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0455 - Gangstertod durch süßes Gift

0455 - Gangstertod durch süßes Gift

Titel: 0455 - Gangstertod durch süßes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
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Der Mann sah aus wie ein Toter, wie eine Mumie. Er war alt und hager, und er wirkte so blutlos wie ein Stück Holz. In den schmalen hellblauen Augen glitzerte es kalt. Es war, als spiegle sich eine klare Wintersonne auf brüchigem Eis. Der Alte ruhte in einem Liegestuhl. Obwohl es auf der Terrasse fast unerträglich heiß war, hatte er ein kariertes Tuch über seinen Körper gebreitet. Der Alte blickte zu einem jungen Mann hoch, der breitbeinig am Fußende des Liegestuhls stand. Der junge Mann hielt eine Pistole in der Rechten. Die Mündung zielte auf die Brust des Alten.
    »Beweg dich«, sagte der junge Mann barsch. »Ich brauche dich.«
    Das kalte Glitzern in den zu Schlitzen verengten Augen des Alten verstärkte sich. Er schwieg. Sein Gesicht war eine reglose Maske von Arroganz und müder Lebensverachtung.
    Der junge Mann unterdrückte einen Fluch. Er blickte über die Schulter in den Garten. Es war ein großer Garten, mit einem Swimmingpool und einem Tennisplatz. Eingerahmt von Büschen und Blumenbeeten, ein Stück Beverly Hills in der brütenden Hitze eines Augustnachmittages auf Long Island. »Ein hübsches Plätzchen«, bemerkte der junge Mann und wandte sich wieder dem Alten zu, »und eine gute Zeit, sich hier umzusehen. Halb drei Uhr nachmittags. Es ist so verdammt heiß, dass nicht mal die Hunde den Schatten verlassen. Wir sind allein. Ungestört. Du, ich und die Pistole. Eine großartige Kombination, ein richtiges Erfolgsdreieck, Alterchen. Los, schraub dich in die Höhe. Oder willst du darauf warten, dass deine Knochen zu Staub zerfallen?«
    Der Alte schlug das Reiseplaid zurück und erhob sich. Er war überraschend groß, größer noch als der junge Mann, sehr hager und knochig, und von einer aufrechten, geraden Haltung, die bei seinem Alter verblüffte.
    »Ich bin General Thorsten«, sagte er mit dunkler, etwas heiserer Stimme. »Ich habe an zwei Kriegen teilgenommen und selbst dann in den vordersten Linien gekämpft, wenn meine Vorgesetzten das missbilligten. Ich hatte keine Furcht, als ich dreißig war. Weshalb sollte ich sie mit achtundsiebzighaben? Ich sage das, um Ihnen klarzumachen, dass die Pistole mich nicht beeindruckt, dass ich es mir aber schärfstens verbitte, von Ihnen angepöbelt zu werden.«
    Der junge Mann grinste. Er war Anfang zwanzig, ein großer schlanker Bursche mit kurz geschnittenem Haar. Er trug eine verknitterte, sehr knapp sitzende Hose aus khakifarbigem Material und ein grünes, am Hals offen stehendes Polohemd. Über der Schulter baumelte ein Campingbeutel.
    »Donnerwetter, Opa«, sagte er spöttisch. »Das war mal eine hübsche Rede. Direkt bühnenreif. Du hast immer nur befohlen und den Helden gespielt. Kein schlechter Job. Ich bin immer nur getreten worden, bis ich endlich lernte, mich meiner Haut zu wehren. Im Moment bin ich etwas in Druck. Du wirst mir helfen das Problem zu meistern.«
    »Sie wollen Geld?«
    »Alles, was du im Hause hast.«
    »Sie haben Pech, junger Mann. Sie werden nicht viel mehr als fünfzig Dollar in meinem Schreibtisch finden. Ich brauche kein Geld.«
    In dem Augenblick erklang ein Summton. Er kam aus dem Hausinnern. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte der junge Mann.
    »Die Klingel. Es ist jemand am Tor.«
    »Jetzt, um diese Zeit?«, fragte der junge Mann stimrunzelnd. »Erwartest du Besuch?«
    »Nein.«
    Es summte abermals, diesmal länger und lauter.
    »Wer ist im Haus?«, fragte der junge Mann.
    »Niemand. Meine Tochter ist in die Stadt gefahren.«
    Der junge Mann legte den Kopf lauschend zur Seite. Der Summton ertönte zum dritten Mal. »Beschäftigen Sie keine Dienstboten?«, fragte der junge Mann.
    »Einen Gärtner, ein Mädchen und einen Butler«, erwiderte Thorsten. »Der Gärtner und das Mädchen sind nur vormittags hier, und der Butler hat Urlaub.«
    Der junge Mann stieß die Luft aus. »Ihr Besucher hat das Klingeln aufgegeben.«
    »Sie sind desertiert, nicht wahr?«, fragt der General plötzlich scharf.
    »He, Opa. Du hast einen scharfen Blick.«
    »Sie tragen GI-Schuhe und GI-Hosen«, sagte der General. »Das Ausbildungslager Camp Northville befindet sich ganz in der Nähe…«
    »Von dort komme ich nicht, Opa. Du kannst dir später den Kopf darüber zerbrechen, an welchem Ort ich mir erlaubt habe, der Armee Fürsorge zu entfliehen. Jetzt brauche ich Geld, oder irgendetwas, das sich zu Geld machen lässt.«
    »Ich bin General. Ich werde nichts unternehmen, um die Flucht eines Deserteurs zu unterstützen.«
    »Muss ich dich daran

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