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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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Stelle war es unmöglich, zu sechst nebeneinander herzugehen. Die beiden hinter mir wurden langsamer.
    Elias legte Jo den Arm um die Schultern. Er muss sich immer aufspielen. Zeigen, was für ein cooler Typ er ist. In seiner dicken Daunenjacke wirkte er neben Jo wie ein Riese.
    „Mann, du bist echt eine verdammt heiße Nummer“, sagte er.
    Das ist sie auch. Selbst in Steppjacke, Jeans und Mütze sieht sie schlank und langbeinig aus. Sie hat große Rehaugen und dichtes schwarzes Haar, das ihr bis an die Hüften reicht. Und ihre Haut ist selbst mitten im Winter schön gebräunt.
    Sie stieß ihn weg.
    „Idiot!“
    Die Jungs wieherten laut.
    Knurrend und fauchend rannte Jo davon.
    Ich lief hinterher.
    „Wir sehn uns in der Pause!“, rief Elias.
    Jo und ich legten die letzten Meter zur Schule im Laufschritt zurück.
    „Dieser Vollidiot!“, schnaubte sie. „Hoffentlich fällt er tot um!“
    Als wir durch den Eingang liefen, hatte sich die schlimmste Wut schon gelegt.
    „Echt uncool von mir, ihn Idiot zu nennen“, sagte sie nervös.
    Ich zuckte die Schultern.
    „Man muss die Dinge beim Namen nennen.“
    „Er ist voll sauer geworden, oder?“
    „Na und? Er hat dich begrapscht. Da muss man sich wehren.“
    „Klar.“
    Aber ganz überzeugt klang sie nicht.
    Ich verstand ihre Überlegung. Es ist nicht besonders clever, sich mit einem der großen Jungs aus der Neunten anzulegen.
    Sie seufzte und stöhnte und schüttelte den Kopf.
    „Ich trau mich nicht in die Pause raus.“
    „Hör auf! Da brauchen doch bloß diese supergestylten Zicken aufzukreuzen, dann hat der dich schon vergessen.“
    „Kannst du mir das versprechen?“, fragte sie mit dünner Stimme.
    Unsere Schule ist ein niedriger einstöckiger Backsteinbau, in dem die Klassenzimmer an langen, schmalen Korridoren Seite an Seite liegen.
    Vor unserem Klassenzimmer unter dem Schild 8 A stand Simon und kramte in seinem Rucksack. Er war allein. Ich zögerte, doch die Gelegenheit war zu günstig, um sie nicht wahrzunehmen.
    „Ich will bloß kurz …“, sagte ich zu Jo.
    Simon hatte seine knielange gefütterte Jacke an den Haken gehängt, während er suchte. Sie war grün. Nicht schwarz. Aber ich riskierte es trotzdem.
    „Gestern Abend hab ich dich beim Grusåsvägen gesehen“, behauptete ich.
    Da er über seinen Rucksack gebeugt dastand, war er gezwungen, nach oben zu schauen. Zuerst blinzelte er wie eine erschrockene kleine Maus zu mir hoch, doch dann gelang es ihm, sich zu fangen.
    „Das glaub ich nicht“, sagte er kühl.
    „Warum nicht?“
    „Weil ich nicht dort war.“
    „Doch, klar warst das du! Eine Clique älterer Jungs war auch dabei …“
    Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln.
    „Ehrlich, Svea!“
    Im selben Moment begriff ich, wie unmöglich dieser Gedanke war. Es musste jemand gewesen sein, der Simon ähnlich sah.
    „Aber was hast du dann gestern gemacht?“
    „Kann dir doch scheißegal sein! Informier dich gefälligst ordentlich, bevor du andere beschuldigst!“
    Rote Flecken waren auf seinen Wangen aufgetaucht.
    Seine Wut weckte meine Neugier aufs Neue. Und überzeugte mich, dass er log.
    Per Lundström, unser Klassenlehrer, unterbrach uns und scheuchte uns ins Klassenzimmer.
    „Er hat sich echt komisch benommen“, flüsterte ich Jo zu, während wir uns an unsere Plätze setzten.
    Jo war immer noch angesäuert wegen Elias und interessierte sich daher kaum für Simon.
    „Wahrscheinlich war er nicht dort. Was ist daran schon komisch?“
    „Dass er so krass sauer wurde. Glaubst du nicht …“
    Lundström unterbrach uns.
    „Svea und Jolene, habt ihr womöglich ein Gesprächsthema, das interessanter ist als Runensteine?“
    Alles ist interessanter als das!
    „Nein, nein“, antwortete ich trotzdem.
    „Na dann. Dann können wir uns ja dem Unterricht widmen. Übrigens, weiß jemand von euch, was mit Natalie los ist?“
    Alle drehten sich automatisch zu Natalies leerem Platz um.
    Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass sie fehlte. Es gibt Leute, die sind so grau, dass man sie kaum bemerkt. So wie Natalie. Auf dem Weg zum oder vom Bus macht sie lieber lange Umwege, als mit einem von uns reden zu müssen.
    Irgendwie ist es, als wäre sie gar nicht vorhanden.
    „Wer ist mit ihr befreundet?“
    Die angesagten drei, Hannamaria, Ebba und Faduma, prusteten, als hätte Lundström etwas Unpassendes gesagt.
    Jo schaute mich traurig an. Ich zuckte leicht die Schultern. Es gibt ein paar in unserer Klasse, die haben keine Freunde. So ist

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