Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
Vom Netzwerk:
zog sich zurück und blickte in ihre sorgenvollen Augen. »Ich verspreche es«, wiederholte er und hauchte ihr einen letzten Kuss auf die Stirn.
    Ohne ein weiteres Wort, nahm sie ihren Umhang aus Finneys starken Händen entgegen und folgte ihrem Bruder aus der Tür. Harry, der zurückblieb, kämpfte gegen das Gefühl an, das alles schon einmal erlebt zu haben. Er hatte sich schon einmal mit einem langen Kuss von ihr verabschiedet. Damals hatte er ihr – genau wie jetzt – geschworen, dass er sie retten würde. Und er hatte sein Versprechen nicht gehalten.
    Was wäre passiert, wenn er es getan hätte? Wären ihr die Narben auf der Brust erspart geblieben? Hätte sie ihn glücklich gemacht, auch wenn sie Lügen erzählte? Oder wäre ihr Leben eine nur noch größere Katastrophe geworden?
    Nein. Er hatte es seinerzeit gewusst, und er wusste es jetzt. Er hatte damals unmöglich tun können, um was sie ihn gebeten hatte. Dieses Mal konnte er es allerdings. Und er würde es tun. Wenn nicht für sie, dann für die Sicherheit der Nation, die vielleicht auf sie angewiesen war.
    Neben ihm begann Lady Bea zu schluchzen. »Oh, mein Mädchen, mein Mädchen. Persephone.«
    Harry fühlte sich seltsam unglücklich, doch er legte die Arme um die alte Dame. Sie schmiegte ihren Kopf an seine Schulter und weinte.
    »Wir werden sie zurückholen«, versprach er mit rauer Stimme und tätschelte ihr sacht den Rücken.
    »Hat Lady Kate lateinisch gesprochen?«, fragte Mudge. »Was hat sie gesagt? Warum ist sie gegangen?«
    »Sie hat mir gesagt, dass es nicht vernünftig ist, gegen den Wind zu pinkeln.« Harry rang den ungewohnten Schmerz nieder. »Ich glaube, wir müssen unseren Angriff einfach nur aus einer anderen Richtung planen.«
    Er sah sich in dem verwüsteten Zimmer um. Er brauchte Hilfe, und zwar sofort. »Mudge! Du bist verantwortlich dafür, dieses Haus zu sichern. Finney! Ich bräuchte jemanden, der Lady Kates Freundin Grace Hilliard hierherholt, damit sie bei Lady Bea bleiben kann. Zuletzt habe ich sie in Oak Grove in Sussex gesehen. Schroeder! Kümmern Sie sich um Lady Bea, bis Grace hier ist.«
    »Was ist mit mir?«, fragte Thrasher.
    »Du kommst mit«, erwiderte Harry und ging aus dem Zimmer.
    »Was meinst du damit, dass du nichts tun kannst?«, wollte Harry eine Stunde später wissen, als er Marcus Drake in der Bibliothek von Drakes Haus in der Charles Street gegenüberstand.
    Harry wusste, dass er Drake etwas vorsichtiger hätte kontaktieren müssen. Aber Harry hatte keine Zeit, um sich clevere Schachzüge zu überlegen. Entweder kam Drake zu ihm, oder er ging zu Drake. Während seine Leute Kates Haus sicherten, hatte er sich wie ein Gelegenheitsdieb in Drakes Haus geschlichen.
    »Ich meine, die Regierung kann nichts unternehmen.« Drake schenkte Whisky in zwei Gläser und reichte Harry eines, bevor er es sich in einem braunen Ledersessel bequem machte. »Das ist eine Familienangelegenheit, Harry«, sagte er und stellte das Glas ab. »Das hat nichts mit uns zu tun.«
    Harry ging ungeduldig auf dem dunklen indischen Teppich hin und her. Es war, als könnte er jede Sekunde verstreichen hören, seit Kate durch die Tür verschwunden war. »Selbstverständlich hat es etwas mit uns zu tun«, erwiderte er. »Glaubst du wirklich, dass es ein Zufall ist, dass ihr Bruder sie am selben Tag hat einweisen lassen, an dem ein paar Mörder versucht haben, sie umzubringen?«
    »Es könnte alles Zufall sein. Livingston hat schon länger damit gedroht. Und was würde es den Löwen nützen, sie gut geschützt in einer Irrenanstalt unterzubringen?«
    »Wer sagt denn, dass sie geschützt wird?«, versetzte Harry scharf und blieb stehen, um Drake aufgewühlt anzufunkeln. »Kannst du dir einen besseren Ort vorstellen, um jemanden still und heimlich zu beseitigen? Verdammt, Mann. Wer sagt, dass sie sie töten müssen? Sie können einfach warten, bis sie verrückt wird. Dann hat sich die Sache von selbst erledigt.«
    »Ein bisschen melodramatisch, findest du nicht?«, fragte Drake. »Meinst du im Ernst, dass der Duke of Livingston ein Löwe ist?«
    Harry fing wieder an, rastlos auf und ab zu laufen. »Ich glaube, jeder könnte ihm einen Vorschlag einflüstern, wie er seine Schwester unter Kontrolle bringen würde, und er täte es. Aber sie wird es nicht aushalten, Marcus. Du hast sie nicht erlebt, als sie in dem Keller eingesperrt war.«
    Gott, Kate würde mit einem von Mudges Messern auf Harry losgehen, wenn sie wüsste, was er Drake gerade

Weitere Kostenlose Bücher