnten wir es nicht genauer erkennen.“
„Das hast du gut gemacht, Liebes. Ich werde mal sehen, was dabei herauskommt. Bleib einen Moment dran.“
Es dauerte nicht lange, dann sagte er: „Die Polizei ist unterwegs und wird in ungefähr fünfzehn Minuten bei dir eintreffen. Schließ dich ein, bis die Kollegen da sind.
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