Gefährlich sexy!
würdest?“
Kate grinste. „Eine verheiratete Frau mit Kindern?“
Das war ein Standardscherz zwischen ihrer überbehütenden Mutter und Jamie, die die Hölle durchgemacht und dabei nur knapp überlebt hatte, wenn man das überleben nennen konnte.
Zehn Jahre danach versteckte sie sich immer noch und existierte als ein Geschöpf, das aus einem schrecklichen Verbrechen hervorgegangen war, dessen Zeugin sie ihm Alter von neunzehn Jahren wurde, und nicht als die selbstständige Frau, die sie gern wäre.
Dass sie weder Ehemann noch Kinder hatte, war in ihrem Fall das Beste. Es war fraglich, ob sie es überstehen und aushalten würde, wenn die Erinnerung an das, was sie erlebt hatte, zurückkehrte. Nein, sie würde auch in Zukunft allein bleiben, und das war ganz in Ordnung, denn es bedeutete Unabhängigkeit. Sie war sich selbst genug, und mal ehrlich, wie schlimm konnte es schon sein, als alte Jungfer zu enden?
Sie trank einen weiteren Schluck Kaffee und dachte an das, was ihre Mutter gesagt hatte: „Für eine Ehe und für Kinder bin ich viel zu verwöhnt. Ich hab’s gern, wenn es nach meiner Nase geht.“
Kate nahm ihren Becher mit dampfendem Kaffee aus dem Becherhalter in der Mittelkonsole des Wagens. „Nenn mich ruhig eine Nervensäge, aber dafür, dass du verwöhnt bist, hast du selbst gesorgt. Ich musste viel zu viel arbeiten, um auf jede deiner Launen einzugehen.“
Jamie musste lachen, sodass sie sich fast an ihrem Kaffee verschluckte. „Soll das ein Witz sein? Was glaubst du, woher ich das habe? Du warst es, die mich verwöhnt hat.“ Zum Beweis hob sie ihren Becher. „Und du tust es immer noch.“
„Hm.“ Kate machte ein gespielt grimmiges Gesicht. „Verwöhnen würde ich dich nur, wenn ich extra deinetwegen bei den Cantus anhalten würde, aber ich tue es, um mir mein Frühstück zu holen.“
„Ja, rede dir das ruhig ein“, sagte Jamie und winkte Roni und Honoria zu, zwei ihrer Kolleginnen. Die beiden bildeten eine Fahrgemeinschaft von Alpine nach Weldon und kamen gerade in Honorias Wagen an. „Und ich genieße es weiterhin, Single und Einzelkind zu sein.“
„Hört sich an, als hätte ich dich nicht nur verwöhnt, sondern dir auch beigebracht, wie man sich selbst etwas vormacht.“
Jamie hob ihren Kaffeebecher und stieß mit ihrer Mutter an. Sie waren vom gleichen Schlag und bewahrten sich trotz ihres Schicksals ihre Würde. Obwohl es ihnen lieber gewesen wäre, wenn die Dinge sich anders entwickelt hätten, schätzten sie die enge Bindung zwischen ihnen sehr, die sich daraus ergeben hatte.
Kate deutete zum Praxisgebäude. „Deine Kolleginnen scheinen irgendetwas im Schilde zu führen.“
Jamie folgte dem Blick ihrer Mutter und sah Roni und Honoria hinter der Glastür wild gestikulierend in ihre Richtung zeigen. Sie konnte sich nicht vorstellen, was die zwei so früh am Morgen auf die Palme brachte, denn der erste Patient war noch nicht einmal eingetroffen.
Sie wandte sich zum Gehen. „Ich sehe lieber mal nach, was da los ist. Und du machst dich auch besser auf den Weg. Danke für den Kaffee.“
Kaum hatte sie die Praxis betreten, hörte sie nur noch quietschende Schuhsohlen auf den Fliesen, da Honoria den Flur entlang zu den Untersuchungsräumen verschwand.
Roni hatte offenbar genauso hastig ihren Platz hinter dem Empfangstresen eingenommen, denn ihr Headset saß schief, obwohl sie auf ihren Computerbildschirm starrte und den Eindruck zu vermitteln versuchte, sie sei in ihre Arbeit vertieft. Vor ihr lag eine Patientenakte.
Jamie ließ Ronis Tarnung auffliegen, indem sie einfach über den Tresen griff und die Akte richtig herum drehte. „Du kannst es ebenso gut ausspucken, bevor ihr zwei noch platzt. Dr. Griñon ist heute nur halbtags hier, und ich habe viel zu tun. Also: heraus damit!“
„Warum ist an seinen halben Tagen immer am meisten los? Und warum können wir nicht auch mittags gehen?“, wollte Roni wissen, legte sich die Akte wieder so hin, wie sie es wollte, und wich bei all dem Jamies Blick aus. „Eigentlich sollte es mittwochs doch ruhiger sein, aber nein, da ist oft richtig was los.“
Das stimmte zwar, doch schien Roni nur verzweifelt vom Thema ablenken zu wollen. Ihre geröteten Wangen verrieten sie.
„Du weichst mir aus.“
„Tue ich das?“ Das Rot auf ihren Wangen wurde dunkler. „Ich habe nur eine Bemerkung zu dem gemacht, was du gesagt hast. Ein bisschen Konversation, sonst nichts.“
„Ich werde nicht eher gehen, bis ich weiß, was los ist. Also
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