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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Zitternd löste er die Finger. Spuckend und keuchend, ließ der Duke sich rücklings auf den Teppich fallen.
    »Dafür werde ich Sie hängen lassen!«, kreischte Livingston und presste seine Hände auf seinen geschundenen Hals.
    Noch einen Moment lang hielt Kate Harry fest. Er schüttelte den Kopf und warf ihr ein trockenes Lächeln zu.
    Als Kate das sah, ließ sie ihn los und ging neben Lady Bea in die Knie, die zusammengerollt am Boden lag. »Liebe, tapfere Bea«, murmelte sie und zog die alte Dame in ihre Arme. »Bist du verletzt?«
    Harry half Kate dabei, Lady Bea zu stützen und sie zum Sofa zu bringen. Die alte Dame versuchte zu lächeln, doch selbst Harry konnte den Bluterguss erkennen, der sich unter ihrem Auge bildete. »Rutschig«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Bringen Sie sie hier raus!«, wies Livingston die Polizisten an, die die Möbel zurechtrückten.
    »Ihre Schwester hat Freunde«, sagte Harry und stand neben Kate. »Wir werden nicht zulassen, dass Sie sie mitnehmen.«
    Einer der Polizisten trat vor. »Es tut mir leid«, sagte er, und seine Zerknirschung wirkte aufrichtig, »aber wir haben keine andere Wahl. Wir müssen sie mitnehmen. So verlangt es das Gesetz.«
    Mit offensichtlichem Unbehagen traten die Polizisten zu beiden Seiten neben Kate.
    »Und verhaften Sie auch Lidge«, beharrte Livingston. »Für den Angriff auf einen Adligen.«
    Es war seltsam. In dem Moment drehte Kate sich zu Harry um, und er hätte schwören können, in ihr das Mädchen wiederzuerkennen, das er einst geliebt hatte. Ihre Augen waren voller Gefühl, ihr Herz offen. Doch dann, einen Wimpernschlag später, schüttelte sie den Kopf und setzte ein gespieltes Lächeln auf.
    »Lass es gut sein, Harry«, sagte sie. » Vir prudens non contra ventum mingit. «
    »Was?«, wollte Edwin wissen und trat einen Schritt vor. »Was hast du gesagt? Verdammt noch mal …«
    »Ich sagte, dass ich mit dir gehen werde«, wandte sie sich an ihren Bruder. Harry konnte es nicht glauben, doch sie strich sich das zerknitterte Kleid glatt und steckte sich die Haare neu hoch, als würde sie sich für einen morgendlichen Besuch zurechtmachen. »Aber nur, wenn du die unsinnige Anzeige gegen Harry fallenlässt.«
    »Das werde ich nicht!«
    Unbeirrt stand sie ihm gegenüber – wie eine Königin vor einem Narr. »Du wirst es tun, wenn du nicht willst, dass ganz London darüber spricht, dass du eine wehrlose alte Frau angegriffen hast, um deine Schwester einsperren zu können.« Sie wartete seine Beschimpfungen nicht ab, sondern drehte sich wieder zu Harry um. »Bitte, Harry, pass auf Bea auf. Sie kann nicht allein bleiben. Und kümmere dich um meine Bediensteten.«
    »Wir kümmern uns schon um uns selbst«, erwiderte Finney, und ihm war anzumerken, dass er den Tränen nahe war.
    Lady Bea ergriff Kates Hand. » Conciergerie «, schluchzte sie.
    Kate ließ sich auf die Couch sinken und nahm ihre in Tränen aufgelöste Freundin in die Arme. »Ach Bea«, flüsterte sie mit schwacher Stimme, »ich bin wohl kaum Marie Antoinette. Weine nicht. Alles wird wieder gut. Harry wird dafür sorgen. Stimmt es nicht, Harry?«
    »Ich werde höchstpersönlich kommen, um dich zu befreien und zurückzuholen.«
    Kate nickte, ohne ihn anzusehen. »Natürlich.«
    Mit einem letzten Blick auf die verletzte Wange ihrer Freundin erhob Kate sich. »Pass auf Bea auf, Harry.«
    Er nickte. Mit einem Mal war er wütend und unsicher. »Ich verspreche es.«
    Ihre Miene blieb unbewegt, als Kate sich ihrem Bruder zuwandte. Harry erkannte jedoch etwas Leeres in ihrem Blick, und plötzlich konnte er es nicht mehr ertragen. Er tat das Einzige, was ihm in diesem Augenblick einfiel: Er schloss Kate in seine Arme und küsste sie. Und für ein paar Sekunden schien alles um ihn herum weit weg zu sein: Kates Bruder, Kates Zwangslage, die Löwen, Rache. Es gab nur noch Kate – die geschmeidige, zarte, sinnliche Kate, die wieder in seinen Armen lag, die den Kopf in den Nacken gelegt hatte, deren Lippen sich an seinem Mund so weich anfühlten und die die Hände an seine Brust gelegt hatte.
    Die Vergangenheit und die Gegenwart trafen aufeinander und verschmolzen. Harry fühlte sich zurückversetzt in die einsame Bergschlucht, in der die Bäume Geheimnisse flüsterten und der Fluss vorbeirauschte. Kate gehörte ihm, und er war ihr Held, der so viel größer war als sie, so viel stärker, so sicher, dass er sie retten würde.
    Viel zu schnell allerdings hüstelte jemand und brach den Bann.
    Harry

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