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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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lügen.«
    »Nein«, erwiderte Drake, »sie haben einen Brief von der Duchess.« Er rieb sich über die Stirn. »Ich hätte versuchen sollen, dort hineinzugelangen, statt hier zu warten.«
    Neben Harry fing Bea an, bitterlich zu schluchzen. Thrasher stand da, die Hände zu Fäusten geballt, und Tränen rannen ihm übers Gesicht. Bivens saß bleich in ihrem Sessel. Drake wirkte erschüttert.
    »Warum glaubst du nicht, dass Kate allein abgereist ist?«, fragte Harry Thrasher.
    »Weil sie das niemals tun würde!«, beharrte Thrasher und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. »Sie hat es versprochen. Und glauben Sie, dass sie Lady Bea mit diesem Biest allein lassen würde?«
    Die Frage traf Harry tief. Thrasher hatte recht. Was Kate in den vergangenen Wochen auch zugestoßen war, sie hatte immer zuerst an Bea gedacht. Es spielte keine Rolle, wie tief bestürzt, wie durcheinander sie war – niemals hätte sie Bea so in Angst versetzt. Harry rutschte von seinem Sessel und kniete sich vor die alte Dame. Sie schien mit einem Mal älter geworden zu sein. Ihre Haut wirkte welk, und ihre Hände zitterten. Harry hatte Angst um sie.
    »Bea«, sagte er so sanft, wie er konnte, auch wenn er das Bedürfnis verspürte, irgendetwas zu zertrümmern, »wissen Sie irgendetwas?«
    Ihr Atem ging stoßweise zwischen den Schluchzern. Sie nickte. »Nicht … sie …« Wieder entrang sich ihr ein Schluchzen, und sie verzog frustriert das Gesicht.
    »Schsch«, machte Harry, um sie zu beruhigen. »Es ist schon gut. Versuchen Sie irgendwie, es uns mitzuteilen.«
    Bea nickte verzweifelt und schloss die Augen. Sie hielt sich an Harry fest, als würde sie sonst fallen. Harry bemühte sich um Geduld, doch er war überzeugt, dass Kates Dienerschaft recht hatte. Sie steckte in Schwierigkeiten, und nur Bea wusste, was geschehen war.
    Plötzlich schlug die alte Dame die Augen auf und straffte die Schultern. Mit Entschlossenheit in den grauen Augen sah sie Harry an. Und dann begann sie zu singen. Zur Melodie von »I Know My Redeemer Liveth«.
    »Ich weiß, dass sie meine Kate entführten,
    im Dunkeln, in der Nacht, als alles schlief,
    zwangen sie sie in die Kutsche und fuhren davon.
    Ich weiß, dass sie sie in eine Anstalt brachten,
    und George ebenso, der fahren sollte.
    Aber diesmal fuhr er nicht, ich hab’s gesehen,
    sah den Kutscher und nicht George.
    Sah das Ungeheuer Glynis und ihren Butler,
    nicht den Duke, der schlief.
    Im Dunkeln kamen sie an meinem Fenster vorbei.«
    Harry hätte beinahe aufgelacht. »Haben sie bemerkt, dass Sie sie beobachtet haben?«
    Bea nickte. »Sie meinten, dass ich zu dumm wäre, um es irgendjemandem zu sagen …«
    Harry gab ihr einen schallenden Kuss auf die Wange. »Wir werden unsere erste Tochter nach Ihnen benennen«, versprach er. »Drake, ich gehe zum Schloss.«
    Drake blinzelte verwirrt. »Bea hat doch gerade gesagt, dass Kate nicht mehr dort ist.«
    »Bea hat die Kutsche gesehen. Nicht Kate. Im Übrigen gibt es einige Fragen, die Glynis beantworten sollte.«
    »Ich glaube, wir würden wertvolle Zeit sparen, wenn wir direkt zu der Anstalt fahren.«
    »Dorthin fahre ich als Nächstes.«
    »Lady Glynis«, sagte Chuffy und schüttelte den Kopf, als sie sich alle erhoben, um zu gehen. »Stilles Wasser. Wer hätte das gedacht?«
    »Darf ich jetzt das Buch haben?«, fragte Drake Bea.
    Bea funkelte ihn an, aber schließlich griff sie in ihr Korsett, zog das Büchlein hervor und reichte es ihm. Drake blätterte es durch.
    »Da ist es«, sagte er. »Kate hatte recht. Der Vers ist umgestellt. Ich frage mich, warum.«
    »Wahrscheinlich ist dadurch die Stellung der Codewörter vertauscht«, sagte Harry, half Bea beim Aufstehen und umarmte sie.
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Hierarchie.«
    Sie starrten sie an.
    »Großer Gott«, stieß Drake hervor und blickte in das Buch. »Das wäre möglich. Der nächste Vers lautet: ›An zweiter Stelle steht deine Kunst, die dunkelste Fähigkeit einer Frau.‹ Die Zahlen setzen sich fort. Und … ja. ›Kein Stück von mir soll sterben.‹ Auf der Krawattennadel des Bischofs steht: › Nicht alles von mir wird sterben.‹ Was, wenn jedes Mitglied der Hauptgruppe einen Vers hat, mit dem er sich denjenigen gegenüber den anderen identifiziert? Und sie haben Zeichen, wie zum Beispiel die Rose.« Er blickte auf und wirkte mit einem Mal angespannt. »Mein Gott. Kate hatte recht. Wir haben zwei Verse. Ich muss es zurückbringen.«
    »Zu Thirsk?« Chuffy schüttelte den Kopf.

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