1309 - Heiße Fracht für Terra
Heiße Fracht für Terra
Unterwegs im Auftrag der GOI – das Wiedersehen mit einem Totgeglaubten
von Kurt Mahr
Auf Terra und in der Menschheitsgalaxie schreibt man den Anfang des Jahres 446 NGZ. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Aufbruch der Vironauten, zur Verbannung der Ritter der Tiefe durch die Kosmokraten und zum Erscheinen der beiden Sothos aus der Mächtigkeitsballung ESTARTU führten, mehr als 16 Jahre vergangen. Vieles ist seither geschehen: Die Lehre des Permanenten Konflikts und der Kriegerkult haben in der Galaxis ihren Einzug gehalten - Sotho Tyg Ian hat nachhaltig dafür gesorgt.
Glücklicherweise hat der Sotho den Widerstand aller Galaktiker nicht brechen können - und daher besteht Hoffnung, daß sich die Situation in der Milchstraße eines Tages zum Besseren wenden möge. Auch in ESTARTU selbst, dem Reich der 12 Galaxien, wo die Ewigen Krieger seit Jahrtausenden ihre Herrschaft ausüben, regt sich immer noch Widerstand. Während dort vor allem die Gänger des Netzes aktiv sind, zu denen auch Perry Rhodan und andere prominente Galaktiker gehören, wird der Widerstand in der Milchstraße vornehmlich von der GOI (GROUP ORGANIC INDEPENDENCE), einer von Julian Tifflor geleiteten Geheimorganisation, getragen. Nach ihrer Befreiung aus der Gewalt des Schrecklichen Jägers treten die 13 Überlebenden der AVIGNON in die Dienste der GOI - und sie übernehmen eine HEISSE FRACHT FÜR TERRA...
Die Hauptpersonen des Romans:
Bonifazio „Fazzy" Slutch - Bullys Kurier im Machtbereich des Sothos Tyg Ian.
Veeghr und Vaa Zelkor - Zwei von Fazzys überlebenden Begleitern.
Julian Tifflor - Chef der GOI.
Hillong Paffer - Ein alkoholisierter Tourist.
Fjondar Eskorodul - Ein Überschwerer auf Tahun.
Mossek ban Osfar - Oberhaupt einer Springersippe.
1.
Wenn einer sich hätte ein Bild ausdenken sollen, das zu Bonifazio Slutchs Stimmung paßte, es hätte ihm nicht besser gelingen können. Auf der Videofläche, die in der Ecke links neben der Tür schwebte, glomm der düsterrote Lichtfleck eines Sterns, der so alt war, daß er sich vermutlich noch an die ersten Tage der Schöpfung erinnern konnte.
Bonifazio „Fazzy" Slutch lag lang ausgestreckt auf einer pneumatischen Liege in einer Medo-Kabine an Bord des Raumschiffs RINGWORLD. Er hatte eine Stunde geschlafen.
Er fühlte sich ausgeruht und gekräftigt. Nur in seiner Seele, da war ein Loch - eine finstere Höhle, in der Mutlosigkeit und Verzweiflung sich einquartiert hatten.
Neun oder zehn Stunden war es her, seit Fazzy mitsamt den letzten Überlebenden der AVIGNON aus dem brennenden Weltraumfort der Fuata Jeshi befreit worden war. Wie ein Alptraum lag ihm die Erinnerung an die grausamen Ereignisse, die sich an Bord des Feresh Tovaar 185 abgespielt hatten, auf der Seele. Einen nach dem ändern hatte er sie sterben sehen. Zuerst Megan Suhr, die so etwas wie Liebe in seinem Herzen entfacht hatte. Vierzig waren sie gewesen, als sie an Bord des Virenschiffs von Absantha-Gom aufbrachen - eine Kurierexpedition, die dem terranischen Widerstand in der Milchstraße Nachricht von geheimnisvollen Vorgängen im Bereich der Mächtigkeitsballung ESTARTU überbringen sollte. Zwei hatten ihr Leben verloren, als die AVIGNON in das psionische Wirbelfeld des kosmischen Leuchtfeuers Gume Shujaa gerissen und bis in die Grundfesten erschüttert wurde. Dreizehn waren sie jetzt noch. Den Rest hatte Windaji Kutisha auf dem Gewissen, der Schreckliche Jäger.
Auf dem Bild wanderte das trübe, rote Auge der fremden Sonne langsam seitwärts. Die RINGWORLD bewegte sich mit bedeutender Geschwindigkeit. Ein kleiner Lichtfleck kam in Sicht, wurde größer und enthüllte die Kontur einer Sichel.
Die Tür ging auf. Armond Mays, der Mediker, trat ein. Er war das einzige Besatzungsmitglied der RINGWORLD, das Fazzy Slutch bisher zu sehen bekommen hatte.
„Wieder wach?" erkundigte er sich freundlich. „Nicht mehr lange bis zur Landung. Hast du Wünsche? Hunger? Durst?"
Fazzy schüttelte den Kopf. „Was machen die anderen?" wollte er wissen.
„Sind wohlauf", antwortete Mays. „Mach dir um sie keine Sorgen."
Fazzy Slutch hatte sich aufgerichtet. Er wies in Richtung der Videofläche.
„Was ist das für ein Stern dort?" fragte er.
„Ypsilondreineunzwo Sagittarii." Armond Mays' Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Kein Name?"
„Kein Name. Die GOI verkriecht sich vorzugsweise an namenlosen Orten."
Die Sichel des einsamen Planeten
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