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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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werden. Brüstete man sich so nicht immer, wenn man jung war? Aber Vandriyan musste sich eingestehen, dass er darüber eigentlich bloß Vermutungen anstellen konnte. Er selbst war niemals jung gewesen. Und er war auch nicht in ein Zeitalter hineingeboren worden, in dem Krieg alltäglich war.
    »Gibt es Neuigkeiten von der Front, Liebling?«, erklang aus dem Nebenzimmer Sashas Stimme. Gleich darauf stand Vandriyans
Frau im Zimmer, in der einen Hand eine Flasche Ambrion, die typische Spezialität des Reiches aus Honigdestillat, in der anderen vier Kristallgläser. Sie stellte alles auf den Tisch, bevor sie sich neben Vandriyan setzte. »Zu uns hier dringen nur wenige Nachrichten durch, und wenn, dann keine guten. Fünfzehn Jahre Krieg und die Neuigkeiten werden immer trauriger. Geht es den Jungen gut? Ich mache mir solche Sorgen um sie. Oh, und ich habe dich noch gar nicht gefragt, wie die Reise war, stimmt’s? Sie muss sehr anstrengend gewesen sein.« Sasha lehnte ihren Kopf an die Schulter ihres Mannes.
    Vandriyan leerte sein Glas in einem Zug und seufzte einmal tief, ehe er es abstellte. »Sie war anstrengend«, gab er zu. »Aber noch anstrengender wird sie sein, wenn wir von Dardamen an die Front zurückziehen. Die Lage dort wird immer ungemütlicher, und es ist bitter, an einer Front zu kämpfen, die stetig zurückweicht. Kannst du dir vorstellen, dass wir in fünfzehn Jahren Krieg an der Nordwestgrenze an die vierzig Meilen verloren haben? Es ist zum Verrücktwerden! Jedes Mal, wenn wir am Ende der Woche Bilanz ziehen und abschätzen, wie hoch unsere Verluste waren, würde ich am liebsten aufschreien. Wir tun uns schwer, Sasha, das kann keiner mehr bestreiten. Wir tun uns zu schwer. Und das gegen einen Haufen Goblins! Was könnte demütigender sein?«
    Tyhanar nickte düster zu den Worten seines Vaters. »Ich wüsste zu gern, wer es geschafft hat, denen Disziplin und Ordnung beizubringen«, bemerkte er kopfschüttelnd. »Also den Goblins, meine ich. Denn irgendjemand muss sie neu aufgestellt haben, daran besteht kein Zweifel. Die Goblins haben doch keine Ahnung, was das Wort ›Taktik‹ überhaupt bedeutet - nicht einmal, wenn man es ihnen ein Jahrhundert lang erklären würde. Und doch führen sie Manöver aus, als ob unter ihnen ein Meisterstratege wäre. Sie haben gezähmte Tiere bei sich und Kriegsmaschinen.« Er hielt Lenya sein leeres Glas hin, bis sie es wieder füllte.
»Ich habe noch nie etwas davon gehört, dass Goblins Kriegsmaschinen bauen könnten! Das ist völlig absurd. Und dann sind da ja nicht nur die Goblins … Es gibt Kobold- und Pixie-Söldner und kürzlich haben wir auch Dämonen gesichtet. Und den Anführer der Goblins möchte ich sehen, der einen Dämon davon überzeugen könnte, für ihn zu kämpfen.«
    Auf seine Worte folgte vielsagendes Schweigen. Es war nicht ungewöhnlich, dass Goblins und Kobolde auf derselben Seite kämpften, das hatten sie von jeher getan, vor allem, wenn es gegen das Königreich ging. Die Goblins waren ein Volk, das aus vielen Stämmen bestand, und sie hassten die Ewigen seit Jahrtausenden in einer Mischung aus Feindseligkeit und Neid. Mit ihrer gedrungenen Statur von knapp über einem Meter, ihrer unbehaarten und rötlichen Haut und ihren gelben Augen hatten sie die allerbesten Gründe, die Ewigen wegen ihrer Schönheit und Eleganz zu beneiden. Darüber hinaus waren sie von Natur aus gewalttätig. Die Kobolde, Elementargeister, halb Mensch, halb Tier, von denen einer zum Beispiel einen Wildschweinkopf mit einem menschlichen Körper vereinen konnte oder ein anderer das Geweih und das Hinterteil eines Hirsches, wirkten mindestens genauso brutal und furchterregend wie die Goblins. Sie waren Söldner, die sich dem Meistbietenden andienten, und teilten mit den Goblins die Abneigung gegen die Einwohner des Königreiches. Zu Algus’ Zeiten hatten sie an der Seite der Goblins gekämpft, und es war völlig natürlich, dass sie es nun wieder taten. Die Pixies schließlich waren der kriegerischste unter den vier Gnomenstämmen und auch bei ihnen war es ganz offensichtlich, dass sie ihre unbestrittenen soldatischen Fähigkeiten an jeden verkauften, der über genügend Gold verfügte, um sie zu bezahlen. Bei den Dämonen jedoch verhielt sich die Sache anders. Sie waren Kinder der Finsternis, geboren im Herzen der großen ewigen Dunkelheit. Sie beherrschten die Magie wie keine anderen Wesen, waren mächtig und unbarmherzig, und
man musste schon völlig naiv und dumm sein,

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