Gefangene der Welten: Weltentrilogie Bd.1 (German Edition)
Foltern?“, fragte er und Entsetzen schwang in seiner Stimme mit. Damian schüttelte den Kopf. „Red‘ keinen Unsinn; ich foltere keine Frauen, Rich‘.“ Erleichtert lächelte Richard. „Man kann nie wissen. Die Zeiten sind gefährlich. Na’kaan lauern überall und mir scheint, du hast eine besondere Abneigung gegen Jack.“
„Ist das sein Name?“
Richard nickte. „Ja, und ich wäre mir nicht sicher, ob deine Frau es gutheißen würde, wenn sie herausfindet, was du tust.“
Seufzend wandte Damian sich um. Er ließ seinen Blick über die Burg, die schmalen Türme und den Einwohnern schweifen. „Sie wird es nicht erfahren.“
„Von mir erfährt keiner etwas. Aber kannst du sicherstellen, dass sie es nicht auf eigene Faust herausfindet?“
Das konnte er nicht, doch er sollte verdammt sein, sollte er zulassen, dass seine Frau die Verliese je zu Gesicht bekam. Er wechselte das Thema.
„Gibt es Neuigkeiten von meiner Schwester?“
„Ich fürchte nicht, mein Freund. Das Letzte, das man mir mitteilen konnte, war, dass eine Frau, auf der die Beschreibung passt, von einem Tag auf den nächsten nicht mehr gesehen wurde. Sie ist spurlos verschwunden und keiner hat sie gesehen.“ – „Wie lange ist das her?“
Richard überlegte kurz. „Der Bauer, von dem ich die Information bekam, sagte, er habe sie zuletzt vor dem letzten Schnee gesehen.“
Damian fluchte. „Das ist über ein halbes Jahr her, verdammt!“
Jede Faser seines Körpers sehnte sich danach, seine Schwester wieder zu sehen. Alles, was ihm blieb, war seine Erinnerung an ihr helles Haar und ihre blauen Augen. Beides hatte sie von ihrer Mutter. Sie war ebenso blond und ihre blauen Augen waren legendär gewesen. Damian gedachte ihrer sanften Züge, ehe er sich seines Vaters erinnerte.
Er war ein starker Mann. Streng, doch niemals ungerecht. Erblickte er sein Spiegelbild, so sah er stets das Abbild seines Vaters vor sich. Ihn schauderte. Jetzt war der falsche Augenblick, um Erinnerungen nachzutrauern. Sein Blick glitt über die Landschaft und blieb in den Bergen hängen. „Die Na’kaan verhalten sich auffällig ruhig.“ Richard nickte. „Dir ist es also aufgefallen.“ Den Arm auf die Zinne gestützt, sagte Richard: „Was man vom Volk hört, ist beunruhigend.“
Angespannt wandte Damian sich seinem Freund zu. Es war kein gutes Zeichen, wenn das Volk beunruhigt war.
Richard fuhr fort: „Man erzählt sich einige schaurige Geschichten. Familien, die nahe der Grenze überfallen werden. Frauen und Kinder, die entführt, entehrt und illegal auf einem Sklavenmarkt verkauft werden. Männer, die eine ungleiche Schlägerei anfangen, bei der sie nur verlieren können. Die Leute sind beunruhigt und setzen große Hoffnungen in die Auserwählte.“ Nachdenklich fuhr Damian sich mit dem Handrücken über den Mund. „Lan’tash ist bereits ein alter Mann. Seine Angelegenheiten werden mehr und mehr zu meinen.“ Sein Blick richtete sich auf Richard. „Ich schlage vor, wir erwähnen nichts von alldem ihm gegenüber. Ich werde mich persönlich um die Na’kaan kümmern.“ Die Ernsthaftigkeit verschwand aus seinen Zügen und er sagte: „Doch lass uns nicht länger über trübe Dinge sprechen.“ Er lächelte. „Heute ist schließlich mein Hochzeitstag!“ Richard stimmte in die Laune seines Freundes ein und gemeinsam machten sie sich daran, den Turm hinabzusteigen und in die Halle zurückzukehren. Dort erwarteten sie, lautstark Volkslieder zum Besten gebend, die Menschen, die der Zeremonie und den Feierlichkeiten beiwohnten. Jemand drückte Damian einen Becher mit eigens für diesen Anlass gebrauten Bieres in die Hand und drängte ihn dazu, sich der Auserwählten anzunehmen, die missmutig dreinblickend neben Lan’tash saß.
Damian betrachtete sie einen Moment lang. Dann nahm er einen kräftigen Schluck aus dem Becher. Er hatte das Gefühl, er würde es an diesem Abend noch gut brauchen können, deutete er ihre Miene richtig.
Eine Entschuldigung Richard gegenüber murmelnd, durchquerte er mit langen Schritten die Halle. Sydney, die ihn von ihrem erhöhten Platz aus kommen sah, schluckte.
Es ist soweit
, schoss es ihr durch den Kopf.
Man hatte ihr an diesem Abend den Becher immer wieder neu gefüllt und ihre Meinung zu allen möglichen Dingen erfragt. Erst war es der Geschmack des Bieres, doch recht bald hatte man ihre Meinung zu anderen Dingen wissen wollen. Sydney hatte noch immer die vom Alkohol schrillen Stimmen der Frauen im Ohr.
Habt Ihr
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